Kräuterkunde
Act
(1968) besagt, daß Kräuterpräparate nur zugelassen werden, wenn sie klinisch getestet und neu lizensiert werden. Verlangt wurden experimentelle Wirksamkeitsnachweise, die viele Millionen kosten und 5 bis 7 Jahre dauern würden. Welche kleine Kräuterfirma konnte sich das leisten? Noch schlimmer in den USA, wo die FDA (Food and Drugs Administration) willkürliche GRAS-Listen (Generally Recognized as Safe) aufstellte und viele bewährte Heilkräuter unter Acht und Bann stellen ließ. Darunter zum Beispiel Sassafras (
Sassafras albidum
), aus dessen Wurzeln das bei Kindern seit Generationen beliebte »Root Beer« gebraut wurde. Ein »blutreinigender« Sassafras-Tee wurde allgemein bei Lungen-, Verdauungs-, Nieren- und Leberproblemen getrunken. Grund des Verbots: Sassafras enthalte das krebserregende Safrol. Ein Artikel in
Science
(April 1987, S. 271) rückt die Aussage in die richtige Perspektive: Eine Flasche Root Beer ist (wegen des Safrols) nur ein Vierzehntelmal so krebserregend wie eine Flasche Bier (wegen des darin enthaltenen Ethanols). Nach den FDA-Kriterien könnte man genausogut Pfeffer, Schwarztee, Kaffee, Stern-Anis, Muskat sowie die meisten Lebensmittel verbieten.
1988 startete das deutsche BGA (Bundesgesundheitsamt) einen Großangriff auf die Kräuter- und Naturheilkunde. Altbewährte Heilkräuter, wie Huflattich, Pestwurz, Beinwell, Angelika und andere, wurden als gefährlich und sogar karzinogen dargestellt.
Pyrrolizidinalkaloide
war das Schlagwort, das gegen die Kräuter vorgebracht wurde. Ratten hätten beim Verzehr von Huflattichblättern Leberkrebs bekommen. Allerdings war die Dosis, die den armen Versuchstieren zugemutet wurde, extrem hoch. Sie entsprach, auf menschliche Verhältnisse übertragen, dem Konsum von vier Drogeriepackungen Huflattich pro Tag, also viele tausendmal soviel wie die übliche therapeutische Dosierung. (
Weiß 1991:261
)
Zu guter Letzt versuchte das
Deutsches Ärzteblatt
(Nr. 3, Januar 1995) im Leitartikel die Natur- und Kräuterheilkunde in die Nähe der Nazi-Ideologie zu rücken. Auch wenn Rudolf Heß biologisch-dynamisches Gemüse aß und es im Dritten Reich gelegentlich Heilkräutersammelaktionen gab, ist der Artikel beabsichtigter Rufmord. Die Herausgeber sollten solchen peinlichen Unsinn unterlassen. Besser wäre es, sich in Anbetracht der Krise, in der die Medizin gegenwärtig steckt, auf bewährte Heiltraditionen zu besinnen und die Heilkräuter wieder in die Praxis aufzunehmen. Nach Schätzungen des amerikanischen Mediziners Andrew Weil könnten 60 Prozent aller Leiden besser mit Kräutern als mit anderen Mitteln erfolgreich behandelt werden. Bei entsprechender Prophylaxe wäre diese Prozentzahl noch höher zu veranschlagen.
Aber es weht ein frischer Frühlingswind, und die ersten Anzeichen einer Wende sind bereits spürbar. So forderte Andrew Weil, Forscher in Harvard und Medizindozent an der University of Arizona, anläßlich des »Symposions der Akademie der Neuen Berserker« (Oktober 1992, München) die Wiedereinführung von phytotherapeutischen Mitteln in die ärztliche Praxis. Nur hat leider niemand die überlasteten Ärzte darüber informiert, wie gut die Heilkräuter wirken können. Auf keiner Universität haben sie gelernt, wie man sie anwendet. Rudolf Verres, Medizinprofessor an der Universität Harnburg und Leiter der Abteilung Psychotherapie der Universität Heidelberg, forderte in seinem Beitrag zum wegweisenden 2. Internationalen ECBS-Kongreß (Europäisches Collegiumfür Bewußtseinsstudien, Heidelberg, Februar 1996) junge Ärzte auf, sich mit Kräutern zu befreunden. Das einseitig humanistische Denken schiebt eine Kulisse zwischen den Menschen und die Natur.
Medizinstudenten, die lebendige Frösche sezieren und Pillenkataloge auswendig lernen müssen, werden zur Verachtung der Natur erzogen. Warum – fragt Verres – produzieren die Pflanzen Wirkstoffe, die sie gar nicht brauchen, wenn es sich nicht um Botschaften der uns umgebenden Natur handelt? Synthetika haben damit nichts zu tun, sie wirken entfremdend. Verres macht ernst mit seiner Einstellung: Seine Studenten lernen die Heilkunst nicht nur in sterilen Labors und Hörsälen kennen, sondern auf Spaziergängen durch blühende Kräuterwiesen, und den Körper erfahren sie durch Massagen lebendiger Menschen und nicht nur durch Sezieren von Leichen.
Ein Plädoyer
Phytotherapie muß wieder ein integraler Bestandteil der medizinischen Ausbildung werden. Das Wissen um die Heilwirkung der
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