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Kraft des Bösen

Kraft des Bösen

Titel: Kraft des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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sich ausgab -, akzeptierte die Tatsache, daß Aaron Eshkol und dessen ganze Familie ermordet worden waren, aber Gentry wußte nichts mehr mit Bestimmtheit. Er wußte nur, daß ein riesiges und gefährliches Spiel gespielt wurde, und zwar von Menschen, die in ihm nicht mehr als ein unbedeutendes Ärgernis sahen. Gentry peitschte den Pinto auf fünfundsiebzig, sah die Ruger an und bremste auf konstante zweiundsechzig. Der grüne Chrysler blieb zwei Autos hinter ihm.
    Nach der langen Nacht wollte Gentry sich in das gewaltige Bett seines Hotelzimmers verkriechen und bis Neujahr schlafen. Statt dessen rief er vom Münzfernsprecher in der Halle in Charleston an. Nichts auf dem Band. Er rief in seinem Büro an. Lester sagte ihn, daß keine Nachrichten hinterlassen worden waren und wie denn sein Urlaub verliefe? Gentry sagte, prima, er sähe sich alle Sehenswürdigkeiten an. Er rief Natalies Nummer in St. Louis an. Ein Mann nahm ab. Gentry fragte nach Natalie.
    »Wer zum Teufel ist da?« knurrte eine wütende Stimme.
    »Sheriff Gentry. Wer sind Sie?«
    »Gottverdammt, Nat hat mir letzte Woche von Ihnen erzählt. Scheinen mir ganz das typische Südstaatenarschloch von einem Bullen zu sein. Was wollen Sie von ihr?«
    »Ich will mit ihr reden. Ist sie da?«
    »Nein, verdammt, sie ist nicht da. Und ich kann meine Zeit nicht mit Ihnen verplempern, Bullenarsch.«
    »Frederick«, sagte Gentry.
    »Was?«
    »Sie sind Frederick. Natalie hat mir von Ihnen erzählt.«
    »Hören Sie mit dem Scheiß auf, Mann.«
    »Sie haben die zwei Jahre, seit Sie aus Vietnam zurückgekommen sind, noch keine Krawatte getragen«, sagte Gentry. »Sie sind der Meinung, Mathematik kommt der ewigen Wahrheit so nahe wie nichts anderes. Sie arbeiten jede Nacht außer Samstag von acht Uhr bis drei Uhr früh im Computerzentrum.«
    Am anderen Ende der Leitung herrschte Stille.
    »Wo ist Natalie?« drängte Gentry. »Es handelt sich um eine Polizeiangelegenheit. Es geht um den Mord an ihrem Vater. Ihre eigene Sicherheit könnte gefährdet sein.«
    »Was meinen Sie damit, verdammt, ihre ...«
    »Wo ist sie?« schnappte Gentry.
    »Germantown«, antwortete die wütende Stimme. »Pennsylvania.«
    »Hat sie angerufen, seit sie dort angekommen ist?«
    »Ja. Freitag abend. Ich war nicht daheim, aber Stan hat die Nachricht weitergegeben. Sie hat gesagt, sie wohnt in einem Hotel namens Chelten Arms. Ich habe sechsmal dort angerufen, aber sie ist nie da. Und meine Anrufe hat sie noch nicht beantwortet.«
    »Geben Sie mir die Nummer.« Gentry schrieb sie in das kleine Notizbuch, das er immer bei sich trug.
    »In was für Schwierigkeiten steckt Nat?«
    »Hören Sie, Mr. Noble«, sagte Gentry, »Miß Preston sucht nach der Person oder den Personen, die ihren Vater getötet haben. Ich möchte nicht, daß sie diese Leute findet oder diese Leute sie. Wenn sie nach St. Louis zurückkommt, müssen Sie dafür sorgen, daß sie a) nicht mehr abreist und b) in den nächsten zwei Wochen nicht alleine gelassen wird. Klar?«
    »Ja.« Gentry hörte so viel verhaltene Wut aus der Stimme heraus, daß er wußte, er wollte niemals deren Blitzableiter sein.
    Er hatte ins Bett gehen und am Abend erfrischt weitermachen wollen. Statt dessen rief er im Chelten Arms an, hinterließ seine eigene Nachricht für die abwesende Miß Preston, besorgte sich einen Mietwagen - am frühen Sonntagmorgen keine leichte Aufgabe -, bezahlte seine Rechnung, packte den Koffer und fuhr nach Norden.
    Der grüne Chrysler blieb vierzig Meilen lang zwei Autos hinter ihm. Kurz vor Baltimore fuhr er auf den Snowden River Parkway ab, legte eine Meile bis zum Highway 1 zurück und hielt an der ersten Raststätte, die er sah.
    Der Chrysler parkte auf der anderen Seite des Highway am gegenüberliegenden Ende eines großen Parkplatzes. Gentry bestellte Kaffee und einen Krapfen und hielt einen Aushilfskellner an, als der Junge mit einem Tablett voll schmutzigen Geschirrs vorbeiging. »Mein Sohn, würdest du dir gern zwanzig Dollar verdienen?« Der Junge sah ihn argwöhnisch an. »Da drüben steht ein Auto, über das ich gern etwas mehr wissen würde«, sagte Gentry und deutete auf den Chrysler. »Wenn du eine Möglichkeit hast, da rüber zu gehen, könntest du dir die Nummer merken und alles, was dir sonst noch auffällt.«
    Der Junge war zurück, noch ehe Gentry seinen Kaffee leergetrunken hatte. Er erstattete atemlos Bericht und kam mit den Worten zum Ende: »Herrje, ich glaub’ nicht, daß sie mich bemerkt haben. Ich meine,

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