KR159 - Ich kannte den Mörder
warf mich auf das Bett. Nach wenigen Atemzügen schon spürte ich, wie der Schlaf über mich kam.
***
Phil rüttelte mich am Arm.
»He, Jerry!« rief er. »Aufstehen! Es ist eine Stunde nach Mitternacht!«
»Ist das ein Grund, mich dermaßen zusammenzustauchen?« gähnte ich und erhob mich.
Nach einer Dusche war ich wieder völlig frisch.
»Paß auf«, sagte ich zu Phil. »Ich verschwinde jetzt. Du lockst unter irgendeinem Vorwand Mr. Stay hier in unser Zimmer und hältst ihn auf alle Fälle wenigstens zwanzig Minuten lang fest, okay?«
»Okay«, erwiderte Phil. »Kann ich erzählen, daß der eine Diener ermordet wurde? Dann könnte ich so tun, als ob ich der Ordnung halber auch ihn befragen und seine Aussagen protokollieren müßte. Dabei geht bestimmt eine halbe Stunde drauf.«
»Okay, okay!«
Ich nahm mir aus den von Mr. High mitgebrachten Vorräten eine Schachtel Munition für meine FBI.-Dienstpistole, die ich im Schulterhalfter trug, und verschwand damit.
Auf leisen Sohlen huschte ich zur Treppe, die auf den Dachboden führte, wo der Gelähmte wohnte. Ich kaute einen der Gummis weich und rollte ihn dann zu einer kleinen Schlange. Diese klebte ich so über Bodentür und Türfüllung, daß man die Tür nicht öffnen konnte, ohne die Gummischlange zu zerreißen.
Nach dieser Prozedur lief ich leise die Treppe hinunter. Die Haustür war verschlossen, aber der Schlüssel steckte im Schloß. Ich schloß die Tür auf und huschte hinaus.
Ich lief zu dem Gärtnerhäuschen. Es lag friedlich in der Dunkelheit, kein Fenster war erleuchtet. Die beiden Bewohner schienen zu schlafen. Im Schutze der Finsternis schlich ich mich an das Häuschen heran.
Endlich hatte ich die Haustür erreicht. Ich drückte leise die Türklinke hinab, fand aber die Tür verschlossen. Na schön, dann mußte ich mir das für später aufheben. Ich befestigte auch hier eine Gummischlange. Dann huschte ich wieder zurück zum Hauptgebäude. Von weitem schon sah ich in Miß Brooks Zimmer Licht brennen. Wahrscheinlich wartete sie bereits auf mich. Die anderen Räume lagen im Dunkeln. Nur noch im Zimmer der Zeichnerin schien eine rote Stehlampe zu brennen.
Ich schlich auf Zehenspitzen in das Haus und drehte den Schlüssel zweimal ’rum. Danach nahm ich mir aus der Diele einen Stuhl und stieg darauf. Über der Haustür wurde ebenfalls eine Gummischlange befestigt, dann brachte ich den Stuhl zurück an seinen Platz.
Leise ging ich die Treppe hinauf. Vor unserer Zimmertür lauschte ich einen Augenblick. Ich hörte Phils Stimme und gleich darauf eine fremde Männerstimme. Gut, Phil hatte also Mr. Stay aus seiner Höhle gelockt.
Hoffentlich hatte der gute Mann, als er zu Phil ging, nicht sein Zimmer abgeschlossen, denn ich hatte den Polizei-Dietrich nicht bei mir. Aber die Tür ging auf, als ich leise die Klinke herunterdrückte.
Mit einem raschen Schritt war ich in dem Zimmer. Noch ein prüfender Blick hinauf in den Korridor, aber es hatte mich niemand beobachtet. Ich knipste meine Taschenlampe an.
Das Zimmer war etwa sechs mal fünf Meter groß. Links von der Tür lag anscheinend das Badezimmer. Ich hatte keine Zeit, mich um Nebensächlichkeiten zu kümmern, und fing bei dem Schreibtisch an.
Und ich hatte diesmal mehr Glück als bei manchen anderen Abenteuern. Gleich vorn in der mittleren Schublade fand ich eine schwere .Neunmillimeterpistole vom Typ »Smith & Wesson 38 Spezial«. Ich weiß nicht, warum ich im Magazin nachsah, es war eine reine Gewohnheitshandlung. Jedenfalls fehlte keine einzige Patrone.
Auf dem Schreibtisch lag eine ausgezeichnete Karikatur, die Phil darstellte, als er gerade mit einer Whiskyflasche in der Hand unsern Gastgeber, Mr. Morris, umarmte. Ich sah mir die bemerkenswerte Zeichnung einen Augenblick an, dann setzte ich meine Zimmerdurchsuchung fort.
Auf dem großen Tisch in der Ecke fand ich wahre Berge von Briefen aus aller Welt. Es waren höchstwahrscheinlich die Briefe der Ehe-Bewerberinnen, von denen ich an diesem Abend schon eine ganze Menge gehört hatte.
Meine Suche ging schnell und gründlich vor sich. Trotzdem fand ich nichts Bemerkenswertes. Aber im Grunde hatte ich auch nichts Besonderes erwartet.
Nach einem kurzen Blick in den Korridor verließ ich das Zimmer wieder. Leise schlich ich mich den Flur entlang, dann ging ich vom oberen Ende her auf unser Zimmer zu. Dabei gab ich mir diesmal keine Mühe, meine Schritte lautlos zu machen.
Als ich bei uns eintrat, ließ Phil von Mr. Stay gerade ein Ding
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