Kraft des Bösen
Gitterstäben.
»Ja, wie es auf dem Beleg steht.«
»Das heißt, Sie lösen Ihr Konto bei uns auf?«
»So ist es.« Ich konnte kaum glauben, wie jahrelange Ausbildung zu derart bemerkenswertem Scharfsinn führen konnte. Das Mädchen sah zum stellvertretenden Fillialleiter, der mit auf dem Bauch verschränkten Fingern dastand wie ein bezahlter Totenkläger. Er nickte knapp, worauf das Mädchen in einem schnelleren Rhythmus zu kauen anfing. »Ja, Ma’am. Wie hätten Sie es denn gern?«
In peruanischen Zechinen, war ich versucht zu sagen. »Travellerschecks, bitte.« Ich lächelte. »Tausend Dollar in Fünfzigern. Tausend in Hundertern. Den Rest in Fünfhundertern.«
»Das kostet Gebühren«, sagte das Mädchen mit verhaltenem Stirnrunzeln, als würde mich diese Aussicht umstimmen.
»Das macht nichts, Teuerste«, sagte ich. Der Tag war noch jung. Ich fühlte mich jung. In Frankreich würde es kühl sein, aber das Licht so voll wie geschmolzene Butter. »Lassen Sie sich Zeit, meine Teuerste. Es besteht kein Grund zur Eile.«
Das Atlanta Sheraton lag zwei Blocks von der Bank entfernt. Dort nahm ich mir ein Zimmer. Sie baten mich um meine Kreditkarte. Statt dessen bezahlte ich mit einem Travellerscheck über fünfhundert Dollar und steckte das Wechselgeld in die Brieftasche. Das Zimmer war nicht ganz so asozial wie das in dem Motel mit der Nummer, aber nicht weniger steril. Ich rief ein Reisebüro in der Innenstadt an. Nachdem sie mehrere Augenblicke ihren Computer konsultiert hatte, stellte mich die junge Dame vor die Wahl, Atlanta entweder am selben Tag um sechs Uhr mit einer Maschine der TWA zu verlassen, die vierzig Minuten Aufenthalt in Heathrow hatte, bevor sie nach Paris weiterflog, oder mit einem Flug der Pan Am um zehn, direkt nach Paris. Sie empfahl den späteren Flug, weil er etwas billiger war. Ich entschied mich für erste Klasse und den früheren.
Drei respektable Kaufhäuser ließen sich mit kurzen Taxifahrten vom Hotel aus erreichen. Ich rief alle drei an und nahm das, wo man am wenigsten ob der Vorstellung schockiert war, Waren allen Ernstes ins Hotel der Kundin zu liefern. Dann rief ich ein Taxi und ging einkaufen.
Ich kaufte vier Kleider mit dem Etikett Albert Nipon, vier Röcke - einen im entzückenden grünen Wolldesign von Cardin -, ein vollständiges Set braune Koffer von Gucci, zwei Hosenanzüge von Evan Picone, darunter einen, den ich noch vor wenigen Tagen einer wesentlich jüngeren Frau gemäß gefunden hätte, angemessene Mengen Unterwäsche, zwei Handtaschen, drei Nachthemden, einen bequemen blauen Morgenmantel, fünf Paar Schuhe, darunter ein Paar hochhackige schwarze Pumps von Bally, ein halbes Dutzend Wollpullover, zwei Hüte einen Strohhut mit breiter Krempe, der recht gut zu meiner Einkaufstasche für sieben Dollar paßte -, ein Dutzend Blusen, Toilettenartikel, eine Flasche Parfüm von Jean Paton, das von sich behauptete, das >teuerste Parfüm der Welt< zu sein, was durchaus stimmen konnte, einen digitalen Wecker einschließlich Taschenrechner für neunzehn Dollar, Make-up, Nylonstrümpfe (weder solche mit Hüfthalter noch diese unbequemen Strumpfhosen, sondern richtige Nylonstrümpfe), ein halbes Dutzend Taschenbuchbestseller aus der Buchabteilung, einen Michelin-Guide von Frankreich, eine größere Brieftasche, eine Auswahl Schokolade und englische Plätzchen und eine kleine Metallkassette. Während die Geschäftsführerin nach jemand suchte, der mir die Sachen ins Hotel liefern konnte, ging ich nebenan in einen Elizabeth-Arden-Salon, wo ich mich völlig neu zurechtmachen ließ.
Später kehrte ich erfrischt, entspannt, mit kribbelnder Haut und Kopfhaut und in einem bequemen Rock und weißer Bluse ins Sheraton zurück. Ich bestellte etwas zu essen - Kaffee, ein kaltes Roastbeefsandwich mit Dijonsenf, Kartoffelsalat und Vanilleeis - und gab dem jungen Pagen, der es brachte, fünf Dollar Trinkgeld. Im Fernsehen kam eine Nachrichtensendung, aber die Ereignisse in Charleston am Samstag wurden nicht erwähnt. Ich nahm ein langes, heißes Bad.
Für die Reise legte ich mir den dunkelblauen Hosenanzug zurecht. Dann begann ich im Slip zu packen. Ich verstaute Kleidung zum Wechseln, ein Nachthemd, Toilettenartikel, Snacks, zwei Taschenbücher und den größten Teil des Bargelds in die kleine Handreisetasche. Ich mußte noch einmal den Zimmerservice bemühen, damit ich eine Schere bekam, um Preisschilder und Etiketten abzuschneiden. Um zwei Uhr war ich fertig - aber die kleine Tasche
Weitere Kostenlose Bücher