Kräuterkunde
Auch skrofulöse Augenerkrankungen bei Kindern werden durch die äußerliche Anwendung des hübschen Rachenblütlers sehr gemildert. (
Weiß 1991:433
) Innerlich, als heißer Tee getrunken, hilft Augentrost bei Schnupfen und Nebenhöhlenentzündungen. Der nah verwandte
Klappertopf
(
Rhinanthus
), ebenfalls ein Halbschmarotzer, der auf trockenen Wiesen wächst, soll eine ähnliche Wirkung haben.
Aus der, von den Germanen als »Auge des Sonnengottes Baldur« bezeichneten,
Kamille
lassen sich ebenfalls reinigende, beruhigende Augenumschläge (Aufschläge) bereiten. Besser ist jedoch der Augentrost.
Als Augentonikum und vorbeugend gegen Grauen Star und Sehschwäche benutzte man früher das
Schöllkraut
(
Chelidonium majus
). Chelidonium bedeutet »Schwalbenkraut«. Die Griechen glaubten, daß die Schwalbenmütter die Augen ihrer Jungen damit einreiben, damit sie sehen können. Maria Treben, die vieles von der alten Kräuterkunde wieder bekannt gemacht hat, zerrieb einen Schöllkrautstengel zwischen den Fingern, verdünnte den ätzenden, goldgelben Saft mit frischem Tau und strich ihn mit dem Zeigefinger über die geschlossenen Augenlider. »Ich habe jedesmal die wohltuende Empfindung, als ob ein Schleier von meinen Augen weggezogen würde«, schreibt die Kräuterfrau. (
Treben 1986:48
)
Etwas für die Lungen
Mit jedem Atemzug ziehen wir den lebenserhaltenden Sauerstoff, das Geschenk der Pflanzen, in unsere Lungen. Im Wald, im Gebirge oder am Meer spüren wir diese belebende Kraft am stärksten. In den Städten, Fabriken und Büros dagegen ist die Luft nicht so rein. Egal wie sauber man das Zimmer geputzt hat, die einfallenden Sonnen strahlen lassen unzählige, winzige, in der Luft schwebende Staubkörperchen sichtbar werden. Diese tanzenden, flimmernden Partikel sind ideale Luftschiffe für Mikroben jeglicher Art. Mit jedem Atemzug gelangen sie in unseren Körper. Zum Glück sind die Bronchien innen von unzähligen kleinen Flimmerhärchen (Zilien) überzogen. Die Härchen bewegen sich ständig wie ein wogendes Weizenfeld. Ihre Aufgabe ist es, die in Schleim gehüllten Fremdkörper aufwärts zu bewegen, so daß sie ausgehustet werden können. Übrigens, ein guter Grund mit dem Tabakrauchen aufzuhören: Nikotin lähmt die Zilien.
Wird die Eingangspforte der Lungen dennoch von pathogenen Eindringlingen überwältigt und kommt es zu Schleimhautentzündungen im Nasen- oder Rachenraum oder sind gar die Lungen selbst angeschlagen, dann stehen erneut Kräuter als Verbündete zur Verfügung, um die körperliche Unversehrtheit wieder herzustellen. In Frage kommen da zunächst erweichende, schleimhautschützende Heilkräuter (
Muzilaginosa
) und dann, um das Abhusten zu erleichtern, schleimlösende Kräuter (
Expektorantien
).
Als reizlindernde, schleimhaltige Hustenmittel bieten sich zum Beispiel folgende an:
Eibisch
, als Kaltwasserauszug oder Sirup;
Malve
oder
Käsepappel
als Gurgelmittel und Tee; die Blüten der
Königskerze, Spitzwegerich
kraut,
Isländisches Moos
und, falls man eine amerikanische Quelle hat, die Innenrinde der
amerikanischen Ulme
(
slippery elm, Ulmus fulva
). Diese Schleimdrogen können auch von kundiger Hand miteinander gemischt werden.
Eine besondere Rolle spielt der
Huflattich
, dessen lateinischer Name
tussilago
»ich vertreibe Husten« bedeutet. Der gut schmeckende Huflattichtee (Blätter und Blüten) wirkt nicht nur schleimhautschützend, sondern auch bronchialberuhigend. Bei allen Lungenleiden, auch bei chronischen, ist er das bevorzugte Hustenmittel. Leider hat die vom BGA eingesetzte Kommission E diesem wunderbaren Heilkraut eine Negativ-Monographie erstellt. Das bedeutet, daß es nicht mehr im Handel vertrieben werden darf, denn es enthalte Spuren des berüchtigten, leberkrebserzeugenden Pyrrolizidin. Aber wie wir schon im ersten Kapitel andeuteten, sind die Alkaloid-Mengen so gering, daß sie für den Menschen wirklich keine Gefahr darstellen. (
Weiß 1991:261
) Auf den Huflattich würde ich nie verzichten; ich halte mich an den guten Rat von Frau Dr. med. Veronika Carstens, Gattin des ehemaligen Bundespräsidenten, die da sagte: »Wenn man den Huflattich verbietet, dann pflanze ich ihn mir eben in meinem Garten an!«
Das Abhusten des dickflüssigen Sputums wird durch Tees oder Sirups aus saponinhaltigen Heilpflanzen erleichtert. Dazu zählen die Wurzeln der
Schlüsselblume
(
Primula officinalis
), die Wurzeln des
wohlriechenden Veilchens
(
Viola odorata
), des
Seifenkrauts
,
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