Kraft des Bösen
folgen< oder Teil einer gesellschaftlichen Maschinerie sind. Die Deutschen waren Experten darin, Maschinen zu entwerfen und zu bauen. Die Vernichtungslager waren nur Bestandteil einer größeren Todesmaschine. Sie wurde nicht zerstört, lediglich in einer anderen Form wiederaufgebaut.«
Gentry stand auf und schritt zu einem Loch in der rückwärtigen Wand. »Gehen wir. Wir können den Rest dieses Blocks noch schaffen, bevor es dunkel wird.«
Sie fanden den Stoffetzen zwischen Asche und verkohlten Balken zweier Reihenhäuser, die abgebrannt, aber nicht abgerissen worden waren. »Ich bin sicher, das stammt von der Bluse, die sie am Montag angehabt hat«, sagte Gentry. Er betastete das Stück Stoff und leuchtete mit der Taschenlampe über den Aschenteppich hinweg. »Jede Menge Fußabdrücke. Sieht aus, als hätten sie da in der Ecke miteinander gekämpft. An diesem Nagel hätte sie sich den Fetzen aus dem Ärmel reißen können, falls sie gegen die Wand geschleudert worden ist.«
»Oder jemand hat sie über der Schulter getragen«, sagte Saul. Der Psychiater hielt sich den linken Arm mit der rechten Hand. Er war leichenblaß.
»Ja. Suchen wir nach Blutspuren oder ... irgendwas.« Die beiden Männer suchten zwanzig Minuten im trüben Licht, fanden aber nichts mehr. Sie waren draußen und überlegten, welchen Weg Natalies Entführer durch das Labyrinth von Gassen und leerstehenden Gebäuden genommen haben könnte, als der Junge namens Taylor die Straße entlanggelaufen kam und ihnen zuwinkte. Gentry hielt die Ruger locker an der Seite und wartete. Der Junge blieb zehn Schritte von ihnen entfernt stehen. »He, Marvin möchte, daß Sie beide ins Haus zurückkommen. Leroy hat einen der Typen aus der Bauhütte. Er hat ihnen gesagt, wo sie die Voodoo-Lady finden können.«
»Grumblethorpe«, sagte Marvin. »Sie ist in Grumblethorpe.«
»Was um alles in der Welt ist ein Grumblethorpe?« fragte Saul.
Gentry und der Psychiater drängten sich zusammen mit dreißig weiteren Bandenmitgliedern in der Küche. Unten in den Zimmern und auf den Fluren warteten noch mehr. Marvin saß am Kopfende des Küchentischs und lachte. »Ja, genau das hab’ ich auch gesagt - was ist ein Grumblethorpe? Dann hat der Typ mir gesagt, wo es liegt, und ich hab’ gesagt ja, das Haus kenn’ ich.«
»Es ist ein altes Haus an der Avenue«, sagte Leroy. »Echt alt. Wurde gebaut, als die Käsegesichter noch komische Hüte mit drei Ecken trugen.«
»Wen haben Sie verhört?« fragte Saul.
»Hm?« sagte Leroy.
»Welchen von den Typen habt ihr euch geschnappt?« übersetzte Gentry. Marvin grinste. »Leroy, G. B. und ich sind wieder hingegangen, als es dunkel wurde. Der Hubschrauber war fort, Mann. Wir haben bei den Klos gewartet, bis ein Typ rauskommt. Er hat seine Waffe an einem winzigen Cliphalfter am Hosengürtel gehabt. G. B. und ich, wir haben gewartet bis er die Hosen runtergelassen hat, dann sagen wir hi. Leroy hat den Laster an die Seite gefahren. Wir haben den Typ noch sein Geschäft erledigen lassen, ehe wir ihn mitgenommen haben.«
»Wo ist er jetzt?« fragte Gentry.
»Immer noch in Rev Woods’ Laster. Warum?«
»Ich will mit ihm reden.«
»Nn-nnn«, sagte Marvin. »Er schläft jetzt. Der Typ sagt, er ist Sonderagent, Videotechniker. Hat gesagt, sonst wüßte er von nichts. Hat gesagt, er würde nich mit uns reden und daß wir tief in der Scheiße stecken, weil wir ‘n Bundesbullen angegriffen haben. Leroy und G. B. haben ihm beim Reden geholfen. Jackson sagt, er wird wieder, aber jetzt schläft er.«
»Und diese Fuller sitzt in einem Haus namens Grumblethorpe in der Germantown Avenue«, sagte Gentry. »War der Agent ganz sicher?«
»Ja«, sagte Marvin. »Die alte Voodoo-Lady wohnt bei einer anderen weißen Schlampe in der Queen Lane. Hätten wir uns denken können. Alte weiße Schlampen halten zusammen.«
»Was macht sie dann in diesem Grumblethorpe?«
Marvin zuckte die Achseln. »Der Bundesbulle hat gesagt, daß sie im Lauf der Woche immer öfter dort gewesen ist. Wahrscheinlich kommt das weiße Monster auch von dort.«
Gentry drängte sich durch die Menge, bis er neben Marvin stand. »Na gut. Wir wissen, wo sie ist. Gehen wir.«
»Noch nicht«, sagte Marvin. Er drehte sich um, damit er etwas zu Leroy sagen konnte, aber Gentry packte ihn an der Schulter und zerrte ihn zurück.
»Zum Teufel mit dieser >Noch-nicht<-Scheiße«, sagte Gentry. »Natalie Preston ist vielleicht dort und noch am Leben. Gehen wir.«
Marvin sah mit
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