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KR109 - Ich fuhr mit dem Tod Karussell

KR109 - Ich fuhr mit dem Tod Karussell

Titel: KR109 - Ich fuhr mit dem Tod Karussell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich fuhr mit dem Tod Karussell
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hoch.
    »Weiß nicht. Abwarten!«
    »Worauf warten?«
    »Auf einen Anruf Sams. Im übrigen habe ich keine Lust mehr, und es ist ja auch nicht unser Fall. Wir haben Urlaub.«
    Phil fuhr fort: »Hast du nicht selbst gesagt, daß Al unseren Urlaub angetreten hat? Al ist angeschossen worden, Jerry. Und hast du vergessen, was du für eine Wut im Bauch hattest nach der Unterredung mit dieser jungen Engländerin, deren Mann verschwunden ist?«
    Ich trank mein Glas aus, goß es erneut voll, randvoll und pur, trank es aus.
    Ich hatte das Gefühl, als müsse ich es an die Wand werfen.
    Vielleicht verschwand in diesem Augenblick schon wieder einer, und man saß hier und saß und…
    »Stell den Polizeifunk an!« sagte ich.
    »Der hat das langweiligste Programm, was es gibt«, meinte Phil und ging zum Radioschrank.
    Er wollte zum Radioschrank gehen.
    Aber das Telefon schrillte plötzlich auf, drängte sich alarmierend in unsar dumpfes Dahinbrüten.
    Phil war mit zwei Schritten am Apparat. Ich brauchte drei.
    Ich streckte die Hand aus und reichte Phil den zweiten Hörer.
    »Jerry?«
    »Jerry Cotton.«
    »Sam Croach.«
    Das war es, worauf wir gewartet hatten. Wir gefroren förmlich.
    »Ich habe heute schon einmal angerufen, mußte einhängen. Sie sind hinter mir her. Geschieht mir recht. Ich habe wie ein Schwein gehandelt. Hören Sie, Jerry, haben Sie mir gestern den Film aus der Kamera gestohlen?«
    »Ja.«
    »Frag ihn, wer hinter ihm her ist und warum«, flüsterte Phil.
    »Ja, wir haben den Film«, sagte ich.
    Sam atmete auf. »Verwahren Sie ihn gut und bringen Sie ihn morgen in mein Stahlfach in der National Bank. Sie werden ihn dort deponieren. Sollte ich mich binnen drei Tagen nicht gemeldet haben, steht Ihnen der Film zur Verfügung!«
    »Sam, wer ist hinter Ihnen her? Warum ist man hinter Ihnen her? Warum begeben Sie sich nicht in unseren Schutz?«
    Klick.
    »Sam… Sam Croach!«
    Amtszeichen.
    Wir sahen uns an. Ich legte fluchend auf.
    »Wo ist der Film, Phil?«
    »Ich weiß nicht, ob ich ihn überhaupt noch habe.«
    »Du hast ihn, du mußt ihn haben, Phil.«
    Er wurde nervös, raste in die Garderobe, brüllte mir von der Diele aus zu: »Willst du ihn deponieren?«
    »Ich will ihn entwickeln«, rief ich.
    Phil kam mit dem Film, den er in seiner Manteltasche gefunden hatte, zurück.
    Wir gingen in die Dunkelkammer. Mir blieb nichts weiter übrig, als zu warten, bis Phil fertig war, da ich nichts von diesen Dingen verstehe.
    Ich setzte mich, als es mir in der Dunkelkammer zu langweilig wurde, wieder in meinen Sessel und rauchte eine Zigarette nach der anderen.
    Als Phil mit den Bildern herauskam, fuhr ich hoch. Phil stierte mich an, als sähe er mich nicht. Er war bleich.
    Er warf ein Bild vor mich auf den Tisch.
    Ich nahm es auf.
    Ich sah mich vor dem Boxer Kansas-Bull Janson stehen. Daneben stand Phil mit offenem Mund und geschlossenem linken Auge.
    Weiter rechts Al, angeschlagen am Boden, verschiedene andere, teils halb, teils ganz am Boden, das ganze sehr effektvoll durch ein engmaschiges Gitter fotografiert.
    »Mach keine, Witze«, sagte ich. »Ist das etwa alles?«
    Er blickte auf das Bild und sagte tonlos: »Das meinte ich nicht. Das ist ja belanglos. Hier!«
    Er reichte mir ein weiteres Bild.
    Ich nahm es und fragte: »Noch mehr?« Er schüttelte den Kopf.
    »Mehr war nicht drauf, aber das reicht wohl auch!«
    Ich blickte auf das Bild. Es war wie ein elektrischer Schlag.
    Ich konnte nun verstehen, warum Phil so aussah. Schließlich hatte er es ja entwickelt, hatte er ja Schritt für Schritt mit seinen Manipulationen, seiner Entwicklerlösung, seinem Fixierbad und was weiß ich sonst für Zeug das unmeßbare Grauen, das in diesem Bild lag, herausgeholt.
    Es war die gräßlichste Fotografie, die ich je gesehen hatte.
    Es war ein Mann, fotografiert in der letzten Sekunde seines Lebens.
    Es war meisterhaft und präzise fotografierte Todesqual.
    Phil nickte vor sich hin und sagte: »Ja, ja, ja, so sehen sie aus, wenn sie auf diese Art und Weise getötet werden. Ich habe es selbst gesehen. So grimassenhaft verzerrt ist das Gesicht eines Mannes, der so getötet wird, so verkrümmt ist sein Körper, so klauenartig gespreizt sind seine Hände. Ich habe es selbst einmal gesehen und nächtelang davon geträumt.«
    Ich nickte. Ich kannte das auch, ich hatte das auch gesehen.
    Ich zwang mich zur Ruhe.
    »Betrachte die Kleidung des armen Teufels, Phil!«
    »Betrachte du sie«, erwiderte Phil. »Ich habe das Bild lange genug

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