KR071 - Ich sprengte die Mordfirma
wahrscheinlich mehr weh als ihm, aber ich machte es noch zwei Mal und bekam etwas Luft, genug jedenfalls, um das rechte Knie anzuziehen, es ihm in den Magen zu stoßen.
Ich sprang zwei Schritte zurück, um erst einmal von der Rutsche zu kommen. Costler folgte mir, geduckt, die Fäuste schlagbereit. Als er ausholte kam ich ihm zuvor und traf ihn wuchtig ins Gesicht. Er prallte zurück, ging aber nicht zu Boden. Er schüttelte den Kopf wie ein Ochse, der mit dem Peitschenstiel eins über die Nase bekommen hat und den Schmerz fortschütteln will. Dann setzte er zu einem neuen Sprung an.
Ich weiß nicht, wie es geschah. Plötzlich rutschten ihm auf dem glitschigen Boden die Beine weg, ohne dass ich ihn berührt hätte. Sein Körper fiel nach hinten, halb ins Leere.
Für einen Augenblick schien es, als würde er das Gleichgewicht wiederfinden. Ich sprang hinzu, um ihn zu halten, aber ich kam zu spät. Er glitt bereits, langsam, wie im Zeitlupentempo, dann schneller, immer schneller und jetzt schien er zu begreifen, was geschehen war. Er schrie furchtbar, unmenschlich, aber es half ihm nichts. Auf dem Rücken liegend, den Kopf voran rutschte er in den Tod. Sein Schrei gellte, vielleicht nur fünf Sekunden. Mir erschien es fünf Ewigkeiten. Dann ertönte ein nicht lautes Geräusch, ein dumpfes Plopp, aber doch war mir, ein erzitterten unter diesem Laut die Grundfesten des ganzen Gebäudes. Mit dem dumpfen Geräusch brach das Geschrei ab. Roger Costler, der Mann, der aus dem Mord ein Geschäft gemacht hatte, war nicht mehr.
***
Irgendwie fanden wir aus dem Gittergewirr nach unten. Wir brauchten nicht lange nach der Stelle zu suchen. In einem großen Halbkreis standen G-men und Cops um einen bestimmten Punkt des Saales. Ich drängte mich durch und geriet an MacFarlans Seite. Mein Blick fiel auf Roger Costler, oder richtiger gesagt, auf das, was noch von ihm übrig war. Der Bolzen, bemessen zur Tötung von Ochsen, hatte ihm den Schädel völlig zertrümmert.
»War es nötig, Cotton?«, fragte MacFarlan.
Ich zuckte die Achsel. »Er fiel von selbst. Meine Hand hat ihn nicht berührt. Wenn Sie wollen, so können Sie es als eine besondere Art von Gerechtigkeit betrachten.«
Er wandte den Blick von dem Toten. »Erledigt«, sagte er hart. »Wir haben noch einiges zu tun.«
Wir fuhren in die Wohnung Roger Costlers und veranstalteten eine gründliche Durchsuchung. Sie dauerte lange, aber schließlich fanden wir, was wir suchten: dicke Aktenstöße, Fotografien, Tonbänder, Quittungen, Listen. Die Unterlagen von insgesamt achtundzwanzig Mordtaten, ausgeführt von Costler und seinen Leuten im Auftrag anderer Menschen.
Wir nahmen die Sichtung des Materials noch in der gleichen Nacht vor und noch vor dem Morgengrauen gingen Depeschen an die FBI-Büros in elf Städten der Vereinigten Staaten. In den frühen Morgenstunden wurde an die Tür von achtundzwanzig Bürgern geklopft, aber es war nicht der Milchmann, sondern die Polizei, und sie verhaftete die braven und angesehenen Bürger, die geglaubt hatten, sie könnten einen Mord in Auftrag geben wie die Anfertigung eines Kleidungsstückes.
***
Die Tage, die ich noch in Chicago blieb, verbrachte ich hauptsächlich an Phils Bett. Als er zum ersten Mal die Augen aufmachte und mich sah, flüsterte er: »Habt ihr ihn?«
»Du Idiot«, sagte ich, »es macht mir einen Riesenspaß, Gangster zu fangen, ich gebe es zu, aber wenn du dir dabei ständig Löcher holst, vermindert das meine Freude an der Sache gewaltig. Also bessere dich gefälligst, sonst lasse ich dich in Zukunft zu Hause.«
Er lächelte nur und schloss die Augen wieder.
Hin und wieder ging ich zu MacFarlan ins Büro. Als ich ihn eines Tages besuchte, fand ich Large bei ihm. Der Chicago-Chef bot mir eine Zigarette und einen Drink an und lehnte sich zu einem Plauderstündchen zurück.
»Die Angelegenheit ist abgeschlossen. Die Unterlagen wurden den Staatsanwaltschaften zugestellt. In nächster Zeit werden achtundzwanzig Prozesse stattfinden. Dazu noch der Prozess Luis Gresmers und Jeffs, die einzigen der Bande, die am Leben geblieben sind, aber ich hoffe, die Geschworenen werden sie ihrem Chef nachschicken. Wir übersehen den Fall jetzt klarer. Roger Costler war tatsächlich der Initiator der Idee. Er spielte und brauchte mehr Geld, als er vom dem alten Podserky bekam. Darum suchte er nach einer Gelegenheit, seinen Onkel umbringen zu lassen, aber er konnte diese Gelegenheit nicht in der vollkommenen Form finden. Das brachte
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