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Kräuterkunde

Kräuterkunde

Titel: Kräuterkunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf-Dieter Storl
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Durchblutungsstörungen.
Hautreize: Moxibustion und Punk
    Eines der vielen Verdienste des Sebastian Kneipp ist, daß er die immunologische Wirkung von Hautreizen wiederentdeckt hat. Darauf beruht sein System von Kaltwassergüssen, Wickeln und Bädern. Aber nicht nur Wasser hat diese Wirkung, sondern auch Rutenschläge und die Anwendung von brennenden, scharfen Kräutern. Es ist noch gar nicht so lange her, daß man nach der langen, düsteren Winterszeit Mensch und Vieh mit frisch ergrünten Birkenzweigen »quiekte«; der Schlag mit der Birkenrute sollte ihnen die Kraft der wiedererweckten Natur vermitteln und ihnen Gesundheit und Fruchtbarkeit bringen. Auch wälzte man sich hier und da in den jungen Brennesseln. Diese drastische »Frühjahrskur« bringt sämtliche Säfte in Wallung und wirkt deswegen »verjüngend«.
    Auch Ärzte machten sich die immunstärkende Wirkung der Hautreize zunutze, indem sie Senfpflaster oder den ätzenden Saft des zerstampften
Hahnenfuß
krauts auf erkrankte Körperteile applizierten. Diese, in der Sprache der Mediziner
Rubefazienzien
genannten Kräuter reizen die Haut und bringen das Blut an die Oberfläche. Und wo das Blut als Lebensträger Zugang hat, ist die Heilung gewisser. Etwas sanfter und unter Einbeziehung subtiler ätherischer Energieströmungen wirkt die Aroma-Massage, bei der verschiedene ätherische Öle in die Haut einmassiert werden.
    Eine noch stärkere und gezielter eingesetzte Form der hyperämisierenden Hautreizung ist die
Moxibustion
. Es handelt sich dabei um das Abbrennen kleiner, getrockneter und gepreßter Kräuterkügelchen auf genau bestimmten Akupunkturpunkten. In Ostasien verwendet man dafür schwelende Kegel aus
Beifuß (Artemisia vulgaris)
. Das Wort
Moxa
kommt aus dem Japanischen und bedeutet »Brennkraut« beziehungsweise »Beifuß«. Um Vernarbung zu verhindern, legen die chinesischen Ärzte eine hauch dünne Scheibe Knoblauch oder Ingwer zwischen Haut und Brennkegel.
    Der Ursprung dieses Heilverfahrens verliert sich in den Nebeln der Steinzeit. Die Vorfahren der Indianer haben es wahrscheinlich mit in die Neue Welt gebracht, denn noch immer verbrennen die Apachen dünne, angespitzte Beifußstäbchen auf schmerzenden Körperstellen. (
Kindscher 1992:49
) Die Waldlandindianer benutzen zum selben Zweck kleine Stückchen getrockneten Holundermarks. »Pank« nannten sie diese glimmenden Stengel – eine Bezeichnung, die die weißen Siedler auf arbeitsscheue Halbstarke übertrugen, die an Straßenecken herumlungern und die Unverschämtheit besaßen, öffentlich Zigaretten zu rauchen: Punks oder neudeutsch Punker. (
Storl 1996:44
)
    Für die verletzte Haut, bei Verbrennungen, Schnitt-, Schurf- und Bißwunden, bietet die Natur eine ganze Fülle von hervorragenden Wundheilkräutern an. Es sind Pflanzen wie die
Braunelle
, die
Zaubernuß
(
Hamamelis
), der
Storchenschnabel
oder der
Ziest
, die (dank ihrer Gerbsäure) das wunde Fleisch regelrecht »gerben«, das heißt, sie wirken zusammenziehend (adstringierend), blutstillend, entwässernd und entziehen den eindringenden Bakterien ihre Lebensgrundlage. Die werden nämlich gleich mitgegerbt. Andere, etwa der
Ackerschachtelhalm
, enthalten zusätzlich noch Kieselsäure, die das Bindegewebe stärkt. Wiederum andere Wundheilpflanzen, zum Beispiel Aloe oder
Beinwell
wurzel, enthalten viele Schleimstoffe, die das Gewebe einhüllen und schützen. Wiederum andere haben reinigende Saponine, die den Zellstoffwechsel günstig beeinflussen. Meistens wirkt jedoch die komplexe Kombination von diesen Inhaltstoffen und vielen anderen. Die
Kamille
enthält zudem das stark entzündungshemmende Chamazulen, ein himmelblaues ätherisches Öl. Kräuter wie die
Ringelblume
oder die
Schafgarbe
, wegen ihrer wundheilenden Kraft auch Soldatenkraut und Beilhiebkraut genannt, weisen ein breites Spektrum an wirksamen Inhaltsstoffen auf. Auf Wundheilkräuter und ihre Anwendung hier näher einzugehen würde den Rahmen dieses Buches sprengen. Auf jeden Fall kann man sich mit Hilfe dieser Pflanzen so manchen Arztbesuch und so manches Antibiotikum ersparen.
Husten, Niesen, Blinzeln
    Zur ersten Verteidigungslinie des Abwehrsystems gehören auch autonome Reflexe wie Husten, Niesen und Blinzeln.
    Universal ist der Glaube, daß Krankheit durch das Eindringen von Fremdkörpern in den Leib verursacht werden kann. Diese Fremdkörper können kleine Nägel, Splitter oder Steinchen sein, die ein böser Zauberer heimlich hineinzaubert, oder auch bösartige

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