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KR071 - Ich sprengte die Mordfirma

KR071 - Ich sprengte die Mordfirma

Titel: KR071 - Ich sprengte die Mordfirma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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Connecticut, fünfzehnhundert Einwohner, und für mich ist jede Großstadt imponierend. Wir standen am Abteilfenster und betrachteten die neue Stätte unseres Wirkens. Der Unterschied zu New York schien uns nicht gerade groß. Auch hier Wolkenkratzer und Hochhäuser, enge Straßenschluchten, dunkle Slumviertel, herrliche Parkanlagen und breite Ausfallstraßen, alles in bunter Mischung für jeden Geschmack vorhanden. Der Zug donnerte langsam an riesigen, lang gestreckten Hallen vorüber, die sich auf Meilenlänge ineinander verschachtelten.
    »Ich glaube, das ist unsere neue Heimat«, bemerkte Phil, »das Schlachthofviertel.«
    Dann wölbte sich die Halle des Hauptbahnhofes über uns. Die Bremsen schlugen an, der Dampf zischte, unser Zug stand.
    Wir vertrauten unser Gepäck einem Träger an, der es zu den Aufbewahrungsfächern schleppte, die wie überdimensionale Brieffächer nebeneinanderlagen. Man wirft zehn Cents in einen Schlitz. Dadurch löst sich die Sperre am Schlüssel. Man packt seinen Koffer in das Fach, schließt ab und geht.
    Wir gingen zum nächsten Telefon und riefen die Nummer ACK 55886 an. Eine sympathische Männerstimme meldete sich.
    »Lesly Carron von der Fulton Inc.«, sagte ich. »Mister Large, wir sind eben in Ihrer schönen Stadt eingetroffen.«
    Am anderen Ende lachte Frank Large, der Beamte des FBI Chicago, der als Verbindungsmann abgestellt war.
    »Mister Cotton, nicht wahr? Freue mich, telefonisch Ihre Bekanntschaft zu machen. Der Chef hat mich informiert. Er kam gestern mit dem Flugzeug von New York zurück. Herrliche Beschäftigung, die er mir zugedacht hat. Ich darf mich nicht vom Telefon rühren. Zwei Dutzend Bücher habe ich mir kommen lassen. Machen Sie nur schnell, damit ich bald erlöst werde.«
    »Werden tun, was wir können. Geben Sie uns einen Tipp, wo wir sauber und geeignet wohnen können.«
    »Ich habe schon darüber nachgedacht«, antwortete er. »Am besten wohnen Sie im Schlachthofviertel selbst. In der Lasbond Street gibt es ein kleines Hotel, nicht gerade erster Rang, aber auch nicht besonders verrufen. Wenn Sie dort Zimmer bekommen können, sind Sie an der richtigen Stelle.«
    »In Ordnung. Wir werden versuchen, dort unterzukommen. Wenn wir euch brauchen, rufen wir an, aber nur noch unter den Namen Lesly Carron oder John Myser. Wollen wir ein Stichwort verabreden, falls dicke Luft ist und wir sofortige Hilfe benötigen? Es könnte sein, dass wir nicht ungehindert telefonieren können.«
    Ich dachte einen Augenblick lang nach, dann schlug ich vor: »Wir ernennen Sie zu unserem Chicagoer Generalvertreter. Wenn wir anrufen und Ihnen sagen: ›Liefert morgen zwei Geräte an folgende Adresse‹, dann sorgen Sie dafür, dass sofort ein Dutzend Männer angebraust kommt.«
    »Ich habe es mir notiert«, antwortete Large. »Alles für heute? Hals- und Beinbruch.«
    Ich hängte ein. »So Phil, jetzt ein Frühstück, dann ein Taxi und dann auf in die Lasbondstreet.« Und so verfuhren wir auch.
    Um neun Uhr gondelten wir in einem Taxi langsam durch das Schlachthofviertel.
    Phil rümpfte die Nase. »Parfüm wird hier offenbar nicht hergestellt.« Wie eine Wolke lagerte der Geruch von versengten Haaren, untermischt mit dem süßlichen Gestank von Blut über der ganzen Gegend. Rudel von schmutzigen Kindern aller Hautfarben wälzten sich in den Gossen, prügelten und beschimpften sich in allen Sprachen der Welt. In den Haustüren standen klatschende, schmierige Frauen mit verzottelten Haaren. Fliegende Händler schrien ihre unappetitlichen Waren aus. Halbwüchsige Burschen lümmelten sich an den Ecken herum. Ein paar Mädchen stelzten auf hochhackigen Schuhen über das Pflaster.
    Die Lasbondstreet sah nicht besser aus. Einige Kneipen und drei oder vier Läden machten sie zur Geschäftsstraße der Gegend. Der Taxifahrer hielt vor einem kleinen Haus, das sich zwischen zwei Mietskasernen klemmte. Ein schiefes, verwaschenes Schild mit der Aufschrift »Hotel« zeigte uns, das wir am Ziel waren.
    Der gute Frank Large schien einen merkwürdigen Begriff von Hotels zu haben, wenn er diese Bruchbude als immerhin verwendbar bezeichnete. Nach einem gegenseitig tröstenden Blick stiefelten Phil und ich hinein. Die Drehtür kreischte in den Lagern.
    Das Foyer, wenn man den trostlosen Raum so nennen will, war mit zwei Korbsesseln und einer verstaubten Topfpalme geschmückt. Eine schief getretene Treppe führte zu den oberen Räumen. Am Fuß dieser Treppe saß hinter einem Pult ein kleiner, älterer Mann

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