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Krabat (German Edition)

Krabat (German Edition)

Titel: Krabat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otfried Preußler
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dass es ein erster Versuch war, Krabat.«
     
    Von jetzt an verbrachten sie alle Nächte, in denen der Müller sich außer Haus befand, in der Küche. Krabat übte dann unter Juros Anleitung seinen eigenen Willen gegen den Willen des Freundes durchzusetzen: ein schweres Stück Arbeit für beide und oft genug sah es aus, als ob Krabat verzagen wollte, »weil ich es doch nicht schaffe – und wenn ich schon sterben muss, will ich wenigstens nicht dran schuld sein, dass auch das Mädchen umkommt, verstehst du das?«
    »Ja«, sagte Juro dann, »das verstehe ich, Krabat – aber noch ist ja das Mädchen nicht eingeweiht. Vorläufig brauchst du dir keine Gedanken darüber zu machen, ob du dich so oder so entscheiden wirst. Wichtiger ist, dass wir weiterkommen. Wenn du den Mut nicht verlierst und nicht aufgibst, dann sollst du mal sehen, wie gut wir das bis zum Ende des Jahres hinkriegen, glaub mir das!«
    Wieder, zum wievielten Mal wohl, ging es von Neuem los mit der Plackerei – und allmählich, im Lauf des Spätsommers, stellten sich hin und wieder die ersten Erfolge ein.

 
    Hatte der Meister Verdacht geschöpft? War er Krabat und Juro, mit Lyschkos Hilfe vielleicht, auf die Spur gekommen? An einem der ersten Septemberabende lud er die Müllerburschen zu einem Umtrunk ein und nachdem sie sich um den großen Tisch in der Meisterstube versammelt hatten und jedem der Becher gefüllt war, brachte er unerwartet »ein Wohl auf die Freundschaft!« aus. Juro und Krabat blickten sich über den Tisch weg betroffen an.
    »Trinkt aus!«, rief der Meister. »Trinkt alle aus!« Dann ließ er von Lobosch aufs Neue die Becher füllen und sagte: »Ich habe euch im vergangenen Sommer von Jirko erzählt, meinem besten Freund. Und ich habe euch nicht verschwiegen, ich hätte ihn eines Tages umgebracht. Wie es dazu gekommen ist, sollt ihr nun erfahren  … Es war in den Jahren des großen Türkenkrieges, Jirko und ich hatten damals für einige Zeit aus der Lausitz verschwinden müssen, wir hatten uns voneinander getrennt. Ich ließ mich beim Heer des Kaisers anwerben, wo ich als Musketier diente, während Jirko sich, was ich nicht ahnen konnte, dem türkischen Sultan als Zaubermeister verdingt hatte. Kaiserlicher Befehlshaber war der Marschall von Sachsen. Er hatte uns weit nach Ungarn hineingeführt, wo wir seit Wochen dem türkischen Heer gegenüberlagen, Freund und Feind in befestigten Lagern verschanzt. Vom Krieg war nicht viel zu spüren, außer dass sich die beiderseitigen Streifscharen dann und wann ein Scharmützel lieferten und die Kanonen sich auf verschiedene Punkte im Vorfeld einschossen. Eines Morgens stellte sich dann heraus, dass die Türken sich nächtlicherweile des Marschalls von Sachsen bemächtigt und ihn entführt hatten, offensichtlich mithilfe von Zauberei. Bald darauf kam ein Unterhändler vor unsere Schanzen geritten: Der Marschall befinde sich als Gefangener in des Sultans Hand; man werde ihn freilassen, falls unser Heer sich binnen sechs Tagen aus Ungarn zurückziehe, widrigenfalls er am Morgen des siebenten Tages erdrosselt werde. Da war die Bestürzung groß und weil ich nicht wusste, dass Jirko im türkischen Lager war, machte ich mich erbötig, den Marschall zurückzuholen.«
    Der Meister leerte den Becher auf einen Zug, winkte Lobosch heran, hieß ihn nachschenken und fuhr fort: »Obgleich unser Hauptmann mich für verrückt erklärte, meldete er die Sache dem Herrn Obristen weiter, der führte mich einem General vor und dieser begab sich mit mir zum Herzog von Leuchtenberg, der anstelle des Marschalls den Oberbefehl übernommen hatte. Zunächst wollte auch der Herzog mir keinen Glauben schenken; da ließ ich die Offiziere des Stabes vor seinen Augen zu Papageien werden, den General aber, der mich ihm vorgeführt hatte, zu einem Goldfasan. Mehr brauchte es nicht, um den Herzog zu überzeugen. Er hieß mich die Herren schleunigst zurückverwandeln und sagte mir für den Fall, dass es mir gelingen sollte, den Marschall herauszuholen, eine Belohnung von tausend Dukaten zu. Dann ließ er mir seine eigenen Reitpferde vorführen und ich durfte mir eines aussuchen.«
    Abermals brach der Meister in seiner Erzählung ab, um zu trinken, und abermals musste ihm Lobosch den Becher füllen, bevor er weitersprach.
    »Ich könnte nun einfach in meiner Geschichte fortfahren«, sagte er, »doch mir ist etwas Besseres eingefallen. Den Rest sollt ihr selbst erleben: Krabat wird meinen eigenen Part übernehmen, die

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