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Kraft des Bösen

Kraft des Bösen

Titel: Kraft des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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sich auf den Rücken und strich sich das dunkle Haar von den Wangen. »Oder eifersüchtig?«
    »Drauf geschissen«, sagte Harod, stieg aus dem Bett und ging zur Hausbar. »Es wäre besser, wenn er mit dir vögeln würde. Dann würden wir vielleicht eine Ahnung von dem bekommen, was hier los ist.«
    Maria Chen schlüpfte aus dem Bett, ging zu Tony, der ihr den Rücken zugedreht hatte, und legte die Arme um ihn. Ihre kleinen, perfekten Brüste wurden an seinem Rücken flachgedrückt. »Tony«, sagte sie, »du bist ein Lügner.«
    Harod drehte sich wütend um. Sie kuschelte sich noch fester an ihn und umfing ihn zärtlich mit der linken Hand.
    »Du willst mich mit niemandem teilen«, flüsterte sie. »Niemals.«
    »Das ist Quatsch«, sagte Harod. »Völliger Quatsch.«
    »Nein«, flüsterte Maria Chen und glitt zwischen den Worten mit den Lippen an seinem Hals entlang. »Es ist Liebe. Du liebst mich, so wie ich dich liebe.«
    »Niemand liebt mich«, sagte Harod. Er hatte es mit einem Lachen sagen wollen, aber es kam als ersticktes Flüstern heraus.
    »Ich liebe dich«, sagte Maria Chen. »Und du liebst mich, Tony.«
    Er stieß sie auf Armeslänge von sich weg und sah sie finster an. »Wie kannst du so etwas sagen?«
    »Weil es stimmt.«
    »Warum?«
    »Warum es stimmt?«
    »Nein«, brachte Harod heraus, »warum lieben wir einander?«
    »Weil wir es müssen«, sagte Maria Chen und führte ihn zu dem breiten, weichen Bett.
    Später, als sie dem Plätschern des Wassers und einer Vielzahl von Schiffsgeräuschen lauschten, für die er keinen Namen wußte, hielt Harod sie mit einem Arm umschlungen, hatte die Hand müßig auf ihrer rechten Brust ruhen, die Augen geschlossen und fürchtete sich vielleicht zum erstenmal, seit er alt genug war zu denken, vor überhaupt nichts.
    Der Ex-Präsident verabschiedete sich am Samstag nach dem mittäglichen Luau, und um neunzehn Uhr waren die einzigen Gäste die Kletten der mittleren und unteren Schicht, magere und hungrige Cassiusse und Jagos in Haifischhautanzügen und Drillichzeug von Ralph Lauren. Harod fand, es war ein guter Zeitpunkt, an Land zurückzukehren.
    »Die >Jagd< fängt morgen an«, sagte Sutter. »Sie möchten die Festivitäten doch sicher nicht versäumen.«
    »Ich möchte Willis Ankunft nicht versäumen«, sagte Harod. »Ist Barent sicher, daß er immer noch kommt?«
    »Vor Sonnenuntergang«, sagte Sutter. »Das war die letzte Nachricht. Joseph ist zugeknöpft, was seine Kommunikationsverbindungen zu Mr. Borden betrifft. Vielleicht zu zugeknöpft. Ich fürchte, Bruder Christian wird langsam wütend.«
    »Das ist Keplers Problem«, sagte Harod. Er trat vom Steg auf das Deck des langen Kabinenkreuzers.
    »Sind Sie sicher, daß Sie diese zusätzlichen Surrogate holen müssen?« fragte Reverend Sutter. »Wir haben genügend im gemeinsamen Reservoir. Alle jung, kräftig, gesund. Die meisten stammen aus meinem Rehabilitationszentrum für Ausreißer. Es sind sogar genügend Frauen dabei, daß Sie sich eine aussuchen können, Anthony.«
    »Ich will zwei eigene haben«, sagte Harod. »Ich bin heute abend wieder zurück. Spätestens am frühen Morgen.«
    »Gut«, sagte Sutter mit einem seltsamen Funkeln in den Augen. »Ich möchte nicht, daß Sie etwas verpassen. Es könnte ein ganz außergewöhnliches Jahr werden.«
    Harod nickte zum Abschied, worauf das Boot brüllend zum Leben erwachte, langsam den Hafen verließ und beschleunigte, als es den Wellenbrecher hinter sich gelassen hatte. Barents Jacht war das letzte große Schiff, das noch da war, abgesehen von den Patrouillenbooten und dem Zerstörer, der sich im Aufbruch befand. Wie immer näherte sich ein Schnellboot mit bewaffneten Wachen, bestätigte visuell Harods Identität und folgte ihnen, als sie die letzten paar hundert Meter bis zu der Jacht zurücklegten. Maria Chen wartete an der Achtertreppe und hielt einen kleinen Koffer in der Hand.
    Die nächtliche Überfahrt zur Küste verlief weitaus ruhiger als die Herfahrt. Harod hatte um einen Wagen gebeten; ein kleiner Mercedes wartete dank der Stiftung Heritage West hinter dem Bootshaus.
    Harod fuhr auf dem Highway 17 bis South Newport und nahm die letzten dreißig Meilen bis Savannah die I-95.
    »Warum Savannah?« fragte Maria Chen.
    »Das haben sie nicht gesagt. Der Typ am Telefon hat mir nur Anweisung gegeben, wo ich parken soll - bei einem Kanal am Stadtrand.«
    »Und du glaubst, es ist derselbe Mann, der dich entführt hat?«
    »Ja«, sagte Harod. »Ich bin ganz

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