Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kraft des Bösen

Kraft des Bösen

Titel: Kraft des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
Vom Netzwerk:
liegen, als er es ansah, und schob es zurück.
    »Ich habe sehr wenig herausgefunden«, sagte Aaron. »Mr. Harrington hat sich am achten Dezember eingetragen. Eine Kellnerin konnte sich erinnern, daß ein rothaariger jungen Mann am Morgen des Neunten in der Cafeteria des Hotels gefrühstückt hat. Ein Portier glaubt sich zu erinnern, daß er einen mit einem gelben Datsun, wie Harrington einen gemietet hatte, gegen drei Uhr an diesem Dienstagnachmittag vom Hotelparkplatz gefahren ist. Sicher war er aber nicht.« Aaron schob zwei weitere Papiere herüber. »Hier sind Fotokopien des Zeitungsartikels - eine Spalte - und des Polizeiberichts. Der gelbe Datsun wurde am Mittwoch, den zehnten gefunden, er parkte in der Nähe des Hertz-Büros am Flughafen. Die Leute von Hertz haben letztlich Harringtons Mutter die Rechnung geschickt. Eine anonyme Geldanweisung über $ 329,48 traf am Montag, den fünfzehnten mit der Post ein. Am selben Tag, als ich ankam. Der Umschlag trug den Poststempel New York. Weißt du etwas darüber, Onkel Saul?«
    Saul sah ihn nur an.
    »Das dachte ich mir«, sagte Aaron. Er schlug das Dossier zu. »Wirklich seltsam ist, daß Mr. Harringtons Teilzeitassistenten in seiner Amateurdetektei - Dennis Leland und Selby White - in derselben Woche bei einem Autounfall ums Leben gekommen sind. Am Freitag, dem zwölften Dezember. Sie fuhren von New York nach Boston, nachdem sie ein Ferngespräch entgegengenommen hatten ... Was hast du denn, Onkel Saul?«
    »Nichts.«
    »Du hast einen Augenblick ganz elend ausgesehen. Hast du die beiden Burschen gekannt? White war mit Harrington in Princeton gewesen ... Er entstammt den Whites von Hyannis Port.«
    »Ich habe sie einmal kennengelernt«, sagte Saul. »Mach weiter.«
    Aaron sah seinen Onkel verhalten blinzelnd an. Saul erinnerte sich an denselben Gesichtsausdruck bei einem kleinen Jungen, wenn dieser nicht sicher war, welchen Wahrheitsgehalt die fantastischen Gutenachtgeschichten seines Onkels hatten. »Was immer passiert sein mag, es hört sich sehr professionell an«, fuhr Aaron fort. »Etwas, das auf das Konto des organisierten Verbrechens in Amerika gehen könnte - der neuen Mafia. Drei Treffer. Sehr sauber. Zwei Leichen bei einem Verkehrsunfall; von dem Lastwagen, der sie von der Fahrbahn abgedrängt hat, fehlt nach wie vor jede Spur. Der dritte Leichnam unauffindbar. Aber die Frage ist, woran hat Francis Harrington in Kalifornien gearbeitet, das die Professionellen auf den Plan gerufen hat - wenn es die Mafia war - und sie wieder nach ihrer altmodischen Arbeitsweise vorgehen ließ? Und warum alle drei? Leland und White hatten richtige Jobs, sie arbeiteten nur gelegentlich an Wochenenden aushilfsweise für Harringtons unausgegorene Detektei. Harrington hatte letztes Jahr etwa drei Fälle, zwei davon waren Scheidungsklagen für Freunde. Der dritte war reine Zeitverschwendung; er versuchte, die leiblichen Eltern eines armen Irren zu finden - achtundvierzig Jahre nachdem diese ihn ausgesetzt hatten.«
    »Wo hast du das alles erfahren?« fragte Saul leise.
    »Ich habe mich mit Francis’ Teilzeitsekretärin unterhalten, als ich am Mittwoch wieder hier war und einmal abends sein Büro besuchte.«
    »Ich nehme alles zurück, Moddy. Du hast etwas von James Bond in dir.«
    »Hm-hmm«, sagte Aaron. Er sah sich um. Es wurde kein warmes Essen mehr im Restaurant serviert, die Tische leerten sich. Genügend langsame Esser sorgten dafür, daß Saul und Aaron nicht verdächtig wirkten, aber niemand saß in einem Umkreis von fünf Metern von ihnen. Irgendwo im Kellerflur vor dem Restaurant fing ein Kind mit einer Stimme wie eine Sirene an zu schreien. »Du weiss’ nichmal’e Hälfte, Onkel Saul«, sagte Aaron in seinem besten Cowboyslang.
    »Dann weiter.«
    »Die Sekretärin sagte, daß Harrington eine Menge Telefonanrufe von einem Mann bekommen hat, der nie seinen Namen nannte«, sagte Aaron. »Die Polizei wollte wissen, wer der Mann war. Sie sagte ihnen, sie wüßte es nicht - und Harrington hatte keine Unterlagen für den Fall, außer für Reisespesen und so weiter. Wie auch immer, dieser neue Klient beschäftigte Francis so sehr, daß dieser seine alten Collegekumpels um Mithilfe bat.«
    »Hm-hmm«, sagte Saul.
    Aaron trank von seinem Kaffee. »Du hast gesagt, Harrington war ein früherer Student von dir, Onkel Saul. Es fanden sich keine Arbeiten von ihm in den Archiven der Columbia.«
    »Er hat zwei Vorlesungen gehört«, sagte Saul. »Krieg und menschliches Verhalten und

Weitere Kostenlose Bücher