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Kraft des Bösen

Kraft des Bösen

Titel: Kraft des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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eine Frage der Zeit. Die Mädchen, die Helfershelfer, alle gehen von Tür zu Tür. Eine weiße Frau wie sie kann unmöglich hier sein, und niemand weiß es. Sobald wir sie gefunden haben, sind wir bereit.«
    Gentry versuchte sich darauf zu konzentrieren, was er sagen wollte. Es fiel ihm schwer, Worte zu formen. »Du weißt von den anderen ... der Bundespolizei?«
    Marvin lachte. Es war ein dünner, kalter Laut. »Ja, klar, von denen wimmelt es hier nur so. Aber sie sorgen dafür, daß die hiesigen Bullen und Fernsehleute fortbleiben, richtig?«
    »Muß so sein«, sagte Gentry. »Aber ich will darauf hinaus, daß sie so gefährlich wie die Voodoo-Lady sind. Manche haben . haben dieselbe Kraft wie sie. Und sie jagen einen Mann, der noch gefährlicher ist.«
    »Glauben Sie, die haben etwas damit zu tun, was >Soul Brickyard< angetan wurde, Mann?«
    »Nein.«
    »Daß sie was mit dem weißen Ungeheuer zu tun haben?«
    »Nein.«
    »Dann lassen wir sie noch eine Weile warten. Wenn sie uns in die Quere kommen, mischen wir sie auch auf.«
    »Du sprichst von vierzig oder fünfzig FBI-Agenten in Zivil«, sagte Gentry. »Die sind normalerweise bis an die Zähne bewaffnet.«
    Marvin zuckte die Achseln. Jemand kam hereingestürzt und sagte etwas zu ihm. Der Bandenführer erteilte rasche, selbstbewußte Befehle mit leiser Stimme. Der andere Mann ging hinaus.
    Gentry hob eine Dose, stellte fest, daß noch warmes Bier darin war, und trank einen Schluck. »Hast du dir überlegt, einfach wegzugehen, solange es noch Zeit ist?« sagte er. »Ich meine, alle in Deckung zu beordern und es diese Vampire untereinander austragen zu lassen?«
    Marvin sah Gentry direkt an, »Mann«, sagte er mit einer Stimme, die nicht viel lauter als ein Flüstern war, »Sie haben echt keine Ahnung. Die weißen Leute, Regierung, Bullen, die schmierigen weißen Politiker hier - die hauen uns schon lange in die Pfanne. Was das weiße Monster mit uns Schwarzen anstellt, ist nichts Neues, Mann, aber er stellt es auf unserem Grund und Boden an. Sie und Natalie behaupten, daß es in Wirklichkeit die Voodoo-Lady tut, und ich glaube es. Es scheint richtig zu sein. Aber auch nicht nur die Voodoo-Lady. Hinter ihr stehen andere, die bereit sind, uns anzuscheißen. Machen sie schon lange, lange Zeit so. Aber dies ist >Soul Brickyard<. Die Typen, die sie hier töten - Muhammed, George, Calvin - möglicherweise Kara -, die gehören zu uns, Mann. Dafür werden wir das weiße Ungeheuer und die weiße Schlampe umbringen Wir erwarten keine Hilfe. Aber wenn Sie mit uns kommen wollen, dann können Sie es, Mann.«
    »Ich will mit euch kommen«, sagte Gentry. Seine eigene Stimme klang langsam, eine Fünfundvierziger-Schallplatte, die mit dreiunddreißig ein Drittel abgespielt wurde.
    Marvin nickte und stand auf. Er zog den Gesetzeshüter mit kräftigem Griff hoch und schob ihn in Richtung Tür. »Was Sie jetzt brauchen, ist Schlaf, Mann. Wir rufen Sie, wenn sich was Neues ergibt.«
    Jackson weckte ihn am nächsten Morgen um halb sechs. »Ihr Freund ist wach«, sagte der Exmediziner.
    Gentry dankte ihm, blieb ein paar Minuten auf dem Rand der Matratze sitzen, hielt sich den Kopf und versuchte, sein Denken in Gang zu bringen. Bevor er nach Saul sah, stapfte er nach unten, machte Kaffee mit einem altmodischen Brühautomaten und kam mit zwei dampfenden, gesprungenen Tassen wieder hoch. Etwa ein Dutzend Bandenmitglieder schnarchten auf Matratzen in verschiedenen Räumen. Von Marvin oder Leroy war nichts zu sehen.
    Saul nahm die Kaffeetasse mit einem Dankeschön, das von Herzen kam. »Ich bin aufgewacht und habe gedacht, ich hätte alles geträumt«, sagte er. »Ich habe damit gerechnet, daß ich in meinem Apartment aufwachen und zu einer Vorlesung in die Universität gehen müßte. Dann habe ich das gespürt.« Er hielt den verbundenen Arm hoch.
    »Wie ist das passiert?« fragte Gentry.
    Saul trank Kaffee und sagte: »Ich will Ihnen was sagen, Sheriff. Wir treffen eine Abmachung. Ich fange mit den wichtigsten Informationen an und rede eine Weile. Dann machen Sie dasselbe. Wenn sich unsere Geschichten irgendwie überschneiden, gehen wir diesen Überschneidungen auf den Grund. Einverstanden?«
    »Einverstanden«, sagte Gentry.
    Sie redeten eineinhalb Stunden, danach stellten sie einander noch einmal eineinhalb Stunden Fragen. Als sie fertig waren, half Gentry dem alten Mann auf, worauf sie gemeinsam zu einem vernagelten Fenster gingen und das erste Grau der Dämmerung betrachteten.
    »Es

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