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KR071 - Ich sprengte die Mordfirma

KR071 - Ich sprengte die Mordfirma

Titel: KR071 - Ich sprengte die Mordfirma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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Reihe nach aus seinen hervorstehenden, merkwürdig blicklosen Augen an. »Das ist also Jolly Almanti«, sagte Mister MacFarlan, »der Mann, der sich selbst beim Polizeirevier beschuldigte, dreiundzwanzig Jahre alt, italienischer Herkunft. Wegen zweier kleiner Verbrechen wurde er einmal mit zehn Monaten Gefängnis vorbestraft. Er lebt im Schlachthofviertel als Untermieter bei einem griechischen Apfelsinenhändler.« Ich sah mir den Knaben genauer an. Er hatte breite Schultern und ein Gesicht von einer groben, brutalen Schönheit. Sicher war er bei den verrufenen Mädchen seiner Straße sehr beliebt gewesen.
    George MacFarlan zog seinen Stuhl näher zu dem Gefesselten heran, der ängstlich mit dem Kopf vor ihm zurückwich.
    »Wollen wir uns etwas unterhalten, Jolly«, sagte er freundlich wie zu einem Kind. »Erzähle uns ein wenig, was du früher getrieben hast«. Almanti antwortete nicht. Er starrte ihn nur an.
    »Hast du nicht ’ne Menge Leute umgebracht?«, fragte MacFarlan beharrlich weiter. »Erzähle davon!«
    »Viele getötet«, gurgelte der Gefesselte, als könne er kein Englisch. »Immer brav Befehle ausgeführt.«
    »Und wer hat den Befehl erteilt?«
    Keine Antwort.
    »Ich fürchte, Ihre Mühe ist heute vergeblich, Sir«, mischte sich einer der Männer ein, die ihn gebracht hatten. »Nach einem Anfall antwortet er nie etwas Zusammenhängendes.«
    Ich sah mir die Uniform der Männer genauer an. Auf dem Armen trugen sie eine Inschrift: »Hudson-Hospital«. Lieber säße ich in Sing-Sing als dort, denn das Hudson-Hospital ist das New Yorker Irrenhaus für unheilbar Kranke.
    Noch bevor ich mit meinen Überlegungen zu Ende war, sagte MacFarlan: »Die Untersuchungen der Ärzte sind abgeschlossen. Sie haben Jolly Almanti für unheilbar geisteskrank erklärt. Er leidet an Verfolgungswahn.«
    Er entnahm seiner Aktentasche eine schmale Rolle.
    »Lassen Sie bitte ein Tonbandgerät kommen, Mister High«, bat er.
    Mein Chef gab die entsprechenden Anweisungen. Als das Gerät gebracht worden war, spannte der Chicagoer das Tonband ein. »Dieses Band«, erklärte er, »haben die Cops gleich auf dem Polizeirevier 21 unmittelbar nach den ersten Worten Jollys mitgeschnitten. Er sagt darauf alles, was wir von ihm erfahren konnten. Mehr haben wir in einem halben Dutzend weiterer Verhöre nicht herausbekommen. Ich glaube auch nicht, dass er überhaupt mehr weiß.«
    Er schaltete das Gerät ein. Das Band lief. Wir starrten alle darauf. Urplötzlich kam aus dem Lautsprecher ein solcher Schrei, dass wir alle, selbst MacFarlan, der es schon kennen musste, zusammenzuckten. Unmittelbar nach dem Schrei sprach eine Stimme, unverkennbar Jollys Stimme, schnell und stoßend wie ein Maschinengewehr.
    »Bringt mich in Sicherheit! Sie sind hinter mir her! Sie wollen mich töten, weil ich getötet habe. Bitte, bitte, schließt doch die Tür! Warum macht ihr die Tür nicht zu? Sie kommen! Seht ihr nicht, dass sie kommen? Da sind sie! Da… Da!«
    Eine tiefe Männerstimme, die Stimme des Wachhabenden, beruhigte. »Langsam, mein Junge. Sei schön ruhig. Hier sind lauter nette Leute, die es gut mit dir meinen. Was hast du auf dem Herzen? Schieß los!«
    »Die Tür! Macht die Tür zu! Sie kommen! Da…!«
    »Gut, wenn du absolut willst, machen wir die Tür zu. Pitt, mach den Laden dicht.«
    Man hörte Schritte und das Schlagen einer Tür, dann sprach die tiefe Stimme weiter:
    »Siehst du, jetzt ist die Tür zu. Jetzt kommt niemand mehr herein. Lade den Schutt von deiner Seele.«
    »Sie wollen mich umbringen, weil ich sie getötet habe. Der Letzte, der aus New York, der ist hinter mir her und hat die zwei anderen mobil gemacht. Schon auf dem Bahnhof habe ich ihn gesehen, obwohl ich ihn doch in der Nacht durch den Kopf schoss. Er stieg in den gleichen Zug wie ich. Während der Fahrt wollte er in mein Abteil eindringen. Ich schloss ab. Ich hielt die Tür zu. Erst kurz vor Chicago ging er fort, aber als ich aus dem Zug sprang, stand er auf dem Bahnhof, und jetzt waren auch die beiden anderen bei ihm.«
    Die Stimme des Polizisten sagte: »Interessant! Schalte das Tonbandgerät ein, Pitt!« Ein anderer Beamte antwortete: »Läuft schon lange.«
    »Wie hieß denn der Mann, der dir von New York aus gefolgt ist?«
    »Prester Johnson. Ich schoss ihn am Hafen in den Kopf, als er aus seinem Büro kam. Er fiel um wie ein Sack, und ich warf ihn ins Wasser, aber trotzdem war er im Zug. Er war auch noch nass. Sein Anzug triefte, und von seinem Kopf liefen Wasser und

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