KR159 - Ich kannte den Mörder
Richtung die Schüsse kamen?« wollte Phil wissen.
»Nein, ich habe keine Ahnung!«
»Hoffentlich hat sich dieser verdammte Lumpenhund von Gangster selber die Kugeln durch den Schädel gejagt!« brummte Phil böse.
»Das wäre das letzte, was ich glaube«, sagte ich bitter.
»Was fangen wir jetzt an?«
»Versuche du, die Leute zu beruhigen, ich sehe mich mal um«, sagte ich.
»Okay!«
Während sich Phil wieder in das Zimmer begab, ging ich den Korridor entlang. Vor der Tür zu Mr. Stay blieb ich stehen und klopfte.
»Ja ich komme!« rief Mr. Stay. »Was ist denn das schon wieder für ein Lärm?«
Er öffnete die Tür. Der Mann war im Schlafanzug.
Ich drängte ihn mit einer heftigen Handbewegung beiseite.
»Was fällt Ihnen ein, Sie ungehobelter Kerl?« protestierte er.
»Das erkläre ich Ihnen, sobald ich Zeit dazu habe«, sagte ich und ging zu seinem Bett. Ich legte meine Hand in die zerwühlten Kissen.
»Mr. Stay«, sagte ich hart. »Heute nacht sind in diesem Hause bereits zwei Menschen ermordet worden. Ich gehe jetzt rücksichtslos vor. Ist das klar?«
»Machen Sie doch, was Sie wollen!« fauchte Mr. Stay. »Was geht es mich an?«
»Das werden wir noch feststellen«, erwiderte ich ungerührt. »Zunächst bemerke ich, daß Sie nicht im Bett lagen, denn das Bett ist noch kalt. Zerwühlen kann man es mit ein paar Handgriffen, das ist keine Schwierigkeit.«
Mr. Stay biß sich auf die Lippe. Plötzlich aber huschte ein heller Schimmer über sein Gesicht.
»Wer hat denn gesagt, daß ich schon im Bett war?« fragte er höhnisch.
»Niemand, da haben Sie recht«, gab ich zurück und trat an den Schreibtisch.
Stay wollte sich mir in den Weg stellen.
»Was wollen Sie mit meinem Schreibtisch?« fauchte er.
»Ihre Liebesbriefe zählen«, brummte ich und schob den Mann mit einer Hand zur Seite. Die Bewegung fiel ein bißchen kräftig aus, denn Mr. Stay flog bis auf sein Bett.
Er sprang wütend auf und schrie:
»Das brauche ich mir nicht bieten lassen! Scheren Sie sich hinaus, Sie Cop!«
Ich ließ meine Pistole dreimal um meinen Mittelfinger kreisen und sagte gelassen:
»Eigentümlich. Ein gewisser Tom Marten, der mir kurz vor seinem Tode erzählte, daß er zu den Leuten des Gangsters Borton gehöre, hatte eine Abneigung gegen die Polizei. Ein gewisser Gärtner, der todsicher auch nicht astrein ist, sagte dasselbe zu mir. Und jetzt sagen sie etwas Ähnliches. Wirklich seltsam. Man könnte direkt glauben, daß zwischen diesen Leuten Verbindungen bestehen, Mr. Stay.«
»Verlassen Sie auf der Stelle mein Zimmer!«
»Gern!« erwiderte ich freundlich. »Ich möchte nur etwas mitnehmen. Eine Kleinigkeit. Sie gestatten?«
Noch bevor Stay zu einer Erwiderung ansetzen konnte, hatte ich die mittlere Schublade seines Schreibtisches aufgerissen. Und was ich nicht zu hoffen gewagt hatte, war der Fall: die schwere Pistole lag im Schubfach.
Ich packte sie mit meinem Taschentuch und ließ sie in meine Rocktasche gleiten.
»In einer Stunde erwarte ich Sie unten im Speisesaal, Mr. Stay«, sagte ich leise. »Sollten Sie nicht kommen, werde ich Sie abholen!«
»Meinen Sie, ich hätte Angst vor Ihnen?« fragte Stay höhnisch.
»Wahrscheinlich nicht. Aber vielleicht / kriegen Sie noch Angst vor mir«, grinste ich und verließ sein Zimmer.
***
Im Korridor kam mir Phil entgegen. Er war ganz aufgeregt, ich konnte es an seinem Gesicht sehen.
»Weißt du, was ich gefunden habe?« fragte er mich.
»Keine Ahnung«, erwiderte ich. »Was denn?«
»Die Pistole, aus der geschossen wurde!« rief Phil strahlend.
Mir war, als bekäme ich eine Ohrfeige versetzt.
»Da!« rief Phil eifrig und hielt mir eine Smith & Wesson 38 hin. Aus der Waffe war unzweifelhaft vor ganz kurzer Zeit geschossen worden. Im Lauf waren noch Pulverspuren, und im Magazin fehlte eine Patrone. Ich schüttelte den Kopf. Verdammt, hatten wir es denn mit einem so raffinierten Gegner zu tun, daß er einfach nicht zu überführen war? Ich holte die Pistole von Mr. Stay aus der Tasche und sah sie nach. Auch aus ihr mußte vor ganz kurzer Zeit geschossen worden sein, auch bei ihr fehlte eine Patrone.
»Trommle alle Leute zusammen!« rief ich Phil zu. »Und zwar sofort! Laß sie in den Speisesaal gehen. Wer nicht freiwillig kommen will, den schleppst du mit Gewalt hin! Ich bin es leid, zuzusehen, wie wehrlose Leute ermordet werden!«
»Okay, okay«, antwortete Phil und rieb sich die Hände. »Endlich gibt es mal eine reelle Arbeit!«
Ich sauste den Korridor
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