Kraft des Bösen
Barent zu, und seine Zähne funkelten gelb im grellen Licht von oben. »Ich muß meine Rolle als neues Mitglied bedenken und mich anständig benehmen, nicht wahr?«
»Ganz und gar nicht«, sagte Barent. »An diesem Tisch sind wir alle gleich ... Ebenbürtige und Freunde.« Barent sah Harod zum erstenmal direkt an. »Da für heute abend keine dringenden Angelegenheiten anstehen: Ist jeder bereit, zu den Surrogatpferchen aufzubrechen und seine Wahl für heute nacht zu treffen?«
Harod nickte, aber Willi ergriff das Wort. »Ich würde gerne einen meiner eigenen Leute benützen.«
Kepler runzelte verhalten die Stirn. »Bill, ich weiß nicht, ob ... ich meine, das können Sie, wenn Sie wollen, aber normalerweise versuchen wir zu vermeiden, unsere ... äh ... permanenten Leute zu benützen. Die Chance, in allen fünf Nächten zu siegen, ist ... äh ... recht gering, und wir möchten vermeiden, daß jemand vor den Kopf gestoßen wird oder mit heimlichem Groll abreist, weil er ... äh ... einen wertvollen Vertrauten verloren hat.«
»Ja, ich verstehe«, sagte Willi, »dennoch würde ich es vorziehen, einen meiner eigenen Leute zu benützen. Das ist erlaubt, ja?«
»Woll«, sagte Jimmy Wayne Sutter, »aber wenn er die heutige Nacht überlebt, müssen Sie ihn begutachten und in den Surrogatpferchen unterbringen lassen wie alle anderen auch.«
»Einverstanden«, sagte Willi. Er lächelte wieder, was Hirods Eindruck verstärkte, daß er mit einem Totenschädel ohne Augen sprach. »Ich finde es schön, daß Sie einem alten Mann eine Freude machen. Sollen wir jetzt die Pferche inspizieren und die Figuren für das heutige Spiel auswählen?«
Harod war zum erstenmal nördlich der Sicherheitszone. Der unterirdische Komplex überraschte ihn, obwohl er gewußt hatte, daß es irgendwo auf der Insel ein geheimes Hauptquartier geben mußte. Obwohl fünfundzwanzig bis dreißig Männer in Overalls als Wachtposten und in Überwachungszentralen zu sehen waren, schienen die Sicherheitsvorkehrungen fast verschwindend gering zu sein, verglichen mit dem Gedränge der Leibwächter während der Woche des Sommerlagers. Harod überlegte sich, daß sich der Großteil von Barents Wachpersonal auf See befinden mußte - an Bord der Jacht oder auf den Patrouillenbooten -, wo sie sich darauf konzentrierten, Leute von der Insel fernzuhalten. Er fragte sich, was diese Wachen von den Surrogatpferchen und den Spielen halten mochten. Harod arbeitete seit zwei Jahrzehnten in Hollywood; er wußte, es gab nichts, was Menschen anderen Menschen nicht antun würden, wenn nur der Preis stimmte. Manchmal standen sie sogar Schlange, damit sie es umsonst tun konnten. Harod glaubte nicht, daß es Barent schwergefallen wäre, Leute für diese besondere Arbeit zu finden, auch ohne seine spezielle Begabung.
Die Pferche waren seltsam, ins Urgestein eines Felsenkorridors gehauen, der viel älter und schmaler war als der Rest der Anlage. Er folgte den anderen an den Nischen vorbei, in denen sich zusammengerollte, nackte Gestalten befanden, und überlegte sich zum zwanzigstenmal, daß dies wahrhaftig die Szenerie eines B-Films war. Hätte ein Drehbuchautor Harod ein derartiges Treatment vorgelegt, er hätte ihn eigenhändig erwürgt und postum aus der Writer’s Guild hinauswerfen lassen.
»Diese Pferche datieren vor der ursprünglichen Vanderhoof- Plantage und sogar vor der älteren Unterkunft der Duboses«, sagte Barent gerade. »Ich habe einmal einen Historiker und Archäologen eingestellt, der die Theorie aufstellte, daß diese speziellen Zellen von den Spaniern geschaffen wurden, um rebellische Elemente der Indianerbevölkerung der Insel unterzubringen, obwohl die Spanier selten Stützpunkte so weit nördlich errichteten. Wie auch immer, die Nischen wurden auf jeden Fall vor 1600 geschaffen. Es ist interessant, einmal darüber nachzudenken, daß Christoph Kolumbus der erste Sklavenhalter dieser Hemisphäre war. Er ließ mehrere tausend Indianer nach Europa verschiffen und versklavte und tötete viele Tausende mehr auf den Inseln selbst Er hätte möglicherweise die gesamte Bevölkerung ausgerottet, wäre der Papst nicht mit der Androhung der Exkommunizierung eingeschritten.«
»Wahrscheinlich hat der Papst nur deshalb Einhalt geboten, weil er keinen hinreichend großen Anteil vom Profit abbekommen hat«, sagte der Reverend Jimmy Wayne Sutter. »Können wir uns frei unter allen entscheiden?«
»Unter allen, ausgenommen die, die Mr. Harod gestern nacht noch
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