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KR127 - Ich bluffte den Hafenboß

KR127 - Ich bluffte den Hafenboß

Titel: KR127 - Ich bluffte den Hafenboß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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Selbstmordabsichten.
    Ich hüpfte wieder. Es muss ausgesehen haben wie bei einem hungrigen Spatz im Winter. Das Boot schaukelte, aber es ließ sich nicht aus der Richtung bringen. Endlich erreichte ich das Steuer. 200 Yards mochten es noch bis zur Pier-Mauer sein. Mit der Brust drückte ich das Rad nach links. Gehorsam beschrieb der Kahn einen weiten Bogen. Ich trimmte ihn aus so gut es ging, bis er den Bug wieder dem Hafenbecken zugerichtet hatte. Dann drehte ich mich um, fingerte nach dem Zündschlüssel und zog ihn ab. Blubbernd erstarb der Motor. Ein wenig machte das Boot noch Fahrt, verlor die Geschwindigkeit und schaukelte träge. So, und jetzt wollte ich erst einmal sehen, dass ich meinen lästigen Handschmuck los wurde.
    Hüpfend erreichte ich den Niedergang zur Kajüte, hüpfend bewegte ich mich abwärts. Kajütentreppen sind steil. Ich hüpfte fehl und landete zum dritten Mal auf dem Gesicht, und zum dritten Mal konnte ich zusehen, wie ich wieder in die Senkrechte kam. Mit den Zähnen zog ich die Schubfächer des Bordschrankes auf. Irgendwo musste schließlich ein Messer sein. Ich fand einen Besteckkasten, den Kent sich für Mahlzeiten an Bord angeschafft haben mochte. Ich fingerte solange darin herum, bis ich ein Messer fasste, hüpfte zum Tisch und rammte es in die Platte.
    Der Rest war ein Kinderspiel. Mit einem Dutzend scheuernder Bewegungen hatte ich mich von meinen Handfesseln befreit, zwei Schnitte erlösten mich von dem Rest, aber die Gesamtprozedur hatte über eine halbe Stunde gedauert.
    In einem Schubfach hatte ich eine Taschenlampe bemerkt. Ich ging an Deck zurück und suchte es ab, aber soviel Glück hatte ich nicht, dass Bacco bei seinem Sturz über Bord den Revolver hätte fallen lassen. Er hatte ihn mitgenommen.
    Ich warf den Motor an, drückte den Gasfeststeller auf »Voll«, stellte mich unter das Steuer und rauschte mit allem, was der Motor nur hergeben wollte.
    Während das Boot mit schäumender Bugwelle durch den Hafen brauste, rechnete ich die Zeit nach. Es half nichts. Ich kam auf jeden Fall zu spät. Wenn Phil nicht aufgepasst hatte, waren er und Al Fend schon tot, und ich kam nicht einmal rechtzeitig genug, um Rache zu nehmen.
    Es wäre das Vernünftigste gewesen, am nächsten Pier anzulegen, eine Telefonzelle zu suchen und das FBI zu benachrichtigen, aber ich war immer schon komisch darin. Solange ich noch kriechen konnte, habe ich meine Sache weiterverfolgt, und kriechen konnte ich noch.
    Drei Bogenlampen schwankten vor mir im Licht. Dunkle Silos hoben sich gegen den Himmel ab: »Pier 18.«
    Ich berechnete die Entfernung und stellte den Motor ab. Vom eigenen Schwung getrieben, erreichte das Boot die glatte Mauer des Piers. In ihm stehend, drückte ich es an der Mauer entlang, bis es gegen die Gummireifen eines Anlegesteges stieß. Ich sprang an Land, die Taschenlampe in der Hand. Sie war groß und schwer und ließ sich notfalls auch als Waffe verwenden.
    Gebückt hastete ich die Stufen zum Pier hoch, hielt inne und lauschte. Es war absolut still.
    Bis zu den großen Getreidehäusern, zwischen denen der alte Lagerschuppen stand, waren es 400 oder 500 Yards. Ich durchlief sie sachte und passte auf, dass ich nicht in den Lichtkreis der wenigen Bogenlampen geriet.
    Endlich stand ich wenige Schritte vor dem Schuppen. Die Tür war weit offen und ringsum Stille, absolute Stille. Irgendwo in der Ferne tutete eine Dampfersirene.
    Was konnte ich noch anders hoffen, als die Leichen meiner Freunde zu finden? Und doch – Hätte nicht Kent dann Bacco befohlen, mit mir zum Quai zu kommen? Mussten die Gangster uns nicht erwarten? Warum hatte ich keinen von ihnen bemerkt?
    Es war mein Glück, dass mir dieser Satz des Hafen-Boss noch rechtzeitig einfiel. Wundern Sie sich bitte nicht, dass ich drauf und dran war, ihn zu vergessen.
    Schließlich hatten die Burschen nicht wenig auf mir herumgehauen und mein Gehirn zeitweise außer Funktion gesetzt.
    Ich schlich gebückt durch das Tor in die gähnende Schwärze des Schuppens.
    Offenbar war ich nicht vorsichtig genug. Aus der Dunkelheit blitzte es plötzlich auf. Ein trockener Knall peitschte, und etwas zwitscherte an meinem Ohr vorbei. Ich ging zu Boden mit der Geschwindigkeit eines Sturzflugzeuges.
    Ein Mann erkennt den Schritt seiner Geliebten, wenn sie die Treppe heraufkommt. Ich glaube nicht, dass ich diese Fähigkeit habe, aber ich kann den Knall von mindestens drei Dutzend Pistolen verschiedener Bauart unterscheiden. Das haben sie mir beim FBI

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