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Kraft des Bösen

Kraft des Bösen

Titel: Kraft des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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ist Silvester«, sagte Gentry.
    Saul wollte die Brille zurechtrücken und stellte fest, daß er sie gar nicht auf hatte. »Es ist alles unglaublich, nicht wahr?«
    »Ja«, sagte Gentry. »Aber Natalie Preston ist irgendwo da draußen, und ich werde diese Stadt nicht verlassen, bevor ich sie gefunden habe.« Sie gingen in den Alkoven zurück, um Sauls Brille zu holen, dann gingen sie nach unten und machten sich auf die Suche nach etwas Eßbarem.
    Marvin und Leroy kamen um zehn Uhr zurück und unterhielten sich ernsthaft mit zwei großen Hispanos. Drei tiefergelegte Autos standen im Leerlauf am Straßenrand, in jedem saßen jugendliche Chicanos, die die Schwarzen auf der Veranda des Community House betrachteten. Die schwarzen Bandenmitglieder sahen finster zurück.
    Die Küche war zur Kommandozentrale geworden, die nur nach Aufforderung betreten werden durfte; Gentry und Saul wurden zwanzig Minuten später, nachdem die Hispanos gegangen waren, hineingerufen. Marvin, Leroy, einer der Zwillinge und ein halbes Dutzend andere sahen sie schweigend an.
    »Wie geht es Kara?« fragte Gentry.
    »Sie ist gestorben«, sagte Marvin. Er sah Saul an. »Sie haben Jackson gesagt, Sie möchten mit mir reden?«
    »Ja«, sagte Saul. »Ich glaube, Sie können mir helfen, den Ort zu finden, wo ich gefangengehalten wurde. Das kann nicht weit von hier sein.«
    »Warum sollten wir?«
    »Es handelt sich um ein Kontrollzentrum der Polizisten, die die ganze Gegend überwachen.«
    »Na und? Soll sie der Teufel holen.«
    Saul zupfte an seinem Bart. »Ich glaube, die Polizei ... das FBI . weiß, wo sich Melanie Fuller versteckt hält.«
    Marvin hob den Kopf. »Sicher?«
    »Nein«, sagte Saul, »aber nach allem, was ich gesehen und gehört habe, wäre es logisch. Ich glaube, der Standartenführer hat ihnen aus seinen eigenen Gründen ihren Aufenthaltsort verraten.«
    »Dieser Standartenführer ist Ihr Voodoo-Mann?«
    »Ja.«
    »Sind eine Menge Bundesbullen auf der Straße. Könnte einer von denen wissen, wo die Voodoo-Lady steckt?«
    »Möglich«, sagte Saul, »aber wenn wir ins Kontrollzentrum kämen und . äh . dort mit jemandem reden könnten . hätten wir, glaube ich, eine größere Chance, sie zu finden.«
    »Schieß los, Mann«, sagte Marvin.
    »Es handelt sich um ein offenes Gelände, etwa acht Fahrtminuten von hier«, begann Saul. »Ich glaube, ein Helikopter ist dort regelmäßig gelandet und gestartet. Die Gebäude sind vorübergehend . möglicherweise Wohnmobile oder Wohnwagen, wie man sie auf Baustellen findet.«
    Saul trug einen Gesichtsschutz und Handschuhe, als er das Haus mit Gentry und fünf Bandenmitgliedern verließ. Wenn Colben und Haines dachten, daß Saul tot sei, hatte Gentry vorgeschlagen, sollte man sie in diesem Glauben lassen. Sie nahmen Woods’ Lieferwagen für die kurze Fahrt auf der Germantown Avenue nach Westen, der Chelten nach Süden und dann wieder auf einer namenlosen Straße nach Westen in ein Lagerhallenviertel.
    »Ein blauer Ford verfolgt uns«, sagte Leroy am Lenkrad.
    »Los«, sagte Marvin.
    Der Lastwagen holperte über einen abfallübersäten Parkplatz, eine Gasse entlang und hielt gerade so lange vor einem rostigen Blechschuppen, daß Marvin, Saul, Gentry und einer der G.-Zwillinge herausspringen und sich im Schatten der offenen Tür verstecken konnten. Dann fuhr der Laster rasch die Gasse entlang und bog nach Osten auf die schmale Straße ab. Zwanzig Sekunden später raste ein blauer Ford mit drei weißen Männern vorbei.
    »Hier entlang«, sagte Marvin und führte sie durch eine Wüste von Ölfässern und Metallabfällen zu einem kleinen Schrottplatz, wo zusammengedrückte Autos zehn Meter hoch gestapelt waren. Marvin und der jüngere Bursche waren den Stapel binnen Sekunden hinaufgeklettert; Gentry und Saul brauchten eine Weile länger.
    »Ist es da, Mann?« fragte Marvin, als Saul die letzten zwei Meter geklettert war, sich auf dem baufälligen, rostigen Gipfel ausruhte und stützend an den keuchenden Sheriff lehnte. Marvin gab dem Psychiater ein kleines Fernglas.
    Saul stützte den linken Arm in der offenen Jacke ab und sah durch die Linsen. Ein hoher Holzzaun umgab einen halben Stadtblock. Im Süden war ein Fundament ausgehoben und Beton hineingegossen worden. Zwei Planierraupen, ein Schaufelbagger und kleinere Geräte standen untätig herum. In der Mitte des verbliebenen Raums bildeten drei Wohnwagen ein E, dessen Mittelbalken fehlte. Sieben Regierungsautos und ein Lieferwagen der Firma Bell

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