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KR109 - Ich fuhr mit dem Tod Karussell

KR109 - Ich fuhr mit dem Tod Karussell

Titel: KR109 - Ich fuhr mit dem Tod Karussell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich fuhr mit dem Tod Karussell
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zugingen.
    Das war wohl auch der Grund dafür, daß der Vergnügungspark wie ausgestorben dalag, obwohl es erst ein Uhr morgens war.
    Das Areal um das Hapgo war wie tot. Die kleinen Schausteller hatten ihre Buden dichtgemacht. Auch das Hapgo, das seine letzte Fahrt gegen elf Uhr zu starten pflegte, lag da wie ausgestorben. Wir hatten unsere Revolver in der Hand und gingen mit langen Schritten durch den Nebel.
    Wir stießen fast mit einem gorillahaft gebauten Mann zusammen.
    Ich hob den Revolver und erkannte Kansas-Bull Janson.
    Er erkannte uns auch.
    »Wo geht ihr hin?«
    »Nichts für dich«, sagte ich. »So long!«
    Wir gingen weiter.
    Wir durchschritten den Eingang und nahmen die Taschenlampen in die linke Hand.
    Wir kamen an den Schildern vorbei, die vor dem Weitergehen warnten.
    Diese Schilder hatten die Leute nur noch mehr angereizt. Sie wurden mir in ihrer zynischen Bedeutung jetzt erst klar.
    Wir brauchten einige Zeit, um die Tür zum Karussell zu öffnen.
    Kein Mensch war zu sehen.
    Wir zogen die Tür hinter uns zu.
    Wir suchten mit unseren Taschenlampen das Loch, durch das man in den Zuchthausgang befördert wurde.
    Wir sprangen in das Leinwandtuch und rutschten durch den Trichter.
    Hier war mir der Totenschädel ins Gesicht gesprungen. Wir leuchteten ihn an.
    Er ruhte müde und verdrossen auf einer Sprungfeder aus.
    Er wirkte im Schein der Taschenlampen noch alberner. Er war aus Pappe und sehr verstaubt.
    Wir gingen durch den Zuchthausgang und sahen im Schein der Lampen die verzerrten aufgemalten Gesichter der Zellenbewohner.
    Dann standen wir in dem Raum, wo der Henker die Besucher auf die Stühle fesselte.
    Die für den jeweiligen Gast des Stuhles fünfzehn so grauenhafte Symbolik, die in diesem kitschigen Kirmeszauber lag, wurde mir bewußt.
    Ich entdeckte einen Lichtschalter und schaltete das Licht ein.
    Zwei Türen.
    Ich öffnete die eine. Da standen die Karussellwagen, die Stühle, unbeweglich in einer Garage, wohlgegliedert, einer hinter dem anderen.
    Die zweite Tür führte ins Karussell.
    Ich sah einen Schaltkasten mit einer Menge von Hebeln und Knöpfen.
    Ich zog einen Hebel herunter, unter dem »Betrieb« stand. Ein tiefes Summen zeigte an, daß die elektrische Anlage in Betrieb war.
    Drei weitere Hebel erschienen mir wichtig.
    Auf dem einen stand: »Langsam.« Auf dem zweiten: »Normal.« Auf dem dritten: »Stop.«
    Ich stellte auf »Langsam«.
    Gemächlich, im Schrittempo, kam der erste Wagen angefahren, schon wurde auch der zweite aus seiner Ruhe gestört und glitt langsam auf die Schiene nach vorn. Ich blickte suchend auf die Stelle, an der sich die Nummer des Stuhles befand, oder besser: befinden sollte.
    Die Nummer war weiß überpinselt.
    Ich stoppte die Wagen und rannte in den Abstellraum.
    Die Nummern sämtlicher Wagen waren weiß überpinselt. Ich gab Phil die entsprechenden Anweisungen und setzte mich in den ersten Stuhl.
    Phil stellte auf »Langsam«.
    Der Wagen glitt auf der Schiene nach vorn. Auf die zweite Tür zu. Ich trat auf das Notpedal.
    Der Wagen hielt sofort an.
    Ich sprang hinaus und ging auf den nachfolgenden zu.
    »Weiter, Phil!«
    Phil drückte einen Hebel herunter, der die Notbremse neutralisierte, und weiter ging’s.
    Ich probierte eine ganze Reihe von Wagen durch, bei denen ich, bevor ich sie bestieg, die Hand- und Fußschellen zusammendrückte, allerdings wohlweislich nicht über meinen Hand- oder Fußgelenken.
    Jedesmal hielt der Stuhl sofort an, wenn ich auf die Notbremse trat, und die metallenen Fesseln sprangen auf.
    Dann kam der Stuhl, der auf die Notbremse nicht reagierte.
    Ich hatte mich wie bei dem vorigen hineingesetzt und die metallenen Fesseln zusammengedrückt.
    Ich trat auf das Pedal.
    Nichts. Die Fesseln blieben gescblossen, der Stuhl glitt weiter auf seiner Schiene.
    Ich sprang ’runter und rief: »Stophebel ’runter!«
    Phil kam meiner Aufforderung nach. Der Wagen stand.
    »Das ist er«, sagte ich. »Das ist Nummer fünfzehn. Der Mann, der voller Erwartung auf die Wunder des Hapgo hier in diesem Raum diesen Stuhl bestieg und sich von dem Henker die Fesseln zusammendrücken ließ, war davon überzeugt, daß auch er durch Bedienung der Notbremse sich sofort von den Fesseln befreien und die ganze Anlage zum Stillstand bringen konnte. Das aber war dann ein Irrtum. Der Betreffende war bereits ein toter Mann, als er noch glaubte, einen tollen Spaß zu erleben. Sein Todesurteil war in dem Augenblick unterschrieben, als der Henker ihm die Fesseln schloß

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