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Kraft des Bösen

Kraft des Bösen

Titel: Kraft des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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nach unten und erwischte Marvin gerade noch, bevor dieser aufbrach, »Ich will meine Waffe.«
    Der Bandenführer sah ihn mit hellblauen Augen an, die so kalt wie Eis waren.
    »Dieser Dreckskerl ist hinter Natalie her, und ich werde ihn verfolgen. Gib mir die Ruger.« Er streckte die Hand aus.
    Leroy nahm die Schrotflinte in die rechte Hand. Der Lauf schwang in Gentrys Richtung, der Junge sah Marvin an und wartete auf das Zeichen.
    Marvin zog die schwere Ruger aus der Tasche und gab sie Gentry. »Bring ihn um, Mann.«
    »Ja.« Gentry ging nach oben, holte die Ersatzschachtel Munition und lud nach. Die schweren Patronen der Magnum fühlten sich glatt und griffig in Gentrys Händen an. Er stellte fest, daß seine Hände zitterten. Er lehnte sich zurück und atmete kräftig durch, bis das Zittern aufhörte, dann ging er nach unten, suchte eine Taschenlampe und trat hinaus in die Nacht.
    Saul Laski kam wieder zur Besinnung, als Jackson gerade die Wunde untersuchte, »Sieht so aus, als hätte jemand mit ‘nem Büchsenöffner an Ihnen gearbeitet«, sagte der Exmediziner. »Geben Sie mir Ihren anderen Arm. Ich verpasse Ihnen einen Schuß Morphium, während ich daran arbeite.«
    Saul legte den Kopf auf die Matratze zurück. Sein Gesicht und die Lippen waren weiß hinter dem dunklen Bart. »Danke.«
    »Nichts zu danken. Sie bekommen meine Rechnung. Es sind Brüder hier, die würden für dieses Morphium töten.« Er gab Saul die Injektion mit einer raschen, sicheren Bewegung. »Ihr Weißen habt keine Ahnung, wie man auf seinen eigenen Körper aufpaßt.«
    Gentry unterhielt sich rasch mit ihm, bevor das Morphium den Psychiater außer Gefecht setzte. »Was machen Sie denn hier, Saul?«
    Der ältere Mann schüttelte den Kopf. »Lange Geschichte. Es sind mehr Menschen darin verwickelt, als ich mir je hätte träumen lassen, Sheriff .«
    »Das finden wir heraus«, sagte Gentry. »Wissen Sie, wo Ihr Standartenführer steckt?«
    Jackson hatte die Wunde gesäubert und nähte sie neu. Saul sah einmal hin und rasch wieder weg. »Nein, nicht genau. Aber er ist hier irgendwo. In der Nähe. Ich habe gerade einen Schwarzen namens Jensen Luhar kennengelernt, der seit Jahren ein Agent des Standartenführers ist. Die anderen - Colben, Haines - haben mich freigelassen, weil sie hofften, daß ich sie zum Standartenführer bringen würde.«
    »Haines!« sagte Gentry. »Verdammt ich hab’ gleich gewußt daß ich den Wichser nicht ausstehen konnte.«
    Saul leckte sich die Lippen. Seine Stimme klang belegt und verträumt. »Natalie? Ist sie hier?«
    Gentry sah weg, funkelte böse in die Schatten. »Sie war hier. Jemand hat sie mitgenommen ... entführt ... vor vierundzwanzig Stunden.«
    Saul versuchte sich aufzurichten. Jackson fluchte und drückte ihn zurück. »Am Leben?« brachte Saul heraus.
    »Ich weiß nicht. Ich habe die letzten vierundzwanzig Stunden die Straßen abgesucht«, sagte Gentry. Er rieb sich die Augen. Er hatte seit über achtundvierzig Stunden nicht mehr geschlafen. »Es besteht kein Grund zu glauben, daß Melanie Fuller Natalie am Leben läßt, wo sie so viele andere getötet hat«, sagte er. »Aber ich suche dennoch weiter. Ich habe einfach so ein Gefühl . Wenn Sie mir alles sagen, was Sie wissen, können wir vielleicht gemeinsam . « Gentry verstummte. Jackson war fast fertig. Saul Laski war fest eingeschlafen.
    »Wie geht es Kara?« fragte Gentry, als er die Küche betrat.
    Marvin sah vom Tisch auf. Ein billiger Stadtplan lag darauf, der mit Bierdosen und Kartoffelchipstüten festgehalten wurde. Leroy saß neben ihm; weiße Verbände waren unter seiner zerrissenen Kleidung zu sehen. Verschiedene Leutnants kamen und gingen, aber in dem Haus herrschte eine ruhige, zielstrebige Atmosphäre vor, die sich deutlich vom Chaos am gestrigen Tag unterschied. »Nicht gut«, sagte Marvin. »Der Doktor sagt, sie ist schwer verletzt. Cassandra und Shelli sind jetzt bei ihr. Sie schicken jemand her, wenn sich was ändert.«
    Gentry nickte und setzte sich. Er konnte spüren, wie die Erschöpfung an ihm zehrte und jede Oberfläche, die er betrachtete, mit stumpfem Glanz überzog. Er rieb sich das Gesicht.
    »Kann der Typ droben dir helfen, deine Frau zu finden?«
    Gentry blinzelte. »Ich weiß nicht.«
    »Kann er uns helfen, die Voodoo-Lady zu finden?«
    »Vielleicht«, sagte er. »Jackson meint, er kann in zwei Stunden wieder mit uns reden. Haben deine Leute schon etwas erreicht?«
    »Nur eine Frage der Zeit, Mann«, sagte Marvin. »Nur

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