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KR079 - Ich zerschlug das Rauschgift-Syndikat

KR079 - Ich zerschlug das Rauschgift-Syndikat

Titel: KR079 - Ich zerschlug das Rauschgift-Syndikat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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nicht, sondern steckte mir in Ruhe eine Zigarette an.
    »Ich fürchte, ich kann Ihnen die gewünschten Auskünfte nicht geben«, sagte er dann langsam, und jetzt lag klarer Haß auf seinem Gesicht.
    »Gut«, sagte ich, »aber vergessen Sie nicht, daß es auch andere Methoden gibt. Ich könnte zum Beispiel diese Tür abschließen und versuchen, wie viel ein alter Mann noch aushält.«
    Er lächelte flüchtig. »Ich würde in diesem Falle auf den Knopf an meinem Schreibtisch drücken, den Sie hier sehen, Mister G-man, und meine Leute kämen herbeigestürzt. Und meines Wissens hat sogar die Polizei etwas gegen die Methode, die Sie mir vorhin androhten.«
    Ich ging langsam zur Tür.
    »Es macht mir wenig aus, Wong-Chu«, antwortete ich mit Nachdruck, »mich auch gegen die Polizei zu stellen. Ich brauche mir nur vorzustellen, was Ihre Leute mit Arthur Masson gemacht haben, und ich vergesse nicht nur die Bestimmungen des Reglements für Beamte im Polizeidienst, sondern auch noch die Gebote der Nächstenliebe und die Ehrfurcht, die man mir vor einem grauen Haupte beigebracht hat. – Lassen Sie sich das gut durch den Kopf gehen. Ich werde Sie bald wieder besuchen.«
    Ich stieß die Tür auf. Im Vorraum stand der Oberkellner Chan-Chai mit der Narbe über dem Auge. Ich fand die Gelegenheit günstig, auch ihn noch ein wenig zu erschrecken, und außerdem war ich gerade in Fahrt. Ich schnappte ihn mir an den Jackenaufschlägen.
    »Ich weiß, daß du ein treuer Diener deines Herrn bist«, sagte ich, »wahrscheinlich die rechte Hand bei Tag oder Nacht. Ich habe deinem Chef angedroht, daß ich ihn in die Hölle schicke, wenn er nicht freiwillig hinter Gitter geht, und ich werde nicht zögern, dich mit ihm in den gleichen Zug zu stecken! Verstanden?«
    »Ja, Sir«, lispelte er, aber sein Gesicht war ohne Lächeln, und ich wußte mit instinktiver Sicherheit, daß der Bursche und ich noch einmal hart aneinandergeraten würden.
    Ich ließ ihn los und ging durch die »Opiumhöhle« zurück. Auf einem der Diwane lag Phil und nuckelte an einer Pfeife. Als er mich wohlbehalten sah, atmete er so tief auf, daß er sich verschluckte und gewaltig husten mußte. Im Vorübergehen legte ich Daumen und Zeigefinger aneinander. Das galt als Zeichen, daß er mir folgen sollte.
    Ich verließ das ›Shanghai‹ und ging aus dem Chinesenviertel hinaus. Ich ging langsam, bis ich merkte, daß Phil in Sichtweite hinter mir war.
    Den Mercury hatte ich an einer Ecke der Cash Street stehen. Auf dem Wege dorthin überlegte ich mir, was ich erreicht hatte. Schön, ich hatte ein wenig den wilden Mann gespielt, und es sah so aus, als hätte Wong-Chu eine Menge Angst vor mir bekommen. Fragte sich nur, welche Auswirkungen diese Angst haben würde. Ich wollte, daß sie versuchen sollten, mich zu beseitigen, aber wahrscheinlicher war es, daß Wong-Chu, wenn er in Ruhe überlegte, dahinterkam, daß ich nur angeberisch auf die Pauke gehauen hatte, nicht annähernd soviel wußte, wie ich zu wissen behauptete, und überhaupt relativ ungefährlich war. Als kluge Leute würden sie ihren Opiumverkauf vorübergehend stillegen, bis alle unsere Aktionen im Sande verlaufen waren.
    Dennoch hoffte ich, sie würden sich bei aller Raffinesse nicht wie kluge Leute benehmen, und ich hoffte es nicht ohne Grund. Der Rauschgifthandel duldet keine Unterbrechung des Geschäftes. Die Süchtigen verlangen ihr Opiat ständig und mit ungeduldiger Gier. Ein Händler, der nicht immer und prompt liefern kann, verliert mit einem Schlage seine gesamte Kundschaft, sobald er ohne Ware ist. Der kleine Straßenhändler aber kauft nicht mehr bei dem großen Schmuggler, der ihn einmal im Stich gelassen hat.
    Es mag sich zynisch anhören, in dem Ton über ein Geschäft mit dem Unglück anderer Menschen zu sprechen, aber auch dieses Geschäft unterliegt gewissen Regeln. So durfte ich doch einige Hoffnungen haben, daß Wong-Chu seine schleichende Totschlägergarde auf mich losließ und daß es dabei eine Gelegenheit geben würde, nicht nur seine Leute, sondern auch ihn zu fassen.
    Ich erreichte den Wagen, schloß auf und setzte mich hinter das Steuer. Fünf Minuten später erschien Phil und warf sich auf den Beifahrersitz. Ich ließ den Motor anspringen. Der Mercury rollte langsam der Innenstadt zu.
    »Sind sie mir gefolgt?« fragte ich.
    »Nein, ich paßte sehr gut auf. Niemand war hinter uns.«
    »Konntest du Dr. Lung informieren?«
    »Nicht nur das. Er servierte mir einen Drink, an dem ich mich um ein

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