Kraft des Bösen
blickte hinaus, sah die Schatten hinter dem Fenste r gegenübe r un d tat , wa s ic h tu n mußte.
Zwei Minuten später bekam ich kaum noch mit, wie das Holz um den Riegel h eru m barst . Ic h hört e da s fern e Kratzen des Schürhakens, der die widerstrebende Metallplatte hera u s brach . Di e Tü r schwan g nac h innen.
Mi ß Krame r wa r schweißgebadet . Ih r Mun d hin g schlaff herab , Speiche l trof f ih r vo m Kinn . Ihr e Auge n hatte n nichts Menschliches . Wede r si e noc h ic h hörte n de n leise n Schrit t von Turnschuhe n au f de r Trepp e hinte r ihr.
Geh weiter. Heb ihn auf. Zieh ihn zurück ganz zurück. Nimm beide Hände. Ziele.
Etwas warnte Miß Kramer. Warnte Nina, sollte ich sagen;
Mi ß Krame r existiert e ni c h t mehr . Di e Brünett e dreht e sic h um un d sa h di e klein e Kathlee n a m obere n End e de r Trepp e st e hen , w o si e di e schwer e Waff e ihre s Großvater s hocherhoben und gespannt hielt. Das andere Mädchen stand im Innenhof un d rie f nac h seine r Freundin.
Diesma l wußt e N ina , da ß si e e s mi t eine r Bedrohun g z u tun hatte. Miß Kramer hob den Schürhaken und drehte sich zum Flu r um , al s de r Revolve r gerad e abgefeuer t wurde . Kathleen taumelt e durc h de n Rücksto ß di e Trepp e hinab , al s ein e rote Blum e übe r de r linke n Brus t vo n Mi ß Krame r erblühte . Sie taumelte , umklammert e abe r da s Gelände r mi t de r linke n Hand un d schlurft e de m Mädche n hinterher , di e Trepp e hinunter . Ich gab die Zehnjährige frei, als der Schürhaken niedersauste, e r hobe n wurde , erneu t niedersauste . Ic h gin g zu m ober e n Ende de r Treppe . Ic h mußt e e s sehen.
Mi ß Krame r sa h vo n ihre m grausige n Tu n auf . Nu r das Wei ß de r Auge n wa r i n ihre m blutbespritzte n Gesich t z u sehen. Ihr Männerhemd war von ihrem eigenen Blut getränkt, aber sie bewegt e sic h noch , funktioniert e noch . Si e ho b di e Waff e mit de r linke n Han d auf . Ih r Mun d wurd e noc h größer , si e ga b e i ne n Lau t vo n sic h wi e Dampf , de r au s eine r alte n Heizun g e n t weicht.
»Melani e … Melani e … « Ic h macht e di e Auge n zu , al s das Din g di e Trepp e herau f au f mic h zukam. Kathleen s Freun d i n ka m mi t kleinen , strampelnde n Beinen zu r Tü r herein . Si e spran g di e Trepp e mi t sech s Schritte n hoch un d schlan g di e dünne n weiße n Ärmche n z u eine m festen Klammergrif f u m Mi ß Kramer s Hals . Di e beide n stürzte n nach unten , übe r Kathlee n hinwe g di e ganz e T r epp e hinunter , auf de n polierte n Parkettboden.
Das Mädchen schien lediglich ein paar Prellungen zu haben. Ic h gin g hinunte r un d scho b e s beiseite . Ei n blaue r Bluterguß breitet e sic h au f ihre r Wang e aus , si e hatt e Schnittwunde n auf Arme n un d Stirn . Ihr e bl a ue n Auge n blinzelte n verständnislos.
Mi ß Kramer s Genic k wa r gebrochen . Au f de m We g z u ihr ho b ic h di e Pistol e au f un d stie ß de n Schürhake n beiseite . Ihr Kop f stan d i n eine m unmögliche n Winke l ab , abe r si e lebte noch . Ih r Körpe r wa r gelähmt , au f de m Holzbod en hatte sich scho n ein e Urinlach e ausgebreitet , abe r ihr e Auge n blinzelten noch , un d di e Zähn e klapperte n obszö n aufeinander . Ic h mußte mich beeilen. Die Stimmen von Erwachsenen riefen aus dem Hau s de r Hodges . Di e Tü r zu m Innenho f stan d wei t offen . Ich dr eht e mic h z u de m Mädche n um . »Ste h auf. « Si e blinzelte einma l un d erho b sic h unte r Schmerzen.
Ic h macht e di e Tü r z u un d nah m eine n braune n Regenm a n te l vo m Kleiderständer . E s dauert e nu r eine n Augenblick , bis ic h de n Inhal t meine r Tasche n i n de n Mante l ges t eck t un d den zerrissene n Frühlingsmante l weggeworfe n hatte . Jetz t riefen di e Stimme n i m Innenhof.
Ic h kniet e mic h nebe n Mi ß Krame r un d nah m ih r Gesicht zwischen die Hände, wobei ich Druck ausübte, damit der K i e fe r stil l blieb . Ihr e Auge n hatte n sic h wiede r nac h obe n gedreht, aber ich schüttelte ihren Kopf, bis die Pupillen wieder zu sehen waren. Ich beugte mich nach vorn, bis unsere Wangen sich berührten . Mei n Flüster n wa r laute r al s ei n Schrei.
»Da s wirs t d u büßen , Nina.«
Ic h lie ß de n Kop f au f de n Holzbod e n falle n un d gin g rasch in den Wintergarten, mein Nähzimmer. Ich hatte keine Zeit, de n Schlüsse l vo n obe n z u holen , dahe r nah m ic h eine n Wi n d sor - Stuhl und schlug damit das Glas der
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