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Kraft des Bösen

Kraft des Bösen

Titel: Kraft des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Halterungen für Gewehre. Beide Halterungen waren leer. Haines versuchte es an der Fahrertür. Abgeschlossen. Er ließ sich auf ein Knie nieder und betrachtete die hundertzwanzig Grad des Berges, die er sehen konnte.
    Wenn der Dummkopf von Deputy entgegen dem ausdrücklichen Befehl in den Wald getapst war, schien es logisch, daß er das Gewehr mitnehmen und die Türen verriegeln würde. Wenn nur ein Gewehr in den Halterungen gewesen war. Wenn überhaupt ein Gewehr dagewesen war. Wenn der Deputy noch am Leben war.
    Haines sah um die Haube des Bronco herum zu dem sechs Meter entfernten Lieferwagen und wünschte sich plötzlich, er wäre in der Luft geblieben, bis Swanson und dessen Team eintrafen. Wie lange noch, bis sie hier sein mußten? Zehn Minuten? Fünfzehn? Wahrscheinlich weniger, wenn der See nicht weiter von der Straße entfernt war, als es aus der Luft den Anschein gehabt hatte.
    Plötzlich sah Haines das Bild von Tony Harods Kopf auf einem silbernen Teller vor sich. Er lächelte und rannte die sechs Meter zur Seite des Lieferwagens.
    Die Hecktüren standen weit offen. Haines glitt am heißen Metall des Lieferwagens entlang, bis er ins Innere sehen konnte. Er wußte, er bot eine perfekte Zielscheibe für jemanden mit einem Gewehr auf den Hügeln südlich der Lichtung, aber dagegen konnte er nichts machen. Er hatte beschlossen, aus dieser Richtung zu kommen, weil die Hügelflanke, abgesehen von dem kleinen Gehölz, wo der Pilot immer noch stand, fast ausschließlich aus Gras und kleinen Felsen bestand und keine Möglichkeit zum Verstecken bot. Haines hatte beim viermaligen Überfliegen nichts zwischen den Bäumen erkennen können. Er hielt die M-16 an der Hüfte und ging um den Lieferwagen herum.
    Kisten, ein Durcheinander von Kabeln und elektronischer Ausrüstung. Haines sah ein Funkgerät und einen Epson- Computer. Kein Versteck, das groß genug für einen Menschen gewesen wäre. Haines kletterte in den Lieferwagen und stöberte in Ausrüstung und Kisten herum. Die Kiste in der Mitte enthielt eine Masse, die wie sechzig bis siebzig Pfund graue Knetmasse aussah und sorgfältig in separate Plastikbeutel verpackt war. »O Scheiße«, flüsterte Haines.
    Er wollte nicht mehr in dem Lieferwagen sein.
    »He, Captain, können wir jetzt gehen?« rief der Pilot aus dreißig Metern Entfernung.
    »Ja, lassen Sie ihn warmlaufen!« rief Haines. Er ließ den Piloten zur Maschine zurücklaufen, bevor er selbst zu seinem geduckten Zickzacklauf zur offenen Tür an der rechten Seite der Plexiglaskuppel begann.
    Er war halb dort, als eine Stimme, die so laut war, daß sie nicht von einem Menschen stammen konnte, vom Nordhang bellte: »HAINES!« Die ersten Schüsse fielen eine Sekunde später.
     

50. Kapitel
     
    In der Nähe von San Juan Capistrano: Samstag, 25. April 1981
     
    Saul und Natalie waren noch keine fünfzehn Minuten gefahren, als sie die erste Straßensperre sahen. Es handelte sich um ein einziges Polizeiauto, das quer auf der Straße stand, wobei Blinklichter rechts und links schmale Fahrspuren kennzeichneten. Vier Autos mußten auf der östlichen Spur halten, drei auf der westlichen, in Richtung auf Saul und Natalie.
    Natalie fuhr den Lieferwagen eine Viertelmeile von der Straßensperre entfernt auf einer Hügelkuppe an den Straßenrand. »Unfall?« fragte sie.
    »Das glaube ich nicht«, sagte Saul. »Drehen Sie um. Schnell.«
    Sie fuhren über die Kuppe des Hügels zurück, den sie gerade passiert hatten. »Wieder durch das Tal, durch das wir gekommen sind?« sagte Natalie.
    »Nein. Etwa zwei Meilen hinter uns lag ein Waldweg.«
    »Wo das Schild zum Campingplatz stand?«
    »Nein, noch etwa eine Meile weiter an der Südseite der Straße. Wir können die Straßensperre vielleicht im Süden umgehen.«
    »Glauben Sie, der Polizist hat uns gesehen?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Saul. Er zog eine Pappkartonschachtel hinter dem Beifahrersitz hervor, nahm die automatische Colt-Pistole heraus und vergewisserte sich, daß sie geladen war.
    Natalie fand den Schotterweg, wo sie links abbogen und durch dichten Pinienwald und einige wenige grasbewachsene Wiesen kamen. Einmal mußte sie rechts ranfahren und einen Kleintransporter passieren lassen, der einen kleinen Anhänger zog. Mehrere Seitenwege zweigten von diesem Hauptweg ab, doch die schienen allesamt zu schmal und unbefahren zu sein und nirgendwohin zu führen, daher blieb Natalie mit dem Lieferwagen auf dem Feuerweg, der von einem Schotterweg in zwei ausgefahrene

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