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KR079 - Ich zerschlug das Rauschgift-Syndikat

KR079 - Ich zerschlug das Rauschgift-Syndikat

Titel: KR079 - Ich zerschlug das Rauschgift-Syndikat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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leiden konnte. Der Mann hieß Jerry Cotton und war der größte Idiot, der auf Gottes Erdboden herumlief. Die Burschen hatten mich über den Löffel barbiert, daß es nur so eine Art war. Es sah verdammt so aus, als bliebe mir nur zu überlegen, ob mein Beerdigungsorchester mehr Posaunen oder Trompeten haben würde.
    »Gute Arbeit«, sagte ich resigniert. »Kannst du mir wenigstens noch verraten, wie du an die Kanone kommst?«
    »Sehr einfach«, grinste er und griff an mir vorbei in meine Jacke, holte die Null-acht heraus und warf sie in den Fond auf den Rücksitz, »der Portier, der auf den Namen Tang-lu hört, legte sie, kurz bevor ich Sie anrief, auf den Boden des Wagens. Sie pflegen die Türen Ihres Autos nur selten abzuschließen. So konnte ich die Waffe aufnehmen.«
    »Tang-lu war also auch mit von der Partie?«
    »Selbstverständlich, Sir.«
    »Und er wußte, daß er heute abend noch k.o. geschlagen wurde?«
    »Der Herr wird ihm ein großes Pflaster aus Dollars auf die Wunde legen. Außerdem entlastet ihn der Niederschlag in den Augen der Polizei.«
    »Über die Schießerei warst du ebenfalls informiert?«
    »Gewiß. Sie sollte erreichen, daß Sie den Wagen nicht untersuchten. Sie hat es erreicht.«
    »Gewiß«, ahmte ich ihm nach, »aber was hast du damit erreicht?«
    »Die Gelegenheit, Sie von den Wegen meines Herrn zu entfernen.«
    Ich lachte. Tatsächlich, ich bekam es noch fertig zu lachen, obwohl mich fror.
    »Das dürfte teuer für Sie werden, lieber Chan-Chai. Sieh her, ich habe die Hände am Steuer, den Fuß auf dem Gashebel. Wenn ich ihn durchtrete, bringt es der Wagen auf fast hundert Meilen. Selbst wenn du dann abdrückst, kracht die Karre noch gegen eine Mauer oder einen Laternenpfahl, und einen Unfall bei hundert Meilen überlebt kein Mensch. Dann sehen wir uns also nach unserem gemeinsamen Tod sofort wieder. Allerdings müssen wir uns gleich trennen, weil du für die Hölle bestimmt bist.«
    »Mit einer solchen Drohung habe ich gerechnet«, sagte er, jetzt ohne Lächeln, »als ich den Auftrag meines Herrn übernahm. Sie werden dadurch nichts an ihrem Geschick ändern, Mister G-man.«
    Ich hörte seiner Stimme an, daß er die Wahrheit sprach. Natürlich würde ich versuchen, ihn auf diese Weise mitzunehmen, wenn es keinen anderen Ausweg gab, aber noch war ich nicht bereit, mich verloren zu geben. Chan-Chai schien die Absicht zu haben, mich an einen bestimmten Ort zu bringen, obwohl er mich bisher hatte fahren lassen, wie ich wollte. Bis dahin konnte noch viel passieren.
    Wir fuhren jetzt durch die Innenstadt von San Francisco. Bisher hatte ich immer noch den Weg zum FBI-Hauptquartier eingehalten. Ich mußte die nächste Querstraße rechts einbiegen, wenn ich hinkommen wollte, aber Chan-Chai mischte sich ein.
    »Fahren Sie geradeaus«, sagte er und drückte den Revolverlauf um ein kleines mehr gegen meine Rippen.
    Ich mußte gehorchen. Wenig später bekamen wir an einer Kreuzung rotes Licht. Ich bremste. Die Fußgänger strömten vor uns über die Gehbahnen. Noch nie in meinem Leben habe ich einen Fußgänger so beneidet. Ich hätte jedem das ganze Mercury-Auto samt Inhalt gern geschenkt.
    Der Wagen stand direkt am Bordstein. Am Seitenfenster bummelte knüppelschwingend ein Cop vorbei.
    Ich überlegte, ob ich brüllen sollte. Eine Kugel bekam ich sicher verpaßt, aber bei einigem Glück konnte ich sie vielleicht nach drei Monaten Krankenhaus verdaut haben. Nur – die Zeitspanne, die ein Finger zum Abziehen braucht, ist verflucht kurz, und bevor der Cop aus seiner guten Laune erwachte, hatte Chan-Chai mir das ganze Magazin in den Leib gejagt.
    Wir bekamen grünes Licht. »Bitte fahren«, sagte Chan-Chai. Ich fuhr an. Die Gelegenheit war vorbei.
    Von diesem Augenblick an bestimmte der Chinese die Richtung. Er gab einsilbige Weisungen: »Links! Rechts! Rechts!« Wir fuhren fast eine Stunde. Ich dachte daran, daß Phil längst unruhig nach der Uhr sah. Ihm passierte das gleiche wie mir mit Masson, und – tja – mir passierte ja auch das gleiche wie Masson. Die Umstände ähnelten sich ungeheuer, nur daß sie nicht mehr wagten, mich im Gebäude abzutun.
    Die Gegend wurde immer häuserleerer, geradezu öde. Es wurde wohl Zeit, sich zu überlegen, ob ich versuchen wollte, davonzukommen, oder meinen Henker mitzunehmen.
    »Daß ich zu meinem Begräbnis fahre, ist mir klar«, sagte ich zu Chan-Chai, der in den letzten zehn Minuten kein Wort mehr gesprochen hatte. »Ich wüßte nur gern, wo mein Grab

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