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Kraft des Bösen

Kraft des Bösen

Titel: Kraft des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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warten, um eine Suche durchzuführen. Er wollte diesen Teil des Spiels zu Ende bringen, bevor es dunkel wurde.
    Vielleicht sind es gar nicht Luhar oder Reynolds, dachte Haines. Wahrscheinlich nicht. Es könnte die schwarze Frau sein, die Willi in Germantown benützt hatte. Die war vollkommen von der Bildfläche verschwunden. Möglicherweise war es sogar Tony Harod.
    Haines erinnerte sich an das Verhör von Maria Chen gestern abend und lächelte. Je eingehender er darüber nachdachte, desto wahrscheinlicher erschien es ihm, daß es sich um Harod handeln mußte. Nun, es wurde höchste Zeit, daß sie damit aufhörten, diesem kleinen Trottel aus Hollywood Honig ums Maul zu schmieren.
    Richard hatte mehr als ein Drittel seines Lebens für Charles Colben und C. Arnold Barent gearbeitet. Als >Neutraler< konnte er von Colben nicht konditioniert werden, aber er war reich mit Geld und Macht belohnt worden. Für Richard Haines selbst freilich war die Arbeit Lohn genug. Ihm gefiel sein Job.
    Der Helikopter kam mit siebzig Meilen und in einer Höhe von sechzig Metern über die Lichtung. Der schwarze Lieferwagen war im freien Gelände geparkt, die Hecktüren standen offen. In der Nähe stand der schwere Geländewagen des Sheriffs. »Verdammt, wo steckt der Deputy?« schnappte Haines.
    Der Pilot schüttelte den Kopf und versuchte, Dusty über Funk zu erreichen. Keine Antwort. Sie umkreisten die Lichtung in einer Spirale. Haines hob die M-16 und suchte zwischen den Bäumen nach Spuren von Bewegung oder Farbe. Nichts. »Kreisen Sie noch einmal«, befahl Haines.
    »Hören Sie, Captain«, sagte der Pilot, »ich bin weder Polizeibeamter noch FBI-Agent noch ein Held, und ich habe meine Zeit in Vietnam abgedient. Mit dieser Maschine verdiene ich meinen Lebensunterhalt, mein Freund. Wenn das Risiko besteht, daß der Hubschrauber oder wir Löcher abbekommen, müssen Sie sich einen anderen Vogel samt Piloten suchen.«
    »Halten Sie den Mund und kreisen Sie noch einmal«, sagte Haines. »Dies ist eine Frage der nationalen Sicherheit.«
    »Klar«, sagte der Pilot, »das war Watergate auch. Und das hat mir auch nicht besonders behagt.«
    Haines wirbelte herum, so daß das Gewehr auf seinen Knien lag und die Mündung auf den Piloten gerichtet war. »Steve, ich sage es nur noch einmal. Machen Sie noch eine Umkreisung. Wenn wir nichts sehen, landen Sie auf der Südseite der Lichtung. Comprende? «
    »Ja«, sagte der Pilot, >yo comprende. Aber nicht, weil Sie diese Scheiß-M-16 auf mich gerichtet haben. Nicht einmal Arschlöcher vom FBI erschießen Piloten, es sei denn, sie können die Maschinen selbst fliegen und sind verdammt sicher, daß nicht jemand auf die Kontrollen fällt.«
    »Landen Sie«, sagte Haines. Sie hatten die Lichtung viermal umkreist und er konnte keine Spur von dem Deputy oder sonst jemandem sehen.
    Der Pilot machte den Anflug schnell und tief, er mußte die Maschine sogar über der Baumgrenze hochziehen, bevor er abbremste und eine solide Landung genau an der Stelle bewerkstelligte, die Haines ihm gezeigt hatte.
    »Raus«, sagte der FBI-Agent und winkte mit dem Gewehr.
    »Das ist nicht Ihr Ernst«, sagte Steve.
    »Ich möchte nur gewährleisten, daß wir beide fliehen, wenn wir zu einem schnellen Rückzug gezwungen sind«, sagte Haines. »Und jetzt raus, bevor ich Ihnen ein oder zwei Löcher in Ihren Lebensunterhalt ballere.«
    »Sie sind echt verrückt«, sagte der Pilot. Er schob die Mütze auf dem Kopf zurück. »Ich werde so ein Tamtam um die Sache machen, daß J. Edgar Hoover höchstpersönlich aus dem Grab steigt und Ihnen den Arsch aufreißt.«
    »Raus «, sagte Haines. Er entsicherte und stellte die Waffe auf Vollautomatik.
    Der Pilot nahm Justierungen an der zentralen Konsole vor, die Rotorblätter wurden langsamer, dann öffnete er den Sicherheitsgurt und stieg aus. Haines wartete, bis der Pilot dreißig Schritte von der Maschine entfernt war und am Waldrand stehenblieb, dann öffnete er den eigenen Sicherheitsgurt und spurtete geduckt und hakenschlagend mit halb erhobener Waffe auf den Bronco des Sheriffs zu. Er duckte sich hinter den linken hinteren Kotflügel des Bronco und suchte den Hügel nach der Spur einer Bewegung oder Aufblitzen von Sonnenlicht auf Metall oder Glas ab. Nichts.
    Haines hob vorsichtig den Kopf. Er sah auf den Rücksitz, dann schlich er an der Fahrerseite entlang, bis er sehen konnte, daß auch der Vordersitz frei war. An der Metalltrennwand zwischen Vorder- und Rücksitz befanden sich zwei

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