KR149 - Ich hetzte Scotland Yard
ich.
»Ja.«
»Wie heißen sie?«
»Marcell Aimoir und Richard Brusowski. Marcell ist während des Krieges aus Frankreich und Richard aus Polen in die USA eingewandert.«
»Was habt ihr in Oak Ridge gemacht?«
»Wir haben im Atommeiler gearbeitet. Im Institut. Richard war so etwas wie Bürodiener, ich war Hausmeister im Institut, und Marcell war Heizer.«
»Schön. Und wie habt ihr Tony kennengelernt?«
»Tony wohnte nicht in Oak Ridge. Aber er kam aus der Nachbarschaft oft in die Stadt, seit die Stadt geöffnet wurde. War ja früher mal verboten.«
»Ja, ich weiß. Wie ging es also weiter?«
»Tony kam, wie gesagt, öfter nach Oak Ridge, seit die Stadt für jeden Verkehr offenstand. Wir lernten ihn in einer Bar kennen. Er war ein lustiger Vogel und gab einiges für uns aus. Wir wurden gute Bekannte.«
»Und eines Tages rückte er mit dem Plan heraus?«
»Mit welchem Plan?« fragte der Kerl. »Tu nicht so scheinheilig«, sagte ich drohend, »erzähl weiter.«
»Ein paar Jahre nach dem Krieg nahm man es im Institut nicht mehr so genau«, sagte er. »Ich mußte dann auch schon für die Sauberhaltung von Räumen sorgen, die ich früher nie betreten durfte. Nun konnte ich aber doch nicht das ganze Haus allein inspizieren. Und auf die Putzfrauen war auch nicht viel Verlaß. Die merkten nie, wenn irgendwo die Glühbirnen ausgewechselt werden mußten oder wenn ein Fenster beim Aufmachen quietschte. Und solche Kleinigkeiten machen die studierten Leute da im Institut verrückt. Also ging ich mit dem Heizer und mit dem Bürodiener in regelmäßigen Abständen die Gebäude kontrollieren.«
»Und dabei merktest du, wie leicht man im Grunde an eine Portion Radium herankommen kann, wenn man nur weiß, mit welchen Vorsichtsmaßnahmen dieses strahlende Zeug angefaßt werden muß, nicht wahr?«
»Ja. Es war ganz einfach. Ich hatte als langjähriger Hausmeister das volle Vertrauen und konnte mich völlig ungehindert im Institut bewegen. Dabei habe ich dann ein paarmal zugesehen, wie die Leute mit dem Radium umgehen. Ich merkte es mir.«
»Dann erzähltest du Tony mal davon, stimmt’s?«
»Woher wissen Sie denn das? Hat Tony es Ihnen gesagt, bevor er starb?«
»Nein. Das kann man sich ja denken. Das ist ja euer Fehler, daß ihr die Polizei immer für dümmer haltet, als sie ist.«
»Tony hörte sich das an, und eines Tages kam er mit seinem Plan. Zuerst wollten wir natürlich nicht, aber dann ließen wir uns überzeugen. Wir könnten dadurch eine ganze Stange Dollars machen, meinte Tony, und wir brauchten uns dann nicht mehr unser Leben lang abzuplagen.«
»No, dafür werdet ihr die nächsten Jahre eine Staatspension mit allen modernen Raffinessen kriegen«, grinste ich. »Also, eines Tages habt ihr den Klumpen Radium dort herausgeholt. Die Einzelheiten interessieren nicht, das kannst du später dem Richter erzählen.«
»Ja. Ich hatte mir heimlich einen großen dickwandigen Bleibehälter gemacht. Das Blei hat uns Tony besorgt, und in den Kasten konnten wir das verfluchte Zeug hineinwerfen. Das Blei hält die Strahlen auf.«
»Weiß ich. Stimmt aber nur zum Teil. Na, das spielt ja hier keine Rolle. Wie ging’s weiter?«
»Tony fuhr mit uns nach New York, dort hatte er einen Mann, der sich für das Radium interessierte und ihm ’ne Menge Geld dafür geboten hatte.«
»Und dieser Mann hieß Clark Abralam?«
»Ja. Es war ein schlauer Fuchs. Er ließ aus dem Blei eine Büste schmelzen von irgend so einem alten Römer, glaube ich. Inmitten der Büste saß also das Radium. Damit ging er zum Handelsministerium und erhielt eine Ausfuhrlizenz, weil er das Ding ja nach England bringen mußte.«
»Aber warum wandte er sich an uns?« fragte ich. »Wenn er sich nicht an uns gewandt hätte, wären wir der ganzen Geschichte wahrscheinlich niemals auf die Spur gekommen.«
Jim Starten warf haßerfüllte Blicke um sich.
»Das ist es ja!« fauchte er. »So ein gemeiner Kerl! Er wollte das Radium für sich allein haben, damit er die ganze Stange Geld selber behalten konnte. Weil wir uns in New York nicht zeigen durften, es konnte ja sein, daß sie uns schon von Oak Ridge her suchten, haben wir das Radium dem Dicken zur Aufbewahrung gegeben. Das erschien uns am sichersten. Wir ließen ihn natürlich beobachten, daß er uns nicht mit dem Zeug hätte durchbrennen können.«
»Schön. Aber ich weiß immer noch nicht, warum der Dicke zu uns kam. Wie war das?«
»Er rief uns plötzlich an und sagte uns, er hätte sich die Sache
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