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KR127 - Ich bluffte den Hafenboß

KR127 - Ich bluffte den Hafenboß

Titel: KR127 - Ich bluffte den Hafenboß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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vorher ’ne Wette ab. Ich biete hundert zu eins, dass ihr keinen Ton aus mir herausbringt.« So übel ich dran war, so wusste ich doch genau, warum ich sie reizte. Je länger sie sich mit mir beschäftigten, um so mehr Zeit verloren sie. Ich hoffte, dass sich Phil über mein langes Ausbleiben wundem würde und dann von sich aus die Polizei oder Mister High benachrichtigte. Vielleicht auch suchten sie unterdessen nach dem Schlüssel des Wagens, fanden ihn und fuhren mit Steve Comb ab.
    »Na gut«, sagte Kent. »Versuche du es, Pedro!«
    Das gelbe Gesicht des Mexikaners tauchte vor mir auf. Die Klinge seines Messers blitzte vor meinen Augen. Ich gab mir selber keine Chance mehr.
    »Mir fällt etwas ein«, sagte eine Stimme. War das nicht der Verräter Bacco, dem ich diese ganze Schweinerei verdankte?
    »Fend hat davon gesprochen, dass er sich früher mit den G-men bei einem alten Schuppen getroffen hätte. Kann es nicht sein, dass sie auch Comb zu diesem Schuppen gelotst haben?«
    »Natürlich kann, das sein«, schrie Kent. »Wo ist der Schuppen?«
    »Auf irgendeiner Pier, aber welche war es noch?«
    Ich dachte nur immer eines: Hoffentlich fällt ihm die Nummer nicht ein. Hoffentlich fällt ihm eine falsche Nummer ein.
    »Pier 18«, sagte Bacco. »Pier 18. Ich weiß es jetzt wieder ganz genau.«
    Ich seufzte. Ich hatte heute kein Glück. Hoffentlich hatten Phil und Al Fend mehr davon.
    »Wir müssen sofort hin!«, befahl der Hafen-Boss. »Es ist unsere letzte Chance, sie dort noch zu erwischen. Keine Rücksicht mehr auf irgendwen. Sie dürfen nicht in die Lage kommen, den Mund aufzumachen. Alle nicht, auch nicht Steve Comb. Habt ihr verstanden. Holt euch die Kanonen aus dem Schrank.«
    Sie trampelten zu einem Wandschrank an der Rückseite des Büros, öffneten ihn, rissen die Rückwand heraus, und Lugger verteilte Pistolen an Vincon, Gomez und Bacco.
    »Nein, das ist nichts für mich«, jammerte der, aber Kent fauchte ihn an: »Du gehst mit.«
    »Was wird mit ihm?«, fragte Vincon und zeigte auf mich. »Wer tut ihn ab?« Eine Sekunde lang herrschte Schweigen im Raum. Alle sahen auf Kent.
    »Nein«, sagte der Hafen-Boss langsam, »ihn verwahren wir uns für den Schluss. Kann sein, dass es uns nicht gelingt, die anderen zu fassen, dann gibt er eine prächtige Geisel ab. Können wir seine Freunde erledigen, schicken wir ihn ihnen nach. – Bacco, kannst du mit einem Motorboot umgehen?«
    »Ja, natürlich, Boss.«
    »Schafft ihn in das Motorboot. Fesselt ihn gut. Bacco, du schießt ihn nieder, sobald er nur mit der Wimper zuckt. Du bringst ihn im Motorboot nach Pier 18. Wir kommen dort an Bord.«
    So gut es ging, überlegte ich in meinem zerschlagenen Schädel. Ich hatte mir das Bild des New Yorker-Hafens gut eingeprägt. Vom Europa-Quai zum Pier 18 war es ein ganzes Stück weiter, wenn man den Wasserweg benutzte, als wenn man zu Fuß ging. Man musste um sämtliche anderen Piers herum. Vielleicht war das eine Chance.
    Sie zerschnitten die Fesselung meiner Hände und zerrten mich vom Stuhl hoch. Dann verpackten sie mich erneut in Stricke. Die Fußfesselung war locker genug, dass ich ganz kleine Schritte machen konnte.
    Ich konnte nicht genau sehen, wer von ihnen mich behandelte. Immer wieder wurde mir schwarz vor Augen. Jemand stieß mich vor sich her. Ich spürte einen kalten Luftzug und stolperte. »Hoch!«, brüllte Luggers Stimme. Er riss mich am Rockkragen in die Höhe. Ich schnappte gierig die frische Luft.
    Mit jedem Atemzug ging es mir ein klein wenig besser.
    Ich sah, dass ich an der Treppe zum Motorboot stand und tastete mich gehorsam die Stufen herunter. Als ich noch fünf Stufen vor mir hatte, wurde ich in den Rücken getreten, kippte vornüber und schlug schwer mit dem Gesicht ins Boot.
    Hinter mir lachten zwei oder drei Stimmen rau. Ich fühlte, wie das Boot unter den Schritten eines zusteigenden Mannes schwankte. Kurz darauf brummte der Motor auf. Ich hörte das leise Zischen der Wellen am Bug. Das Boot fuhr.
    Die Luft über dem New Yorker-Hafen riecht nicht gerade nach Balsam, aber mir kam sie wie reiner Ozon vor. Ich pumpte mir die Lungen voll. Ein wenig abgestandenes Wasser stand im Boot. Ich ruckte ein wenig, dass ich mein Gesicht hineintauchen konnte. Ich grinste. Es ging mir schon eine ganze Menge besser, und jetzt wollte ich mal sehen, wen sie mir als Steuermann beigegeben hatten.
    Mit heftigen Rucken versuchte ich, mich auf den Rücken zu drehen. Das Boot schwankte.
    »Lieg’ ruhig!«, schrie Baccos

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