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Kraft des Bösen

Kraft des Bösen

Titel: Kraft des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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war, überlegte er sich, während er am Gepäckkarussell des Dulles Airport wartete, ein Scheißärgernis.
    Er hatte ein gutes Gefühl, was seine Entscheidung betraf, als er die Tasche zum Dauerparkhaus trug, wo er seinen blauen Chevrolet abgestellt hatte. Er würde noch heute nachmittag John oder Ephraim in Los Angeles anrufen, sie darauf aufmerksam machen, daß das sichere Haus benützt wurde, und die Überwachung beginnen lassen. Zumindest hatten Saul und Natalie dann ein Team zur Unterstützung, wenn schon sonst nichts dabei herauskam.
    Cohen zwängte sich zwischen sein Auto und das daneben, schloß die Tür auf und warf seine Tasche auf den Beifahrersitz. Er drehte sich gereizt um, als jemand sich zu ihm in den engen Zwischenraum drängte. Sie würden warten müssen, bis er weggefahren war ...
    Jack Cohen brauchte eine Sekunde, bis seine alten Instinkte reagierten, dann noch eine, bis er das Gesicht des Mannes im spärlichen Licht erkannte. Es war Levi Cole.
    Cohen griff mit der Hand in die Innentasche des Sportmantels, bis ihm klar wurde, daß sich die 45er zwischen Socken und Unterwäsche in der Tasche befand. Er hob die Hände in Abwehrhaltung, aber die Tatsache, daß es sich um Levi Cole handelte, verwirrte ihn. »Levi?«
    »Jack!« Es war ein Hilferuf. Der junge Agent sah dünn und blaß aus, als hätte er Wochen eingesperrt in einer Zelle verbracht. Seine Augen wirkten betroffen, fast leer. Er hob die Hände, als wollte er Cohen umarmen.
    Cohen gab die Verteidigungshaltung auf, hielt den jungen Mann aber zurück, indem er ihm eine Hand auf die Brust legte. »Was geht hier vor, Levi?« fragte er auf hebräisch. »Wo sind Sie gewesen?«
    Levi Cole war Linkshänder. Das hatte Cohen vergessen. Die Sprungfederscheide ließ die kurze Messerklinge lautlos in Levis Handfläche schnalzen. Levi hob Hand und Arm so schnell, daß die Bewegung fast krampfartig zuckend wirkte, gefolgt, Sekunden später, von Cohens eigenem unwillkürlichen Zusammenzucken, als die Klinge unter seinen Rippen hindurch ins Herz eindrang.
    Levi ließ den Leichnam auf den Vordersitz rutschen und sah sich um. Eine Limousine stellte sich im Leerlauf hinter den Chevrolet und versperrte den Einblick von hinten. Levi nahm Cohens Brieftasche, holte Geld und Kreditkarten heraus, durchsuchte Mantel und Tasche des Toten und warf dabei die Kleidungsstücke einfach auf den Rücksitz. Er fand eine 45er, Cohens Flugtickets, Geld, Kreditkarten und einen Umschlag mit Quittungen. Levi rollte den Leichnam auf den Boden, versperrte die Tür des Chevrolet und schritt zu der wartenden Limousine.
    Sie verließen das Parkhaus und fuhren auf der Schnellstraße Richtung Arlington.
    »Nicht viel«, sagte Richard Haines in das Funktelefon. »Zwei Benzinquittungen von einer Shell-Tankstelle in San Juan Capistrano. Hotel quittungen von Long Beach. Sagt Ihnen das etwas?«
    »Setzen Sie Ihre Leute darauf an«, sagte Barents Stimme. »Fangen Sie mit dem Hotel und der Tankstelle an. Ist es Zeit, daß die Schwalben nach San Juan Capistrano zurückkehren?«
    »Ich glaube, das haben wir übersehen«, sagte Haines über die abhörsichere Leitung. Er betrachtete Levi Cole, der neben ihm saß und starr geradeaus sah. »Was sollen wir mit unserem Freund hier machen?«
    »Ich bin fertig mit ihm«, sagte Barent.
    »Für heute oder für immer?«
    »Endgültig fertig, glaube ich.«
    »Okay«, sagte Haines. »Wir kümmern uns darum.«
    »Richard?«
    »Ja?«
    »Fangen Sie bitte unverzüglich mit Ihren Ermittlungen an. Was den neugierigen Mr. Cohen da draußen interessiert hat, interessiert mich auf jeden Fall auch. Ich erwarte bis allerspätestens Freitag einen Bericht.«
    »Bekommen Sie«, sagte Richard Haines. Er legte den Telefonhörer auf die Gabel und betrachtete die Landschaft von Virginia, die vorbeizog. Ein großes Flugzeug rauschte über ihnen dahin und stieg höher, und Haines fragte sich, ob es sich dabei um die Maschine von Mr. Barent auf dem Weg irgendwohin handeln konnte. Durch das dunkel getönte Glas schien der Himmel die Farbe v)n Brandy zu haben und war wie von einem ekelhaften, kupferfarbenen Licht erfüllt, das einen auf den Gedanken brachte, es würde sich ein schrecklicher Sturm zusammenbrauen.

42. Kapitel
     
    In der Nähe von Meriden, Wyoming: Mittwoch, 22. April 1981
     
    Bei dem Gebiet nordwestlich von Cheyenne, Wyoming, handelte es sich um den Typus westlicher Landschaft, bei der manche Menschen ins Schwärmen kamen und andere augenblicklich von Agoraphobie

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