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Krabat (German Edition)

Krabat (German Edition)

Titel: Krabat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otfried Preußler
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die Späne, sie steckten sie in die Glut.
     
»Ich zeichne dich, Bruder,
Mit Kohle vom Holzkreuz –
Ich zeichne dich
Mit dem Mal der Geheimen
Bruderschaft.«
     
    Auf dem Heimweg zur Mühle begegneten sie den Mädchen mit ihren Wasserkrügen. Einen Augenblick überlegte Krabat, ob er die Kantorka ansprechen sollte. Aber dann ließ er es bleiben: weil Juro dabei war – und weil er die Kantorka nicht erschrecken wollte.

 
    Und wieder das Ochsenjoch vor der Tür und die Backenstreiche und das Gelöbnis, dem Meister in allen Dingen gehorsam zu bleiben. Krabat war schlecht bei der Sache. Die Augen der Kantorka gingen ihm nach: und doch hatten sie nur in das Licht einer Osterkerze geblickt, ohne Krabat zu sehen.
    »Ein nächstes Mal will ich ihr sichtbar vor Augen treten«, nahm er sich vor. »Sie soll wissen, dass ich es bin, den sie anblickt.«
    Die letzten Burschen waren zurückgekommen, das Wasser schoss ins Gerinne, die Mühle lief an. Der Meister scheuchte die zwölf in die Mahlstube, an die Arbeit.
    Krabat verrichtete, was zu tun war, in dem Gefühl, es sei gar nicht er selbst, der da Säcke vom Speicher herzuschleppte, Korn in die Schütte kippte (es fiel eine Menge daneben heut) und allmählich ins Schwitzen kam. Die Stimme des Meisters hörte er wie durch Wände, sie ging ihn nichts an. Ein paarmal geschah es, dass er mit einem der Mitgesellen zusammenstieß, ungewollt, weil er mit seinen Gedanken weit weg war. Einmal rutschte er auf den untersten Staffeln zur Bühne aus und schlug sich das Knie auf; er spürte nicht viel davon, ruckte den Sack, der ihm von der Schulter zu gleiten drohte, ins Gleichgewicht und stieg weiter.
    Er schuftete wie ein Ross. Dass die Füße ihm schwer wurden mit der Zeit; dass die Schweißtropfen von ihm wegspritzten, wenn er sich schüttelte; dass er sich quälen und schinden musste mit den verdammten Maltersäcken: es machte ihm wenig aus, das betraf ihn nicht sonderlich. Alles, was auf der Mühle vorging an diesem Morgen, war Sache des einen Krabat, der unterm Holzkreuz gesessen hatte die Nacht lang; den anderen, der in Schwarzkollm gewesen war, ließ das gleichgültig, der war fremd hier, er hatte mit alledem nichts zu schaffen, verstand es nicht.
    Diesmal war Witko es, der als Erster aufjauchzte und das Zeichen zum großen Jubel gab.
    Verwundert hielt Krabat inne, dann spuckte er in die Hände und wollte sich auf den nächsten Sack stürzen. Juro versetzte ihm einen Rippenstoß.
    »Aufhören, Krabat!«
    Der Stoß hatte gut gesessen, genau an der Stelle unter der linken Achsel, wo es am meisten wehtat. Für eine Weile blieb Krabat die Luft weg; dann sagte er, und es waren nun wieder beide Krabats in einem, die sich da mit gepresster Stimme vernehmen ließen: »He, Juro, ich  … soll dir wohl eins auf  … die Nase geben, du  … Blödsack!«
     
    Sie lachten, sie tranken, sie aßen die fetten, goldgelben Osterküchlein – und später tanzten sie.
     
»Rumm-widi-bumm,
Das Rad läuft um,
Der Müllscher ist alt,
Er ist krumm und dumm!
Und da es ging
In die Maienzeit,
Da hat er ein junges
Weib gefreit –
Schön fest rundherum,
Und das Rad, das läuft um,
Und der Müllscher ist krumm
Und dumm.«
     
    Sie tanzten und sangen und Witko krähte die Lieder hinaus, als wollte er alle mit seiner grellen, blechernen Stimme in Grund und Boden singen.
    Später wandte sich Staschko an Andrusch und fragte ihn, ob er nicht Lust hätte, ihnen was zu erzählen: vom Pumphutt vielleicht.
    »Ist recht«, sagte Andrusch. »Reicht mal den Wein herüber!«
    Er tat einen langen Zug aus der Kanne, bevor er mit seiner Geschichte anfing.
    »Also«, begann er, »der Pumphutt ist eines Tages nach Schleife gekommen, zum Obermüller und der war ein Geizkragen, wie ihr wissen müsst, dass es zum Himmel gestunken hat. – Aber da fällt mir gerade ein, dass Witko vielleicht überhaupt nicht weiß, wer der Pumphutt ist  … «
    Witko wusste es nicht, wie sich zeigte, und Krabat auch nicht.
    »Dann muss ich das wohl vorausschicken.«
    Andrusch versprach den Gesellen sich kurz zu fassen.
    »Pumphutt«, sagte er, »ist ein wendischer Mühlknappe wie wir auch, aus der Gegend von Spohla, glaub ich. Dürr ist er, lang ist er – und so alt, dass niemand es mit Bestimmtheit sagen kann. Wenn ihr ihn aber sehen würdet, dann möchtet ihr denken, dass er so um die vierzig ist und nicht älter. Im linken Ohrläppchen trägt er ein goldenes Ringel, ganz klein und schmal, dass es kaum zu sehen ist, wenn’s

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