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Kraft des Bösen

Kraft des Bösen

Titel: Kraft des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Spurrillen überging und sich nach Süden, Osten und dann wieder nach Süden wand.
    Sie sahen das Polizeiauto zweihundert Meter unter ihnen auf einer Lichtung parken, als sie durch eine Reihe enger Haarnadelkurven den steilen Hügel hinabschlichen. Natalie hielt den Lieferwagen an, als sie sicher sein konnte, daß sie sich außer Sichtweite befanden. »Verdammt!« sagte sie.
    »Er hat uns nicht gesehen«, sagte Saul. »Ich habe den Sheriff, oder was er war, erkennen können, der aus dem Auto ausgestiegen war und mit dem Fernglas in die andere Richtung gesehen hat.«
    »Er wird uns sehen, wenn wir durch die einsehbare Stelle zurückstoßen«, sagte Natalie. »Es ist so eng hier, daß ich rückwärts den Hügel hinauf zurückstoßen muß, bis wir zu der breiten Stelle zwei Kurven weiter hinten kommen. Verdammt!«
    Saul überlegte einen Moment. »Stoßen Sie nicht zurück«, sagte er. »Fahren Sie weiter und stellen Sie fest, ob er Sie anhält.«
    »Aber er wird uns festnehmen«, sagte Natalie.
    Saul kramte hinter dem Sitz herum, bis er die Gesichtsmaske und die Pfeilpistole fand, die sie bei Harod benützt hatten. »Ich werde nicht im Auto sein«, sagte er. »Wenn sie nicht nach uns suchen, treffe ich mich auf der anderen Seite der Lichtung wieder mit Ihnen, wo die Straße nach Osten über diesen Sattel verläuft.«
    »Und was ist, wenn sie nach uns suchen?«
    »Dann komme ich früher zurück. Ich bin ziemlich sicher, daß der Mann allein da unten ist. Vielleicht können wir herausfinden, was hier los ist.«
    »Saul, und wenn er den Lieferwagen durchsuchen will?«
    »Lassen Sie ihn. Ich schleiche mich so nahe wie möglich heran, aber lenken Sie ihn ab, damit ich das letzte Stück der Lichtung überbrücken kann. Ich komme von Süden, hinter dem Lieferwagen auf der Passagierseite, wenn ich kann.«
    »Saul, er kann doch nicht einer von ihnen sein, oder?«
    »Ich halte es nicht für wahrscheinlich. Sie müssen die hiesigen Behörden eingeschaltet haben.«
    »Also ist er nur ein ... unschuldiger Passant.«
    Saul nickte. »Und darum müssen wir uns vergewissern, daß er nicht verletzt wird. Und daß wir nicht verletzt werden.« Er sah den bewaldeten Hang hinab. »Lassen Sie mir etwa fünf Minuten Zeit, mich in Position zu begeben.«
    Natalie ergriff seine Hand. »Seien Sie vorsichtig, Saul. Wir sind jetzt nur noch zu zweit.«
    Er tätschelte ihre kalten, schlanken Finger, nickte, nahm seine Ausrüstung und verschwand lautlos zwischen den Bäumen.
    Natalie wartete sechs Minuten, ließ den Lieferwagen an und fuhr langsam bergab. Der Mann, der an dem Bronco mit dem Abzeichen des County lehnte, schien verblüfft, als sie auf die Lichtung fuhr. Er zog die Pistole aus dem Halfter und legte sie an, indem er den rechten Arm auf die Haube stützte. Als sie noch sechs Meter entfernt war, sprach er sie mit einem elektrisch verstärkten Megaphon an, das er in der Hand hielt.
    »SOFORT STEHENBLEIBEN!«
    Natalie schaltete in den Leerlauf und ließ die Hände deutlich sichtbar auf dem Lenkrad liegen.
    »MOTOR AUS. VERLASSEN SIE DAS FAHRZEUG. HALTEN SIE DIE HÄNDE HOCH.«
    Sie konnte spüren, wie ihr das Herz bis zum Hals schlug, als sie den Motor ausmachte und die Tür aufstieß. Der Sheriff oder Deputy oder was auch immer wirkte ausgesprochen nervös. Als sie mit hoch erhobenen Händen neben dem Lieferwagen stand, sah er in seinen Bronco, als wollte er das Funkgerät benützen, aber auf keinen Fall Waffe oder Lautsprecher weglegen. »Was ist denn los, Sheriff?« rief sie. Es war komisch, das Wort Sheriff wieder auszusprechen. Dieser Mann hatte nicht die geringste Ähnlichkeit mit Rob; er war groß, dünn, schätzungsweise Anfang Fünfzig, das Gesicht von Runzeln und Furchen durchzogen, als hätte er sein ganzes Leben lang in die Sonne geblinzelt.
    »RUHE! GEHEN SIE VON DEM FAHRZEUG WEG. GUT SO. HALTEN SIE DIE HÄNDE HINTER DEN KOPF. UND JETZT LEGEN SIE SICH HIN. GANZ RUNTER. AUF DEN BAUCH.«
    Als sie in dem braunen Gras lag, rief Natalie: »Was ist denn los? Was habe ich getan?«
    »MUND HALTEN. SIE DA IM WAGEN - RAUS! SOFORT!«
    Natalie versuchte zu lächeln. »Außer mir ist niemand da. Hören Sie, das muß ein Irrtum sein, Officer. Ich habe nie auch nur einen Strafzettel .«
    »RUHE!«
    Der Gesetzeshüter zögerte einen Augenblick, dann stellte er das Megaphon auf der Motorhaube ab. Natalie fand, daß er ein wenig dümmlich wirkte. Er sah wieder zum Funkgerät, schien sich zu entscheiden, kam rasch um den Bronco herum und hielt den

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