KR149 - Ich hetzte Scotland Yard
Eine Ohrfeige zischte dem Kerl auf die rechte Gesichtsseite, daß sein Kopf nach links wirbelte. Eine zweite brachte ihn wieder nach rechts zurück. Er wimmerte leise vor sich hin.
Plötzlich war es mir selber leid, und ich verabschiedete ihn mit einem Kinnhaken nach Maß. Er legte sich stumm auf die Bretter.
Ich band Phil los. Er kam auf die Beine, sah mich grinsend aus seinem geschwollenen Gesicht an, verdrehte aber plötzlich die Augen, und ich konnte ihn gerade noch auffangen.
Ich trug ihn an die Wasserleitung und hielt seinen Kopf unter das kalte Wasser Schon nach wenigen Sekunden schlug er wieder die Augen auf und schüttelte sich.
»Brrr!« sagte er und stand jetzt von alleine.
»War’s schlimm?« fragte ich dämlich.
»Nee«, brummte er. »Die reinste Festtagsfreude.«
Ich holte ihm noch einen Whisky von nebenan herüber, und wir nahmen beide einen guten Schluck.
»Jetzt kann ich Bäume ausreißen«, murmelte Phil danach.
»Dann wollen wir gleich damit anfangen«, brummte ich. »Ich bin es endgültig leid, den Geduldigen zu spielen.«
»Na, Gott sei Dank«, grinste Phil fröhlich. »Ich dachte schon in den letzten Tagen, mit deinen Nerven wäre was nicht in Ordnung.«
»Keine Angst«, beruhigte ich ihn. »Meine Nerven können kalt sein wie Stahltaue, das sollst du jetzt merken!«
Ich konnte gerade noch einen Stuhl werfen. Einer von den dreien war schon wieder mobil geworden und hatte sich mit Schnelligkeit verdrücken wollen. Der Stuhl flog ihm ins Kreuz, und der Mann stolperte. Da war ich auch schon bei ihm.
Ich knallte ihm einfach wieder eine Ohrfeige ins Gesicht, aber eine so niedliche, daß der Kerl quer durch die ganze Kabine flog.
Während Phil auf die beiden anderen achtgab, die noch friedlich schlummerten, griff ich mir den dritten. Zunächst wischte ich ihm sein Tuch vor der Visage weg, das sich zwar bei der Schlägerei ein bißchen verschoben hatte, aber noch immer da war. Es kam ein ziemlich nichtssagendes Gangstergesicht der durchschnittlichen Verbrechergarnitur darunter zum Vorschein.
»Phil, schreib doch mal ein paar Kleinigkeiten mit«, sagte ich, ohne meinen Mann aus den Augen zu lassen.
»Okay«, erwiderte Phil.
Ich stellte mir meinen Mann wieder gegen die Wand. Er starrte mich maßlos ängstlich an.
»Was wollen Sie denn von mir? Ich habe sie doch nicht«, wimmerte er, »ich habe die Büste wirklich nicht!«
»Ich will dich nur ein paar Dingerchen fragen, die du mir sehr genau und der Wahrheit entsprechend beantworten wirst, wenn du klug bist. Sonst nehme ich dich in die Mache, daß du dir selber fremd vorkommst.«
Seine Hand tastete sich langsam an seiner Brust hoch. Der Kerl mußte vor Angst seinen letzten Rest von traurigem Verstand verloren haben, wenn er es vor meinen Augen unternahm, seine Kanone zu suchen. Ich klopfte ihm mit dem Kolben meiner Pistole einmal hart auf die vorwitzige Hand. Er schrie auf und ließ ab von der Absicht, seine Kanone zu ziehen. Ich nahm sie vorsichtshalber aus seiner Schulterhalfter und schob sie in meine Hosentasche.
»Wie heißt du?« begann ich mein Verhör.
»Jim.«
»Wie weiter?«
Er biß sich auf die Lippen.
»Jim Starten.«
»US-Staatsbürger?«
»Ja.«
»Wohnhaft in?«
»Ich habe zuletzt – eh – das ist verschieden – ich…«
Ich ging einen Schritt auf ihn zu. »Mein Junge«, sagte ich leise. »Wenn du nicht begriffen hast, daß es mir verdammt Ernst mit meinen Fragen ist, dann könnte mir das leid tun.«
»Ich will ja alles sagen. Ich will alles sagen«, wimmerte er kläglich.
»Wenn du etwas sagst, machen wir dich kalt«, brummte jemand aus dem Hintergrund.
Ich sah mich neugierig um. Die beiden Kerle, die ich mit den Köpfen gegeneinander gestoßen hatte, waren wieder munter geworden. Da sie ihre Pistolen noch hatten, empfahl es sich, erst einmal diese Leute vorzunehmen. Aber ich kam gar nicht dazu, denn Phil war schon bei ihnen.
»Kommt, Kinder«, sagte er. »Solche gefährlichen Spielzeuge sind nichts für euch!«
Er zog dem ersten die Kanone aus der Schulterhalfter. Als er die Waffen kassiert hatte, fesselte Phil die zwei Mann an Stühlen fest und setzte sich dann wieder an den Rauchtisch, um mein Verhör zu protokollieren.
Ich wandte mich wieder zu Jim Starten.
»Wo hast du zuletzt gewohnt?«
Der Bursche gab restlos jeden Widerstand auf.
»In Oak Ridge.«
Ich pfiff durch die Zähne. Oak Ridge ist bekannt für seine Anlagen für die Atomforschung.
»Die anderen beiden auch?« fragte
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