Kraft des Bösen
Papier geschnitten wurde? Nicht exakt genug für eine professionelle Arbeit. Ich glaube nicht, daß sie es überhaupt geschnitten haben - darum denke ich, daß es ein Teleobjektiv war -, aber es wurde in großer Eile abgezogen. Heutzutage sind private Dunkelkammern für Farbentwicklungen weit verbreitet, aber wenn Ihr Standartenführer oder diese Miz Fuller nicht bei jemandem untergekommen sind, der über eine entsprechende Ausrüstung verfügt, haben sie es nicht aus dem Ärmel geschüttelt. Haben Sie in letzter Zeit jemanden mit einer automatischen Kamera mit Teleobjektiv gesehen, Sheriff?«
Gentry grinste sie an. »Dickie Haines hatte so ein Ding«, sagte er. »Kleine niedliche Konika mit einem großen Bushnell- Objektiv.«
Natalie gab ihm das Foto zurück und sah Saul stirnrunzelnd an. »Wäre es möglich, daß es ... noch andere gibt? Mehr von diesen Kreaturen?«
Saul verschränkte die Arme und sah zur Stadt zurück. »Ich weiß nicht«, sagte er. »Ich habe jahrelang gedacht, der Standartenführer wäre der einzige. Eine schreckliche Mißgeburt - vom Dritten Reich hervorgebracht, wenn so etwas möglich ist. Dann deuteten unsere Forschungen darauf hin, daß die Fähigkeit, Tun und Handeln anderer Menschen zu beeinflussen, gar nicht so ungewöhnlich ist. Ich habe Geschichtsbücher gelesen und mich gefragt, ob so unterschiedliche Persönlichkeiten wie Hitler, Rasputin und Gandhi über diese Gabe verfügt haben könnten. Möglicherweise existiert ein Kontinuum, und der Standartenführer, diese Fuller, Nina Drayton und Gott weiß wie viele mehr sind am entgegengesetzten Ende davon .«
»Es könnte noch andere geben?«
»Ja«, sagte Saul.
»Und sie interessieren sich aus irgendwelchen Gründen für mich«, sagte Bobby Joe Gentry.
»Ja.«
»Okay, damit sind wir wieder auf dem Startfeld«, sagte der Sheriff.
»Nicht ganz«, sagte Saul. »Morgen werde ich in Washington herausfinden, was ich kann. Vielleicht können Sie, Sheriff, sich weiter um den Verbleib von Mrs. Fuller und den aktuellen Stand der Ermittlungen bezüglich der Flugzeugkatastrophe kümmern.«
»Was ist mit mir?« fragte Natalie.
Saul zögerte. »Es wäre wahrscheinlich das klügste, wenn Sie nach St. Louis zurückkehren und .«
»Nicht wenn ich hier helfen kann«, beharrte die junge Frau. »Was kann ich tun?«
»Ich habe ein paar Einfälle«, sagte Gentry. »Wir können uns morgen darüber unterhalten, wenn wir den Professor zum Flughafen bringen.«
»Na gut«, sagte Natalie. »Ich werde mindestens bis zum Ersten des neuen Jahres hierbleiben.«
»Ich gebe Ihnen meine Privat- und Büronummer in New York«, sagte Saul. »Wir sollten uns mindestens jeden zweiten Tag telefonisch miteinander in Verbindung setzen. Und, Sheriff, selbst wenn unsere Ermittlungen allesamt negativ verlaufen, können wir in den Nachrichtenmedien nach ihnen suchen .«
»Ach ja? Wie das?«
»Miß Prestons Vergleich mit Vampiren ist gar nicht so weit von der Wahrheit entfernt«, sagte Saul. »Sie werden, wie Vampire, von ihren eigenen dunklen Bedürfnissen getrieben. Diese Bedürfnisse bleiben nicht unbemerkt, wenn sie befriedigt werden.«
»Sie meinen Meldungen über weitere Morde?« sagte Gentry.
»Genau.«
»Aber in diesem Land geschehen tagtäglich mehr Morde als in England in einem Jahr«, sagte Gentry.
»Richtig, aber der Standartenführer und die anderen haben eine Neigung zum . Bizarren«, sagte Saul leise. »Ich bezweifle, daß sie ihre Gepflogenheiten so verändern können, daß sich nicht ein Hinweis auf ihre spezielle Krankheit erkennen ließe.«
»Nun gut«, sagte Gentry. »Wenn es zum Schlimmsten kommt, dann warten wir, bis diese . diese Vampire wieder töten, und spüren sie auf diese Weise auf. Und finden sie. Und was dann?«
Saul holte ein Taschentuch aus der Hosentasche, nahm die Brille ab und sah mit verkniffenen Augen zu den Lichtern des Hafens, während er die Gläser putzte. Für ihn waren diese Lichter unscharfe Prismen, die Nacht diffus und bedrückend. »Wir finden sie und wir folgen ihnen und wir fangen sie«, sagte er. »Und dann machen wir mit ihnen, was man mit allen Vampiren machen sollte.« Er setzte die Brille wieder auf und bedachte Natalie und den Sheriff mit einem dünnen, kalten Lächeln. »Wir schlagen ihnen einen Pflock durchs Herz«, sagte er. »Schlagen ihnen Pflöcke durch die Herzen, schneiden ihnen die Köpfe ab und stecken ihnen Knoblauch in den Mund. Und wenn das nicht funktioniert .« - Sauls dünnes Lächeln wurde
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