Kräuterkunde
Glas meiden sie meistens, weil diese die Schwingungen der Umwelt blockieren.
Anderseits gibt es aber auch den »Stadtindianer«, der mitten in der Großstadt mit den Pflanzengeistern kommuniziert. Wenn erden Boulevard entlang geht, bleiben seine Augen weniger an den tollen Schaufensterauslagen oder den teuren Autos hängen. Auch die anderen Passanten in ihren feschen Kleidern interessieren ihn wenig. Seine Aufmerksamkeit gilt dem Wegerich, der in einem Spalt auf dem asphaltierten Gehweg wächst, dem rötlichen Ruprechtskraut in der Mauerritze, dem Moos auf einem Stein, den vielen Wildkräutern am Bahndamm oder auf der unbebauten Parzelle. Wie ein Schmetterling flattert sein Geist von einem Kräutlein zum anderen. Sie alle erzählen ihm interessante Geschichten, alle sind Heilkräuter, die sich anbieten, wenn Heilung gefragt ist. Gelegentlich kommt ein bunter Falter, ein Vogel oder eine Schwebfliege und bringt ihm eine Botschaft. Er hat gar kein Verlangen, »hinaus aufs Land« zu ziehen, denn mitten in der City ist er noch in der Natur.
Fast immer kleiden sich diese Menschen in unkonventioneller Weise. Oft nähen und stricken sie ihre eigene Bekleidung. Meistens sind es reine Naturstoffe, grobe Wolle, Baumwolle, Seide und gelegentlich sogar Brennessel- oder Hanfstoffe, die sie tragen. Naturstoffe resonieren mit der Umwelt, sie blockieren die Vibrationen der Tiere, Pflanzen und der Geister nicht so sehr wie Kunstfasern. Manche kleiden sich als Ausdruck ihrer bunten Innenwelt in farbenfrohe Seide und Brokat, so daß sie aussehen wie Paradisvögel oder exotische Schmetterlinge. Andere wiederum sind dermaßen abgehoben, daß sie kaum merken, was sie anhaben. Manchmal sind es praktisch Lumpen. Hauptsache, sie sind gemütlich, damit die Meditation ungehindert »fließen« kann.
Manche würden, wenn das Wetter und die Gesetze es erlaubten, gar nichts anziehen und in »heiliger Nacktheit« durch die Natur gehen, einer Nacktheit, die keine Barrieren zwischen dem eigenen Körper und den Schwingungen der Umwelt duldet. In Indien gibt es noch solche Naga-Babas. Als man die im Dschungel, unter freiem Himmel lebende heilige Mahadeviyakka fragte, warum sie ihre Blöße mit nichts, außer ihren langen Haaren, bedecke, antwortete sie: »Wenn die Frucht voll ausgereift ist, fällt die äußere Schale ab.«
Viele dieser schamanistisch begabten Menschen kleiden sich, um ihre Verbundenheit mit der umliegenden Natur und der Tradition des Stammes zu bekunden, in altertümliche Tracht. Maria Treben zum Beispiel trug das Dirndl, die Tracht der Frauen im bayrisch-österreichischen Raum, wie ein Schamane seine symbolträchtige Schamanenkleidung. Für den Artikel im Stern ließ sie sich in feinster Tracht, sogar mit Goldhaube fotografieren. Goldhauben, glitzernde, mit Edelsteinen besetzte Kappen, Spitzhüte mit Sonne, Mond und Sternen, Kopfbedeckungen mit Hörnern und Federkronen sind und waren schon immer Attribute schamanistischer Heiler und Zauberer. Sie sind Ausdruck der strahlenden Aura oder – wie die Inder sagen würden – des Erwachens der höheren Chakren. Auch der »Doktorhut« war einst eine solche magische Kopfbedeckung.
Mein Nachbar, ein alter Bergbauer, der nie auf der Straße geht, sondern immer feldquerein, der immer genau weiß, wo sich gerade die Hirsche aufhalten und welche Heilpflanze wo blüht, trägt alte abgewetzte Berglerkluft und dazu einen grünen Hut, den er mit Federn, Gamsbart, frischen Blumen und Schnitzereien besteckt. Dieser Hut ist ein Zauberhut. Er ist seine Antenne, die ihn mit den Waldgeistern und Tieren verbindet. Hätte er diesen Hut nicht, müßte er sich Haare und Bart lang wachsen lassen.
Viele Pflanzenschamanen lassen ihre Haare lang. Es kommt nicht von ungefähr, daß viele Botaniker noch immer gern Bärte und längere Haare tragen, ohne zu wissen warum. Für die Schamanen sind die Haare »Antennen, mit denen man die feinsten Schwingungen wahrnimmt«. Es heißt, die Kopfhaare nehmen die Regungen der höheren lichten Regionen auf, die Barthaare dagegen vor allem die aus den tiefen, dunklen unterirdischen Bereichen. Aus diesem Grund tragen die Wurzelgnome und Heinzelmännchen immer volle Rauschebärte. Auch Donar/Thor, der sich mit den chthonischen Reptilien, dem Lindwurm auseinandersetzt, ist vollbärtig. Die Engel dagegen, wie auch die New-Ager, die nichts mit »dunklen Vibrationen« zu tun haben wollen, tragen nur die Kopfhaare lang.
In der Tat absorbieren Haare sämtliche Gerüche und Düfte,
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