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Kraft des Bösen

Kraft des Bösen

Titel: Kraft des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Holztür geschleudert, dann auf den Gehweg zurück.
    Gentry konnte gerade noch sehen, daß die Stirn des Jungen größtenteils fehlte, dann rannte er los. Ließ sich auf alle viere fallen und rollte zum Tor im seitlichen Garten. Er bekam kaum mit, daß Marvin über das Geländer gesprungen und einen Hechtsprung zur Westtür gemacht hatte. Kleine rote Pünktchen tanzten auf der Mauer über Gentry, zwei Schüsse wirbelten ihm Steinstaub ins Gesicht, dann hatte er das Tor hinter sich gelassen, rollte nach rechts und prallte gegen etwas Hartes, während mehrere Schüsse durch den Zaun schlugen und links von Gentry in den gefrorenen Boden rammten. Gentry kroch blind zum rückwärtigen Teil des Gartens. Aus der Richtung der Straße kamen weitere Schüsse, aber keiner schlug in seiner Nähe ein.
    Leroy kam keuchend zu ihm gerannt und ließ sich auf ein Knie fallen. »Scheiße, was ist da los?«
    »Schüsse von der anderen Straßenseite«, keuchte Gentry und stellte erstaunt fest, daß er die Ruger immer noch in der Hand hatte. »Erster Stock oder Dach. Sie benützen eine Laserzieleinrichtung.«
    »Marvin?«
    »Drinnen, glaube ich. G. B. ist tot.«
    Leroy stand auf, winkte mit dem Arm und war verschwunden. Ein halbes Dutzend Schatten rannte vorbei zur Vorderseite des Hauses.
    Gentry lief zur Ecke des Steinhauses und sah in den Garten. Die Hintertür stand weit offen, schwaches Licht war drinnen zu erkennen. Dann hielt ein Lieferwagen schlitternd auf der Gasse; eine Tür wurde geöffnet, in der Innenbeleuchtung zeichnete sich kurz die Silhouette eines Mannes ab, der vom Fahrersitz herunterstieg, dann wurden in der Dunkelheit beim Schuppen ein halbes Dutzend Schüsse laut. Der Mann fiel ins Innere zurück, die Tür wurde zugezogen. Jemand rief etwas aus der Richtung des Schuppens. Gentry sah Schatten, die hastig zu einem großen Baum liefen. Von oben ertönte der Lärm eines Hubschraubers, dann flammte ohne Vorwarnung ein gigantischer Suchscheinwerfer auf und beleuchtete fast den ganzen Garten mit weißem, grellem Licht. Ein Junge, dessen Namen Gentry nicht kannte, erstarrte wie ein Reh im Lichtkegel und sah in die gleißende Helligkeit hinauf, Gentry sah einen Sekundenbruchteil einen roten Punkt auf der Brust des Jungen tanzen, dann explodierte sein Brustkorb. Er hörte keinen Schuß.
    Gentry hielt die Ruger mit beiden Händen und feuerte dreimal in Richtung des Suchscheinwerfers. Der Scheinwerfer erlosch nicht, zuckte aber wild hin und her und beleuchtete Äste, Dächer und den Lieferwagen, während der Helikopter sich höher in die Nacht zurückzog.
    Von der Vorderseite des Hauses ertönte ein heftiger Schußwechsel. Gentry hörte jemanden mit hoher, dünner Stimme schreien. Weitere Explosionen und Mündungsfeuer kamen aus der Richtung des Lieferwagens auf der Gasse, dann hörte Gentry andere Autos in der Nähe. Er betrachtete die Ruger, kam zum Ergebnis, daß er keine Zeit zum Nachladen hatte, und rannte auf die offene Tür von Grumblethorpe zu.
    Saul Laski hatte seit siebenundzwanzig Jahren keine Planierraupe mehr gefahren, aber kaum hatte Jackson das Ding angelassen, sprang Saul auf den gepolsterten Sitz, drückte mit dem linken Fuß die Kupplung, versuchte das Gas zu finden und schlug mit beiden Händen auf Knöpfe ein.
    Der magere Junge, der Catfish genannt wurde, kauerte neben dem Sitz und brüllte: »Wissen Sie eigentlich, was Sie da machen?«
    »Total!« rief Saul zurück. Er fand das Gas, ließ die Kupplung kommen, ließ der rechten Kette zuviel Spielraum und hätte dadurch fast Jackson überfahren, der die zweite Planierraupe links von Saul kurzschloß. Saul rückte die Maschine gerade, würgte sie beinahe ab und schaffte es dann, sie auf eine Linie mit dem sechzig Meter entfernten Wohnwagenkomplex zu bringen. Dieselabgase und blauer Qualm wehten ihnen ins Gesicht. Saul sah nach rechts und erblickte drei Bandenmitglieder, die neben der Maschine über das unebene Gelände sprinteten.
    »Kann dieses Ding nicht schneller fahren?« kreischte Catfish.
    Saul hörte ein lautes Kratzen und stellte fest, daß er die Schaufel noch nicht hochgefahren hatte. Er holte es nach, worauf die Raupe mit weitaus mehr Schwung vorwärtsrollte. Hinter ihnen wurde ein Brüllen laut, als Jacksons Planierraupe sich von der Baustelle wegbewegte.
    »Was haben Sie vor, wenn wir dort sind?« rief Catfish.
    »Wart’s nur ab!« rief Saul und rückte sich die Brille zurecht. Er hatte nicht die geringste Ahnung, was er vorhatte. Er wußte, daß

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