KR137 - Ich stürzte den Senator
abgestandene Wasser über den Kopf. Leider wirkte es keineswegs beruhigend. Aber ein anderes schmerzstillendes Mittel hatte ich wirklich nicht bei mir.
Mr. Verlane hatte die Hände vor sein Gesicht geschlagen. Offensichtlich gingen ihm die letzten Ereignisse etwas an sein zartes Gemüt. Aber schließlich kann man mich nun wieder nicht für superzarte Nerven verantwortlich machen.
Ich wandte mich wieder dem feinen Mr. Verlane zu: »Wo ist mein Freund?«
***
Jetzt, da sich Mr. Verlane von aller Hilfe verlassen sah, zitterte er sogar. Ich hatte nicht zu Unrecht vermutet, daß der Bursche über alle Maßen feige sein würde.
»Wo ist mein Freund?« donnerte ich noch einmal.
Aber ich hatte mich doch verrechnet. Trotz aller Furcht ließ sich der Senatorenanwärter nicht dazu verleiten, mir die gewünschte Auskunft zu geben.
»Ich weiß wirklich nicht, von wem Sie sprechen, Mister…«
Verflucht, jetzt war ich mit meinem schönen Plan genauso schön hereingefallen. Ich hatte einfach gehofft, seine Feigheit würde ihn bei meinem forschen Auftreten alles verraten lassen. Und damit war es eben Essig. Was sollte ich in der Situation noch tun? Ich tat zunächst einmal das, was alle Polizisten tun, wenn sie im Grunde nicht mehr weiterwissen: Ich markierte den unendlich Überlegenen. Und ich sagte das, was alle Polizisten sagen, wenn ihre Felle anfangen, wegzuschwimmen, ich sagte: »Geben Sie sich keine Mühe, ich weiß doch alles!«
In Wirklichkeit wußte ich natürlich rein gar nichts.
Leider machte mir der Kerl an der Wand die Wirkung dieses schönen Satzes zunichte, denn er kam ausgerechnet in diesem Augenblick wieder zu sich. Taumelnd kletterte er auf seine Füße. Ob er seine Beine noch von der Benommenheit her doppelt oder gar dreifach sah, weiß ich nicht, jedenfalls sah er so aus, als müsse er eine Unmenge von Beinen erst einmal auseinandersortieren.
Als der Kerl wieder auf den Beinen stand und ihm die allgemeine Lage auch wieder einigermaßen klargeworden war, wollte er doch tatsächlich mit seinem Händchen unter den Rock und in die Gegend der linken Achselhöhle Vordringen.
Ich richtete die Mündung meiner Feuerspritze auf den Mann und sagte ganz freundlich: »Laß die Pfoten unten.«
Der Mann, der in meine MP gelaufen war, kam auch wieder auf seine Beine. Das schien Verlane noch mehr Mut zu geben.
»Mr. Cotton, ich weiß noch immer nicht, was die Ursache Ihres Besuches hier ist. Aber sie interessiert mich auch nicht mehr. Ich bitte Sie, unverzüglich mein Haus hier zu verlassen. Ich mache Sie darauf aufmerksam, daß ich Sie wegen Hausfriedensbruchs und Mißbrauchs Ihres Amtes verklagen werde, wenn Sie nicht sofort verschwinden.«
Bums! Da hatte ich es. Und wie ich die amerikanischen Richter kenne, nehmen sie so etwas ziemlich genau. Und eines wurde mir durch die letzten Worte von Mr. Verlane klar: Phil war nicht hier in diesem Haus, sonst hätte der Senatorenanwärter nicht eine so große Lippe riskiert.
Ich ging ganz dicht an Mr. Verlane heran und packte ihn an der Krawatte. Leise sagte ich: »Sie werden kein Senator, darauf können Sie Gift nehmen!«
Und der Kerl zuckte zusammen, als ob er einen Schlag mit einer Peitsche verpaßt bekommen hätte.
***
Ich raste zum Grundstücksamt mit meinem Jaguar. In der Halle hing eine große Tafel als Wegweiser. Das Zimmer für die Buchstaben U—W hatte die Nummer 274. Ich suchte es und klopfte.
»Come in!« rief jemand.
Ich trat ein und trug sofort mein Anliegen vor.
»Das tut mir leid, darüber dürfen wir keine Auskunft geben«, sagte ein bebrillter Jüngling, der sich hinter seinem Schreibtisch wie ein kleiner Herrgott vorkam.
Ich knallte ihm meinen FBI-Ausweis ziemlich unsanft vor die Nase.
Das Bürschchen wurde blaß, las den Ausweis und wurde dann auf einmal sehr diensteifrig.
Er wühlte in ungeheuren Aktenstapeln, schlug schließlich eine Mappe auf und fuhr mit dem Zeigefinger das Register entlang. Endlich hatte er gefunden, was er suchte.
»Auf diesen Namen ist ein Baugrundstück mit Haus und Garten in der 43. Straße unter der Hausnummer 1163 eingetragen.«
»Mann, das ist mir längst klar«, brummte ich. »Aber der Mann hat vielleicht irgendwo noch ein Grundstück, und das interessiert mich!«
Wieder suchte der Jüngling in seinem Papierkram.
»Jawohl!« rief er dann. »Hier: Black Hills Square Nummer 81. Eingetragen als Wochenendhäuschen mit Garten, Bootshaus und Geräteschuppen.«
»Genau das suche ich!« sagte ich und verabschiedete
Weitere Kostenlose Bücher