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Kraft des Bösen

Kraft des Bösen

Titel: Kraft des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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    »Haines!« schrie der Deputy. »Ein Agent namens Haines, aus Washington. Er hat sich vor etwa zwanzig Minuten über Funk gemeldet.«
    »Wo ist Haines jetzt?«
    »Ich weiß es nicht ... ich schwöre es.«
    Der zweite Schuß wirbelte Staub zwischen den langen Beinen des Deputy auf. Natalie nahm den kleinsten Schlüssel, der die Handschellen öffnete. Sie rieb sich die Handgelenke und beeilte sich, die Waffe des Deputy vom Boden aufzuheben.
    »Er ist in Gormans Helikopter und fliegt den Highway entlang«, sagte der Deputy.
    »Hat Haines Beschreibungen der Insassen durchgegeben, oder nur des Lieferwagens?« schnappte Saul.
    Der Deputy hob den Kopf und sah sie blinzelnd an. »Insassen«, sagte er. »Schwarzes Mädchen, Mitte Zwanzig, in Begleitung eines weißen Mannes.«
    »Sie lügen«, sagte Saul. »Sie hätten sich dem Lieferwagen niemals genähert, wenn Sie gewußt hätten, daß zwei Personen gesucht werden. Was hat Haines gesagt, hätten wir ausgefressen?«
    Der Deputy murmelte etwas.
    »Lauter!« schnappte Saul.
    »Terroristen«, wiederholte der Deputy mit festerer Stimme. »Internationale Terroristen.«
    Saul lachte hinter dem schwarzen Stoff der Gesichtsmaske. »Wie recht er hat. Halten Sie die Hände hinter sich, Deputy.« Die Spiegelbrille wandte sich in Natalies Richtung. »Legen Sie ihm die Handschellen an. Geben Sie mir die andere Waffe. Bleiben Sie auf der Seite. Wenn er auch nur versuchen sollte, Sie anzugreifen, werde ich ihn erschießen müssen.«
    Natalie legte ihm die Handschellen an und wich zurück. Saul gab ihr die lange Pistole. »Deputy«, sagte er, »wir gehen jetzt zum Funkgerät und geben einen Spruch durch. Ich sage Ihnen, was Sie zu sagen haben. Sie haben jetzt die Wahl, ob Sie sterben oder die Kavallerie rufen und eine Chance haben, gerettet zu werden.«
    Nach der Charade am Funkgerät führten Natalie und Saul den Deputy den Hügel hinauf und fesselten ihm die Arme um den Stamm einer kleinen, umgestürzten Pinie sechzig Meter weiter oben an der südlichen Flanke des Hügels. Zwei Bäume waren gegeneinander gefallen, der Stamm des größeren auf einen einszwanziggroßen Felsbrocken. Das Dickicht der Zweige verbarg den Felsen und bildete eine ausgezeichnete Deckung, von der man die Lichtung unten bestens überblicken konnte.
    »Bleiben Sie hier«, sagte Saul. »Ich gehe runter zum Lieferwagen und hole Spritzen und das Pentobarbital. Dann hole ich sein Gewehr aus dem Bronco.«
    »Aber Saul, sie kommen!« sagte Natalie. »Haines ist unterwegs. Nehmen Sie die Betäubungspistole.«
    »Ich fühlte mich bei dieser Droge nicht wohl«, sagte Saul. »Ihr Puls war viel zu hoch, als wir sie benützen mußten. Wenn dieser Bursche einen Herzfehler hat, überlebt er es möglicherweise nicht. Bleiben Sie hier. Ich bin gleich wieder da.«
    Natalie duckte sich hinter den Felsbrocken, während Saul zum Bronco lief und dann im Lieferwagen verschwand.
    »Missy«, zischte der Deputy, »Sie stecken bis zum Hals in der Scheiße. Öffnen Sie meine Handschellen und geben Sie mir meine Waffe, dann besteht eine Möglichkeit, daß Sie das alles hier überleben.«
    »Halten Sie den Mund!« flüsterte Natalie. Saul kam mit dem Gewehr des Deputy und dem kleinen blauen Rucksack den Hügel heraufgelaufen. Sie konnte den Helikopter in der Ferne hören, der immer näher kam. Sie verspürte keine Angst, nur eine schreckliche Aufregung. Natalie legte die Pistole des Deputy auf den Boden und entsicherte die Colt Automatik, die Saul ihr gegeben hatte. Sie übte, die Hände auf dem flachen Felsen vor sich zu stützen und auf den Lieferwagen zu zielen, dessen Hecktüren jetzt offenstanden, obwohl sie wußte, er war für einen Pistolenschuß zu weit entfernt.
    Saul brach durch den Schirm von Zweigen und vertrockneten Nadeln, als der Helikopter gerade hinter ihnen über die Kuppe geschwebt kam. Er duckte sich keuchend und füllte eine Spritze aus einer umgedrehten Flasche. Der Deputy fluchte und versuchte sich zu wehren, als er die Injektion bekam, zuckte einen Augenblick und fiel in Tiefschlaf. Saul zog Gesichtsmaske und Brille ab. Der Helikopter kreiste noch einmal, dieses Mal niedriger, und Saul und Natalie duckten sich unter dem Dach der Zweige.
    Saul kippte den Inhalt des Rucksacks aus, legte eine rotweiße Schachtel mit kupferummantelter Munition beiseite und lud die Patronen eine nach der anderen in das Gewehr des Deputy. »Natalie, es tut mir leid, daß ich mich nicht vorher mit Ihnen besprechen konnte. Ich konnte die

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