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Kotzmotz der Zauberer

Kotzmotz der Zauberer

Titel: Kotzmotz der Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Werner
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noch mal. Du lernst das schon!«
    Und er kletterte schnurstracks an dem Sessel hoch, kletterte dem verblüfften Zauberer auf seinen zerknitterten, düsteren Mantel, schaute erwartungsvoll zu ihm hoch und wollte gerade »Los, fang an!« sagen, da merkte er, dass etwas nicht stimmte.
    Die Augen des Zauberers waren gewitterwolkenschwarz und wilde Blitze zuckten darin hin und her.
    »Oooh«, sagte der zerzauste Hase und legte seine Stirn in kummervolle F alten. »Entschuldige, ich merke gerade, dass es dir gar keinen Spaß macht. Das tut mir leid!«
    Er kletterte ein kleines Stückchen höher.
    »Das muss an diesem Haus liegen, weißt du. Das macht einfach wütend oder traurig oder müde oder alles zusammen, und nichts, nichts macht mehr Freude. Daran kann man gar nichts machen, stimmt’s?«
    Und er kletterte weiter an dem fledermausgrauschwarzen Mantel hoch, reckte vorsichtig und langsam eine Vorderpfote nach oben und streichelte dem Zauberer ein ganz kleines bisschen übers Gesicht.
    »MONAROSADELLA!«, flüsterte er und schaute dabei dem Zauberer tief in die Augen.
    Und da passierte etwas sehr Merkwürdiges und so etwas war dem Zauberer in seinem ganzen langen Zaubererleben noch NIE passiert. Seine gewitterdunklen Augen wurden sommernachtsamtschwarz und die Blitze verwandelten sich in tanzende Glühwürmchensterne. Und seine Augen wurden sanft und müde.
    Und so ein merkwürdiges Wort hatte er noch nie gehört, das dazu noch so seltsam klang, dass er davon eine Gänsehaut bekam und einen Schauer im Herzen.
    »Sag es noch einmal«, krächzte er, denn seine Stimme war vom vielen Schreien ganz heiser geworden.
    Und der zerzauste Hase reckte sich zu ihm hoch und flüsterte:
    »MONAROSADELLA!«
    Ein brunnentiefer Seufzer stieg in dem Zauberer hoch und dann schloss er die müden Augen und krächzte:
    »Das tut gut!«
    Und nach dem nächsten Seufzer murmelte er:
    »Bleib noch etwas da!«
    Und nach dem dritten tiefen, tiefen Seufzer war er eingeschlafen und die vielen Zornesfalten auf seiner Stirn wurden glatt und ruhten sich aus.
    »Ich pass auf dich auf«, flüsterte der zerzauste Hase und rollte sich auf dem Schoß des Zauberers zusammen und achtete sehr sorgfältig auf dessen Atemzüge.
    Alles klar, dachte der kleine Hase. Ich weiß Bescheid. Er war einfach zu lange allein ...
    Und ehe er sich’s versah, war auch er tief und fest eingeschlafen.
    Und auch die tanzenden Staubkörnchen waren müde geworden und legten sich auf die Möbel und auf die Nasenspitze des Zauberers und rührten sich nicht mehr.
    Und draußen sagte die Sonne zum Mond:
    »Mach’s gut!«
    Und der Mond sagte zu ihr:
    »Gute Nacht!«
    Und dann ging sie schlafen und der Mond ging an seine Arbeit.

    Und die allerkleinste Fliege summte noch ein letztes Mal: »MONAROSADELLA.«
    Und dann faltete sie ihre klitzekleinen Flügelchen auseinander und flog in ihre klitzekleinen Fliegenträume.
    Und der Mond kuschelte sich in die Wolken und ließ sich umarmen.
Und die Nacht legte ihren Frieden wie eine warme Decke über das Haus.

A ls der frühe Morgenhimmel der Nacht einen zartrosa Abschiedskuss gab, schlug der Zauberer Kotzmotz seine Augen auf und wusste lange Zeit nicht, wo er war und wer er war.
    Seine rabenflügelschwarze Wut hockte irgendwo in seinem Bauch und hatte den Kopf in den Federn vergraben und schlief noch.
    Ein unbekanntes, sanftes Gefühl regte sich in ihm und er blieb ganz still sitzen und wunderte sich. Er wollte nichts wissen, nichts tun, nichts denken, nichts wünschen, nur dieses seltsame Gefühl bewahren, von dem er eine Gänsehaut bekam und einen Schauer im Herzen.
    Und da war etwas Kleines, Weiches auf seinem Bauch, das war warm und atmete.
    Und im Zimmer wuchsen helle und leuchtende Flecken an den grautrüben Wänden, denn das Sonnenlicht tanzte in den neuen Tag und begrüßte ihn.

    Der Zauberer saß ganz still, und als ein Sonnenfleck über sein Gesicht huschte, zog eine fremde Sehnsucht an seinem Herzen und zog und zog.
    Seine Augen und sein Herz ruhten sich aus und in seinem Schoß fühlte er wieder etwas Kleines, Weiches, das warm war und atmete.
    Und der immer zerzauste Hase mit dem einen Knick im Ohr öffnete die Augen.
    »Oooh!«, sagte er, als er das spielende Licht im Zimmer sah, und er reckte und streckte sich und stieß dabei seine Hinterpfoten dem Zauberer aus Versehen in den Bauch.
    AU!
    Der erschrak und wusste auf der Stelle wieder, wer er war und wo er war.
    Und seine rabenflügelschwarze Wut wurde auf der Stelle
    wach

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