Kräuterkunde
Muskelschwund leidet, heilen kann. Bei einer Krankheit spielen viele Faktoren – familiäre, karmische, umweltbedingte, altersbedingte – eine Rolle. Deswegen sammeln und bereiten Pflanzenschamanen ihre Heilmittel in der Regel für jeden Patienten individuell. Wo bei einem das Hirtentäschel hilft, hilft bei dem anderen vielleicht die Nachtkerze oder eine andere Pflanze. Zur Heilung ist ja nicht nur die Pflanze, sondern auch noch vieles andere notwendig. Erst durch das Zusammenkommen aller notwendigen Faktoren kann das gewünschte Resultat erzielt werden.
Yukti
nennen die ayurvedischen Heiler dieses günstige Zusammenspiel des richtigen Heilkrautes, der günstigen astrologischen Konstellation, des inspirierten Heilers und des aufrichtigen Wunsches, geheilt zu werden. Auch Maria Treben sagt, daß es nie das physische Kraut allein ist: »Wo es keinen Glauben an Gott und an die Kraft der Kräuter gibt, da gibt es nur sehr selten Heilung!«
Es war für Maria Treben selbstverständlich, daß die Schutzengel die Leidenden zu ihr führten oder daß die Heilpflanzen die Signatur gnadenreicher Übersinnlicher in sich tragen. Bei ihr erweckte »der rote Saft des würzigen Johanniskrautes den Eindruck, als ob ein Blutstropfen unseres Heilands in dem Farbstoff der goldgelben Blüten verborgen lebe.« Sogar Rundfunkwellen konnten ihr die Stimmen der Pflanzenengel offenbaren. Als sie über die hoffnungslose Situation einer Kranken nachdachte, stellte ihr Mann zufällig ein kleines Kofferradio hin, und sie vernahm die richtige Antwort in der Radiostimme: »Hier spricht der Hausarzt. Mit Kalmuswurzel wird jede Magen und Darmstörung geheilt …« Warum auch nicht, Pflanzengeister sind frei und ungebunden und können sich überall manifestieren.
Wir sehen also, daß die Kräuterkunde Maria Trebens, die vielen Menschen geholfen hat, nicht mit den Maßstäben einer reduktionistisch naturwissenschaftlich orientierten Phytotherapie gemessen werden kann. Es ist eine Kräuterkunde, die metaphysische Parameter mit einbezieht. Sie verstand sich als Vermittlerin dieser übersinnlichen Kräfte: »Bei IHM suchen wir Hilfe und Trost, in schwerer Krankheit demütig und andächtig Kräuter aus seiner Apotheke.«
Edward Bach (1886-1916)
Der Entdecker der Blütenessenzen war alles andere als ein Dilettant. Als Arzt und Forscher war er mit der Arbeit im Labor ebenso vertraut wie mit der ärztlichen Praxis. Seine Nosoden-Therapie (Impfstoffe aus Darmbakterien) gehört bis heute zu den anerkannten Methoden der Medizin. Er hätte sein Lebtag ein gut situierter Mediziner bleiben können, wäre da nicht eine tiefgreifende, seelische Erschütterung über ihn hereingebrochen. Während des Ersten Weltkriegs hatte er ein Lazarett mit 400 Betten zu betreuen. Zu dieser Zeit starb seine Frau an Diphtherie. Zwei Monate später brach er, vollkommen überarbeitet, mit einem Blutsturz zusammen. Nach der sofortigen Operation stellte man ihm die düstere Prognose, er habe nur noch drei Monate zu leben. Er ignorierte diese Prognose und arbeitete weiter in seinem Labor. Doch diese traumatische Erfahrung stieß verschlossene Tore auf. Er sagte sich los von der materialistischen Schulmedizin, wurde Homöopath und präparierte von nun an seine Nosoden nach der Methode Samuel Hahnemanns. Aber dabei blieb es nicht. Seine Intuition sagte ihm, daß es möglich sei, die Nosoden durch Heilkräuter zu ersetzen. Wie aber die richtigen Pflanzen finden, wie sie präparieren und dosieren? Weder die Schulmedizin noch die Schriften Hahnemanns konnten ihm fortan den Weg weisen. Er war über sie hinausgewachsen.
1928 verließ Bach spontan seine Praxis und reiste dorthin, wo er schon als Junge Kraft und Inspiration geschöpft hatte, nach Wales, dem Land seiner Vorfahren. Er verband sich sozusagen mit dem »morphogenetischen Feld« seiner Ahnen, die ihm die richtigen Eingebungen zukommen ließen. Und an einem Gebirgsbach fand er dann auch die ersten seiner Heilblüten: die gelbe Gauklerblume (
Mimulus
) und das drüsige Springkraut (
Impatiens
). Diese Blüten spiegeln seine damalige Gemütsverfassung wider: einerseits die unterschwellige Angst vor den Konsequenzen seiner Entscheidung, gesicherte Bahnen zu verlassen, und an derseits seinen ungeduldigen Wunsch, neue Wege zu gehen.
Zwei Jahre später, Anfang Mai – zu der Jahreszeit, in der seine walisischen Vorfahren einst Beltaine, die Hochzeit der Sonne und der Blütengöttin mit Freudenfeuern feierten – schloß er Praxis und
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