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Kraft des Bösen

Kraft des Bösen

Titel: Kraft des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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im anderen war nur das Weiße unter dem hängenden Lid zu erkennen. »Sie haben mich belogen, Teuerste. Sie haben doch keine Nachricht von Nina.«
    Natalie machte den Mund auf, um etwas zu sagen, zu schreien, aber Vincent packte sie an den Haaren und drückte ihr eine kräftige Hand auf das Gesicht. Sie wurde aus dem Zimmer gezerrt und die steile Treppe hinuntergestoßen. Sie versuchte benommen davonzukriechen und zerkratzte sich die Hände auf den rauhen Bodendielen. Vincent ließ sich Zeit. Er hatte es nicht eilig, die Treppe hinunterzukommen, packte sie, als sie sich gerade auf die Knie aufrichtete, und trat ihr brutal in die Seite.
    Natalie rollte zur Wand und versuchte, sich zu einer kompakten, unsichtbaren Kugel zusammenzurollen. Vincent packte sie mit beiden Händen am Haar und zog ruckartig und fest.
    Sie schrie und trat, so fest sie konnte, nach seinen Hoden. Er fing ihren Fuß mühelos ab und drehte heftig. Natalie wirbelte herum, aber nicht schnell genug; sie hörte ihren Knöchel brechen wie einen trockenen Zweig und stürzte schwer auf die Hände und die linke Schulter. Schmerzen schossen wie blaue Flammen ihr rechtes Bein hinauf.
    Natalie sah nach hinten, als Vincent gerade das Messer aus der Armeejacke holte und die Klinge aufschnappen ließ. Sie wollte davonkriechen, aber er griff nach unten und zog sie halb an der Bluse in die Höhe. Der Stoff riß wieder, worauf Vincent auch den Rest wegzerrte. Natalie kroch weiter den dunklen Flur entlang und tastete vor sich nach einer möglichen Waffe. Sie spürte nichts als blanke Bodendielen vor sich.
    Sie drehte sich auf den Rücken, als Vincent mit seinen schweren Halbstiefeln donnernd nach vorn kam und sich breitbeinig über sie stellte. Natalie drehte sich um, biß durch schmutzigen Jeansstoff und spürte, wie ihre Zähne sich tief in seinen Wadenmuskel vergruben. Vincent zuckte weder zusammen, noch gab er einen Laut von sich. Die Klinge zuckte schemenhaft an ihrem Ohr vorbei, schnitt den Träger des BHs durch und hinterließ eine lange Linie des Schmerzes ihren Rücken hinab.
    Natalie stieß ein Keuchen aus, rollte sich wieder auf den Rücken und hob die Arme im vergeblichen Versuch, die Klinge aufzuhalten, die erneut zustieß.
    Draußen setzten die Explosionen ein.

32. Kapitel
     
    Germantown: Mittwoch, 31. Dezember 1980
     
    »Das Problem ist«, sagte Tony Harod, »ich habe noch nie jemanden getötet.«
    »Niemanden?« fragte Maria Chen.
    »Niemanden«, sagte Harod. »Niemals.«
    Maria Chen nickte und schenkte Champagner in ihre beiden Gläser nach. Sie waren beide nackt und saßen sich in der langen Badewanne im Zimmer 2010 des Chestnut Hills Inn gegenüber. Spiegel reflektierten das Licht einer einzigen Duftkerze. Harod lehnte sich zurück und betrachtete Maria Chen unter schweren Lidern hervor; ihre Schenkel ragten zwischen den weißen Begrenzungen seiner Knie auf, die Schenkel hatte sie gespreizt, ihre Knöchel berührten im Seifenwasser seine Rippen. Schaum verbarg alles bis auf die obere Wölbung ihrer rechten Brust, aber er konnte die andere Brustwarze köstlich und prall wie eine Erdbeere im dunklen Wasser sehen. Er bewunderte ihren geschwungenen Hals und die schwere Last ihres schwarzen Haars, als sie den Kopf zurückwarf, damit sie aus dem überschäumenden Champagnerglas trinken konnte.
    »Es ist Mitternacht«, sagte Maria Chen und sah auf die goldene Rolex auf der Ablage. »Fröhliches neues Jahr.«
    »Fröhliches neues Jahr«, sagte Harod. Sie stießen mit den Gläsern an. Sie tranken seit neun Uhr abends. Das mit dem Bad war Maria Chens Idee gewesen. »Nie jemanden getötet«, murmelte Harod. »War nie nötig.«
    »Sieht so aus, als müßtest du es jetzt«, sagte Maria Chen. »Als Joseph heute gegangen ist, hat er noch einmal bekräftigt, wie sehr Mr. Barent darauf besteht, daß du derjenige bist, der .«
    »Ja.« Harod stand auf und stellte das Glas auf die Ablage. Er trocknete sich ab und streckte die Hand aus. Maria Chen ergriff sie und stand langsam aus dem Schaum auf. Harod nahm das Handtuch, tupfte sie zärtlich trocken, legte beide Arme von hinten um sie, damit er den weichen Frotteestoff über ihre Brüste ziehen konnte. Sie verlagerte das Gewicht auf einen Fuß und spreizte die Schenkel etwas, als er sie zwischen den Beinen abtrocknete. Harod ließ das Handtuch fallen, hob Maria Chen mit beiden Armen auf und trug sie ins Schlafzimmer.
    Für Harod war es wie das erstemal. Er hatte keine Frau mehr zu deren Bedingungen gehabt, seit

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