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KR159 - Ich kannte den Mörder

KR159 - Ich kannte den Mörder

Titel: KR159 - Ich kannte den Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich kannte den Mörder
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saß Miß Horace, die mich aber keines Blickes würdigte. Mir gegenüber saß die Kosmetikerin Copperfield, die mit ihren Artikeln zwar eine Menge Dollar hatte machen, sich selber aber auch nicht vor dem Altwerden hatte retten können. Zwischen uns stand ein Rauchtischchen mit Likörgläsern für die Damen. Vor Miß Horace stand ihr zierliches Handtäschchen. Und darauf kam es mir an.
    Jetzt erklang neben mir ein unterdrücktes Stöhnen. Ich warf Miß Brook einen kurzen Blick zu. Sie war nicht nur eine gute Tänzerin, sondern auch eine gute Schauspielerin. Ihre Migräne wurde sehr echt gespielt, und sie wurde sogar blaß. Auch Miß Horace sah auf. In diesem Augenblick fiel Miß Brook in Ohnmacht.
    Die Kosmetikerin schrie hysterisch auf. Miß Horace warf ihr einen mißbilligenden Blick zu und sagte: »Kümmern Sie sich um sie. Ich hole ein Glas Wasser und einen Kognak.« Damit verschwand sie.
    Während sich die alte Copperfield um die Ohnmächtige kümmerte, beugte ich mich rasch vor, ergriff Miß Horaces Handtäschchen, öffnete es und griff hinein.
    Und plötzlich hatte ich die beiden kleinen Ampullen in der Hand. Mit einem raschen Griff ließ ich sie in meine Rocktasche gleiten, stellte das Täschchen wieder zurück auf den Rauchtisch und verließ den Raum.
    Also war mein Verdacht richtig gewesen. Doch wem hatte Miß Horace diese beiden Ampullen zugedacht?
    ***
    Ich ging zurück in das kleine Labor hinter der Küche. Doktor Werking packte gerade alle Gifte in seine große Aktentasche.
    »Ich werde sie oben in meinem Koffer einschließen«, sagte er und war noch immer ganz nervös. »Das soll mir nicht wieder Vorkommen, daß mir Drogen gestohlen werden, mit denen man mühelos Menschen töten kann!«
    »Daran tun Sie recht«, sagte ich. »Und hier haben Sie zwei von drei gestohlenen Ampullen. Sie brauchen sich jetzt keine Sorgen mehr zu machen.«
    Mit sichtlicher Erleichterung nahm der Arzt die beiden winzigen Ampullen in Empfang. Gleich darauf aber verzog sich sein Gesicht wieder zu einer angsterfüllten Grimasse.
    »Sie sind gut«, sagte er, »keine Sorgen machen! Und was ist mit der dritten Ampulle?«
    »Die ist den Weg alles Irdischen gegangen. Wenn Sie es ganz genau wissen wollen: Rex hat sie gefressen. Natürlich hat er es nicht überstanden.«
    »Die Dogge?«
    »Ja.«
    Doktor Werking wischte sich den kalten Schweiß von der Stirn.
    »Gott sei Dank«, murmelte er. »Wenigstens kein Mensch! Stellen Sie sich vor es wäre ein Mensch damit vergiftet worden! Ich käme keine Sekunde mehr zur Ruhe!«
    Ich sah den Doktor nachdenklich an. Eigentlich war mir sein ängstliches Getue ein bißchen stark. Wieviel davon war wirklich echte Angst, wieviel war gespieltes Theater? Noch hatte ich einen gesuchten Gangsterführer zu finden, noch war nicht bewiesen, wer es war. Jeder war verdächtig, aber wer war es?
    Ich hatte meinen Verdacht, aber so lange ich keine Beweise in den Händen hielt, war ein Irrtum immer möglich.
    »Wie spät haben wir es eigentlich?« fragte ich.
    Werking sah auf seine Armbanduhr:
    »Es ist zwanzig Minuten vor Mitternacht.«
    Ich nickte und murmelte leise vor mich hin:
    »Die Zeit vergeht sehr schnell heute abend, finden Sie nicht?«
    Der Arzt nickte.
    »Ja, das kann man wohl sagen. Ein turbulentes Ereignis jagt das andere.«
    Er zögerte einen Augenblick lang, dann sah er mich forschend an und fragte:
    »Mister Cotton, hier geht doch etwas vor, nicht wahr?«
    Ich stellte mich dumm.
    »Was soll denn vorgehen?«
    »Das weiß ich doch nicht! Deshalb frage ich Sie ja! Irgend etwas liegt in der Luft, ich spüre es. Sie können mir beim besten Willen nicht einreden, daß Sie außerdienstlich hier sind, Mr. Cotton. Sie haben sicher einen Auftrag zu erfüllen. Die überraschende Ankunft, der vielen G.-men heute abend, der vergiftete Hund, die Explosion in Ihrem Zimmer, die Geschichte während des Abendbrotes, der ermordete Diener — das alles kommt doch nicht zufällig?«
    Ich klopfte ihm beruhigend auf die Schulter.
    »Wenn Sie Kriminalist wären, mein Lieber, dann würden Sie das Wort Zufall überhaupt nicht in den Mund nehmen. Ich glaube nicht an Zufälle, schon gar nicht, wenn es sich um Verbrechen handelt. Hinter jedem Ereignis steht der Wille eines Menschen, der es heraufbeschwört. Von ganz allein passiert gar nichts.«
    »Also bestehen Zusammenhänge zwischen diesen verschiedenen Dingen, die sich heute abend ereigneten?« wollte Werking wissen.
    Ich lachte.
    »Mein lieber Doktor, jetzt werden Sie

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