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KR127 - Ich bluffte den Hafenboß

KR127 - Ich bluffte den Hafenboß

Titel: KR127 - Ich bluffte den Hafenboß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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Stimme vom Steuerrad her. Tatsächlich also Silvestro Bacco, sicherlich nicht Kents bester Mann, aber der beste Mann für mich. Ich habe noch keinen Spitzel kennen gelernt, der nicht auch feige gewesen wäre. Bacco machte bestimmt keine Ausnahme.
    Ich störte mich nicht an seinem Kommando, sondern versuchte weiter, auf den Rücken zu gelangen.
    »Ich schieß dich über den Haufen, wenn du nicht ruhig bleibst«, drohte Bacco.
    »Ach, halte die Schnauze«, antwortete ich seelenruhig. Ihm verschlug es die Sprache.
    Die Rückenlage hatte ich geschafft, jetzt kam es nur noch darauf an, auf die Füße zu gelangen. Ich versuchte, wie weit ich die Knie beugen konnte. Es war nur wenig, aber wenn ich mir durch einen Abstoß mit den auf den Rücken gebundenen Händen etwas Schwung geben konnte, mochte es gelingen.
    Natürlich wusste ich, dass Silvestro Bacco eine Pistole in der Tasche, vielleicht sogar in der Hand hatte, aber ich wusste ebenso genau, dass er nicht schießen würde. Es sind zweierlei Dinge, Menschen heimtückisch zu verraten oder tatsächlich von Angesicht zu Angesicht auf sie zu schießen. Bacco würde nie den Mut haben, auf mich zu feuern.
    Er hatte vorschriftsgemäß die Bug-, Heck- und Seitenleuchten eingeschaltet. In dem fahlen Schein der wenigen Lichter sah ich die Umrisse seiner krummrückigen Gestalt hinter dem Steuer. Ich lag ziemlich weit im Boot, fast unmittelbar am Bug. Ich krümmte die Knie, drückte die Hände und den Rücken so gut es ging gegen die Bordwand, schaukelte zwei- oder dreimal hin und her, stieß mich ab und versuchte gleichzeitig die Füße soweit wie möglich unter den Körper zu ziehen.
    Es gelang: Ich stand. Freilich wäre ich um ein Haar gleich wieder vornüber gekippt.
    »Ich schieße, ich schieße!«, kreischte Silvestro vom Steuer her.
    »Na, los«, sagte ich. »Beeile dich!«
    Ich blickte zum Ufer hin. Wenn ich mich nicht täuschte, fuhren wir eben am Pier 9 vorbei. Ich glaubte, die Schattenrisse der großen Getreidesilos zu erkennen.
    Mit kleinen hüpfenden Schritten bewegte ich mich nach mittschiffs dem Steuer zu.
    »Zurück! Zurück!«, tobte Bacco.
    »Hast du eigentlich schon mal gehört, dass das Sterben auf dem elektrischen Stuhl höchst unangenehm sein soll«, antwortete ich. »Schieß, und du wirst es erfahren.«
    Ich kam ihm immer näher. Der Schein der Steuerbordlaterne beleuchtete sein Gesicht. Es war ganz verzerrt vor Angst. Er hatte das Steuer losgelassen, hatte den Arm erhoben und zielte auf mich.
    Ich lachte, wirklich lachte lauthals, und ich glaube, es hat nicht einmal heiser geklungen.
    »Welch ein Held bist du, Silvestro«, höhnte ich. »Ich bin an Händen und Füßen gebunden. Du brauchst mir nur einen kleinen Stoß vor die Brust zu geben, und ich falle um wie ein Sack, aber du traust dich nicht einmal in meine Nähe.«
    Ich schien ihn auf eine Idee gebracht zu haben, und genau das wollte ich auch. Er kam vom Steuer weg. Man sah ordentlich, wie seine Gestalt sich straffte.
    »Zurück mit dir!«, schrie er mich an und sich selbst Mut zu. »Ich schlag dich nieder, verdammter Schnüffler.«
    Ich tat einen kleinen Schritt zurück, und das schien seinen Mut zu verdoppeln. Jetzt kam er wirklich, und erhob den Arm, um mir den Pistolenlauf über den Schädel zu schlagen.
    Ich krümmte mich zusammen und stieß mich, so gut es nur ging, nach vorne ab. Ich rammte Bacco mit dem Kopf, und ich traf ihn ein wenig unterhalb der Brust. Erneut fiel ich schwer auf das Gesicht, aber Bacco kippte nach hinten.
    Er stand nahe am Bootsrand. Er bekam das Übergewicht, versuchte, sich am Dollbord festzuhalten. Es gelang ihm nicht.
    Ich sah nichts von seinem Sturz. Ich hörte nur seinen Schrei und das Aufklatschen seines Körpers. Bei dem Sturz konnte er sich nicht ernsthaft verletzen, und wenn er zu schwimmen verstand, konnte ihm nichts passieren. Außerdem war mir sein Schicksal herzlich gleichgültig. Ich hatte mit mir genug zu tun. Schließlich lag ich immer noch mit meinem ehemals so bildhübschen Gesicht auf dem Boden eines Motorbootes, an dessen Steuer kein Mann stand, und das ganz nach eigenem Belieben durch den New Yorker-Hafen zickzacken durfte.
    Ich wiederholte die Aufstehprozedur. Es klappte schlechter, ich lag nicht günstig, aber schließlich kam ich auf die Füße. Ein einziger Blick belehrte mich, dass es höchste Zeit wurde. Kaum fünfhundert Yards entfernt leuchteten die wenigen Lichter eines Piers, und das Boot hielt so schnurgerade darauf zu, als hätte es

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