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Krabat (German Edition)

Krabat (German Edition)

Titel: Krabat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otfried Preußler
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Säbel fallen.
    »Hussa!«, schreit Krabat und: »Festhalten, Exzellenz!«
    Niemand wagt es, sich ihnen entgegenzustellen. Schon sind sie am Ausgang des Lagers, schon draußen im freien Feld. Nun lässt Krabat den Rappen sich in die Lüfte erheben und jetzt erst beginnen die Türken auf sie zu feuern, aus allen Rohren, das pfitscht und pfatscht nur so.
    Krabat ist guter Dinge, er fürchtet die türkischen Kugeln nicht.
    »Wenn die Burschen uns treffen wollten, müssten sie mit was Goldenem nach uns schießen«, belehrt er den Marschall. »Kugeln aus Eisen und Blei tun uns keinen Schaden – und Pfeile auch nicht.«
    Die Schüsse verhallen, das Feuer wird eingestellt. Da hören die beiden Reiter ein Rauschen und Brausen vom Lager der Türken her, das rasch näher kommt. Krabat darf sich nicht umdrehen, während sie durch die Luft reiten; deshalb bittet er seinen Begleiter zurückzublicken.
    Der Marschall berichtet von einem riesigen schwarzen Adler, der sie verfolge. »Er stößt aus der Höhe herab, die Sonne im Rücken, den Schnabel auf uns gerichtet!«
    Krabat spricht eine Zauberformel: da türmen sich zwischen dem Adler und ihnen gewaltige Wolken auf, grau und dicht, ein Gebirge von Nebeln.
    Der Adler durchstößt es.
    »Da!«, krächzt der Marschall. »Er setzt zum Sturz an!«
    Krabat hat längst begriffen, was für ein Adler das ist, der sie da verfolgt; es wundert ihn nicht im Mindesten, dass er sie anruft.
    »Kehrt um!«, ruft der Adler. »Oder ihr seid des Todes!«
    Er ruft es mit einer Stimme, die Krabat kennt. Woher kennt er sie? Keine Zeit, sich darüber Gedanken zu machen! Auf seinen Wink hin erhebt sich ein Sturm, der den Adler zurückwirft, ihn wegfegen müsste vom Himmel wie einen Flederwisch – aber weit gefehlt: der Adler des Sultans ist jedem Orkan gewachsen.
    »Kehrt um!«, ruft er. »Gebt euch geschlagen, bevor es zu spät ist!«
    »Die Stimme!«, denkt Krabat. Nun hat er sie wiedererkannt: Es ist Juros Stimme, die Stimme des Freundes, mit dem er gemeinsam als Müllerbursche gedient hat, vor vielen Jahren im Koselbruch.
    »Der Adler!«, berichtet der Marschall. »Gleich hat er uns eingeholt!« Plötzlich weiß Krabat auch wieder, wem diese Stimme gehört, die ihm da ins Ohr krächzt: »Sein Feuerrohr, Musketier! Warum schießt Er das Ungeheuer nicht einfach ab?«
    »Weil ich nichts Goldenes hab, um damit zu schießen.«
    Krabat ist froh, denn das stimmt sogar. Doch der Marschall von Sachsen oder wer immer da hinter ihm sitzt – der Marschall reißt einen seiner goldenen Knöpfe vom Waffenrock.
    »Steck Er ihn in die Flinte – und schieß Er schon!«
    Juro, der Adler Juro, ist nur noch wenige Flügelschläge von ihnen entfernt. Krabat denkt nicht im Traum daran, ihn zu töten. Er gibt sich den Anschein, als ob er den goldenen Knopf in den Lauf seiner Büchse stecke: in Wirklichkeit lässt er ihn aus der Hand gleiten.
    »Schieß Er doch!«, drängt der Marschall. »Schieß Er doch!«
    Ohne den Kopf zu wenden, drückt Krabat die Flinte auf den Verfolger ab, über die linke Schulter weg: blind, wie er weiß, nur mit Pulver geladen, ohne den Goldknopf im Lauf.
    Der Schuss kracht – und plötzlich ein gellender Todesschrei: »Krabat! Kra-baa-aaht!«
    Krabat erschrickt, lässt die Flinte fallen; dann schlägt er die Hände vor das Gesicht und weint.
    »Krabat!«, gellt es ihm in den Ohren. »Kra-baa-aaht!«
     
    Krabat fuhr stöhnend hoch.
    Wie kam es, dass er mit einem Mal hier am Tisch saß – mit Andrusch und Petar und Merten und allen anderen? Wie sie ihn anstarrten, bleich und verschreckt – und wie jeder sofort den Blick senkte, wenn er merkte, dass Krabat zu ihm herübersah!
    Der Meister saß wie ein Toter an seinem Platz, weit zurückgelehnt, schweigend, als lauschte er in die Ferne.
    Auch Juro rührte sich nicht. Er lag mit dem Oberkörper über dem Tisch, das Gesicht nach unten, die Arme von sich gespreizt: Adlerschwingen vor wenigen Augenblicken noch, rauschende Fittiche. Neben Juro ein umgeworfener Becher. Ein Fleck auf der Tischplatte, dunkelrot: Wein oder Blut?
    Lobosch warf sich mit einem Aufschluchzen über Juro hin. »Er ist tot, er ist tot!«, rief er. »Krabat, du hast ihn umgebracht!«
    Krabat spürte ein Würgen im Hals, er riss sich mit beiden Händen das Hemd auf.
    Da sah er, wie Juro den einen Arm bewegte – und dann den anderen. Langsam, so schien es, kehrte das Leben in seinen Körper zurück. Er stützte sich auf die Hände, er hob das Gesicht – einen

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