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KR159 - Ich kannte den Mörder

KR159 - Ich kannte den Mörder

Titel: KR159 - Ich kannte den Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich kannte den Mörder
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unterschreiben, das er vermutlich als Protokoll bezeichnete.
    »Hallo, Mr. Cotton!« sagte Stay und winkte mir freundlich zu. »Wie geht es Ihnen?«
    »Danke der Nachfrage«, erwiderte ich. »Mir geht es ausgezeichnet. Übrigens werde ich Ihnen morgen früh eine interessante Geschichte erzählen können, Mr. Stay. Den anderen Gästen auch.«
    Mr. Stay nahm seine dicke Hornbrille ab und wischte sich mit einem Tuch den Staub von den Gläsern.
    »Darf man schon eine Andeutung erfahren?«
    »Sicher«, sagte ich, »Sie haben vielleicht schon mal etwas von dem berüchtigten Gangster gehört, der unter dem Namen Borton vor einigen Jahren mit seinen Banden die ganzen Nordstaaten der USA unsicher machte, nicht wahr?«
    Mr. Stay schob in echt amerikanischer Saloppheit seine Hände bis fast zu den Ellenbogen in die Hosentaschen.
    »Sicher«, antwortete er dann, »ich habe in den Zeitungen davon gelesen.«
    »Dem FBI ist es gelungen, diesen Mann zu stellen«, sagte ich mit fester Stimme.
    Stay zog seine Augenbrauen zusammen und sagte:
    »Na, das wurde ja auch langsam Zeit, finden Sie nicht?«
    »O doch«, sagte ich. »Das ist auch meine Überzeugung!«
    Mr. Stay stand auf.
    »Wollen Sie noch etwas wissen?« fragte er Phil.
    »Nein, besten Dank.«
    »Bitte. Dann gehe ich jetzt schlafen. Es ist Zeit genug dazu. Gute Nacht, meine Herren!«
    »Gute Nacht, Mr. Stay!« riefen Phil und ich wie aus einem Munde.
    Dann schloß sich die Tür hinter unserem Besucher.
    »Ich möchte nur wissen, was du vorhast!« sagte Phil mißbilligend.
    »Ganz einfach«, erklärte ich. »Ich rechne stark damit, daß Miß Brook diesen Borton kennt. Und daß sie mir sagen wird, wer er ist. Damit wäre ja für uns der Fall erledigt. Wir verhaften ihn und haben ihn dann nur noch die eine Woche lang zu bewachen, bis wir alle abgeholt werden.«
    »Das können wir auch einfacher haben«, meinte Phil. »Wir winken am Tag eines der Polizeischnellboote heran, die die Insel umzingeln. Dann sind wir den Kerl gleich los. Aber ich glaube noch nicht, daß diese Tänzerin dir auf die Nase binden wird, wer dieser verdammte Gangster ist!«
    Ich lachte sorglos.
    »Warum soll nicht auch einmal etwas einfach sein? Ich gehe jetzt hinüber zu Miß Brook. Halte mir beide Daumen. Aber verlaß unser Zimmer nicht, bis ich zurückkomme.«
    »Warum nicht? Habe ich Stubenarrest?« fragte Phil gekränkt.
    »Ich möchte nicht wieder Sprengkörper in unserem Bett haben, wenn ich mein müdes Haupt zur Ruhe niederlege«, erklärte ich.
    »Das leuchtet sogar mir ein!« grinste Phil.
    Ich winkte ihm zu und verließ unser Zimmer. Auf den Zehenspitzen huschte ich den Korridor entlang bis zur Tür von Mr. Stay. Durch das Schlüsselloch fiel ein schmaler Lichtstreifen. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und klebte eine Gummischlange über die Tür. Dasselbe tat ich noch an Miß Merkens Tür, dann klopfte ich bei Miß Brook an.
    »Wer ist da?« fragte sie, ohne zu öffnen.
    »Ich bin es, Jerry Cotton!« raunte ich.
    Ich hörte, wie der Schlüssel umgedreht wurde. Miß Brook öffnete die Tür und ich trat schnell ein. Die Tänzerin trug noch ihr schlichtes, aber wirkungsvolles Abendkleid. Sie deutete mit ihrer gepflegten Hand auf einen weichen Sessel und ließ sich mir gegenüber nieder.
    »Da wäre ich«, sagte ich.
    Miß Brook lächelte. Mir wurde erst jetzt klar, daß sie zweifellos einmal eine sehr schöne Frau gewesen sein mußte. Wortlos und mit der Sicherheit einer Dame schenkte sie mir einen alten Whisky ein, während sie in ihr Glas nur ein paar Tropfen fallen ließ und obendrein mit viel Soda verdünnte.
    »Cheerio!« sagte sie. »Auf die mutigen Männer!«
    Und dabei traten ihr seltsamerweise Tränen in die Augen.
    Ich trank meinen Whisky in einem Zuge aus und wunderte mich über diese bemerkenswerte Frau, die zugleich eine große Künstlerin war.
    »Sie werden sich fragen, warum ich Sie in mein Zimmer gebeten habe, Mr. Cotton«, begann Miß Brook, nachdem unsere Zigaretten brannten.
    »Ich wundere mich nur sehr selten, seit ich Mitglied des Federal Bureau of Investigation bin«, erwiderte ich.
    »Sie kennen einen Gangster namens Borton?« fragte Miß Brook und kam also direkt zur Sache.
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Ich habe natürlich von ihm gehört. Aber ich kenne ihn nicht.«
    »Sie wissen, daß dieser Mann seit Jahren wegen mehrfachen Mordes und einer endlosen Kette sonstiger Verbrechen gesucht wird?«
    »Das ist mir bekannt. Aber — entschuldigen Sie, wenn ich Sie unterbreche

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