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KR149 - Ich hetzte Scotland Yard

KR149 - Ich hetzte Scotland Yard

Titel: KR149 - Ich hetzte Scotland Yard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Werner Höber
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doppelt so breit wie meine eigenen, und an Körperlänge überragte er mich um gut eine Kopflänge.
    »Dir haben sie wohl lange nicht mehr das Kinn gestreichelt, Kleiner, he?« fragte der Riese mitleidig.
    »Du kannst es ja mal probieren«, grinste ich und legte ihm beide Arme um die Brust, als wenn ich ihn umarmen wollte.
    »He«, wunderte sich der Gorilla, »was soll das?«
    Ich drückte ihn fest an mich heran. Gleichzeitig riß ich aber mit sauberem Schwung mein rechtes Knie hoch.
    Der Goliath schnappte nach Luft, verdrehte die Augen und rutschte an mir hinunter auf den Boden.
    »Wofür will der Mann eigentlich Geld von Ihnen?« fragte ich den wimmernden Dicken.
    Mr. Abralam dachte nach.
    »Sie brauchen sich nicht erst eine gute Ausrede zu überlegen, mein Lieber«, knurrte ich. »Mir hängt das ganze Theater zum Halse heraus. In drei Tagen, das verspreche ich Ihnen als Beamter des FBI, ist für mich alles geklärt, was es nur zu klären gibt. Komm, Phil, wir werden mal langsam an die Sache herangehen.«
    Phil grinste.
    »Ausgezeichnet«, sagte er, »ich habe mir schon lange wieder mal eine richtige Arbeit gewünscht.«
    In der Tür drehte ich mich noch einmal um.
    »Irgendwo in der Literatur gibt es ein schönes Gedicht, Mr. Abralam«, sagte ich’ leise. »Da heißt es: Die Geister, die ich rief, die werd’ ich nicht mehr los. Ziemlich zutreffend, nicht wahr?«
    Mr. Abralam starrte mich wuterfüllt an.
    ***
    »Wo willst du hin?« fragte Phil.
    »Meine beiden neugierigen Engländer besuchen«, erwiderte ich. »Bis jetzt haben wir mit uns spielen lassen, weil ich an Bord kein Aufsehen und schon gar keine Schießerei wollte. Aber jetzt wird sich das ändern.«
    »Und warum wird sich das so plötzlich ändern?«
    »Weil ich den letzten Beweis dafür habe, daß Mr. Abralam ein Schuft ist und uns mißbraucht. Aber er wird es noch bereuen. Er ist ein kreuzfeiger Sack, aber er bildet sich ein, er könnte zwei G-men an der Nase herumführen.« Phil sah mich erstaunt an.
    »Wenn es so ist«, meinte er nachdenklich, »dann soll’s ihm noch leid tun.«
    »Darauf kannst, du dich verlassen«, knurrte ich wütend. Ich hatte aber auch noch nie erlebt, daß ein Gangster sich dermaßen über zwei FBI-Leute amüsierte, wie ich es von dem Dicken annahm.
    Ich riß die Tür zur Kabine der beiden Engländer auf, und wir spazierten hinein. Die beiden Gentlemen saßen bei einer Tasse Tee und machten ziemlich verdutzte Gesichter.
    Man merkte gleich, daß sie an amerikanische Gangsterverhältnisse nicht gewöhnt waren, sonst hätten sie bei der Art, wie wir, ohne anzuklopfen, in ihre Kabine eindrangen, gleich die richtigen Schlüsse gezogen und ihre Kanonen hervorgeholt. So aber blieben sie ein bißchen überrascht sitzen.
    »Stick them up!« sagte ich ganz ruhig und ließ sie in die Mündung meiner Kanone sehen.
    »Aber was ist denn los?« fragte einer von den beiden.
    »Nichts weiter, Sie brauchen nur Ihre Ärmchen zur Decke zu strecken, sonst kriegen Sie womöglich ein Loch in Ihren schönen Körper.«
    Die Leute hatten kein Verständnis für meinen Humor. Aber sie begriffen doch, daß Freiübungen von ihnen verlangt wurden, und hoben gehorsam ihre Händchen.
    »Sieh dich um«, sagte ich zu Phil. »Gesucht wird die Aurelius-Büste, mein Lieber!«
    Phil pfiff durch die Zähne. Er machte sich sofort an eine systematische Durchsuchung der Kabine.
    »Was suchen Sie?« fragte einer der beiden Tommies.
    Wenn ich bloß gewußt hätte, welche Rolle diese beiden Tommies in der Sache spielten.
    Langsam wurde es den beiden Burschen zu bunt.
    »Verschwinden Sie sofort aus unserer Kabine«, fauchte der eine. »Ich werde sonst die Besatzung um Hilfe rufen.«
    Ich nahm ihn nicht zur Kenntnis.
    Phil war fertig. Er hatte nichts gefunden.
    »Na, sehen Sie«, sagte der Mann mit dem Schnurrbart triumphierend, »nichts gefunden!«
    »O doch«, erwiderte ich grinsend, »genau das, was ich finden wollte: nämlich die Bestätigung, daß Sie diese Aurelius-Büste nicht haben.«
    Die Kerle glotzten uns verdutzt nach, als wir die Kabine verließen.
    »Meintest du das im Ernst?« fragte Phil draußen.
    »Sicher«, nickte ich.
    »Dann verstehe ich überhaupt nichts mehr«, meinte Phil.
    »Seit wann verstehst du etwas?« grinste ich.
    »Ich kannte mal einen«, erwiderte Phil rostig, »der zog dauernd über seinen Freund her.«
    »Und was wurde aus dem?«
    »Er ist an späten Selbstvorwürfen jämmerlich eingegangen.«
    »Aha.«
    Wir suchten unsere Kabinen auf.

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