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Kraft des Bösen

Kraft des Bösen

Titel: Kraft des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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verletzten Schulterblatt und zog mit aller Kraft. Die Tasche kam ein Stück hoch uid verkantete sich, war aber immer noch viel zu groß für die Öffnung.
    Der Mann rechts von Saul hielt die Taschenlampe konstant und gab einen einzigen Schuß ab. Ein Lichtstrahl fiel durch ein neues Loch im Stamm nur Zentimeter über Sauls Kopf. Saul duckte sich halb, nahm die andere Hand und zog noch einmal. Die Tasche bewegte sich nicht. Die zweite Kugel riß einen Lichtschacht zwischen seinem rechten Arm und den Rippen. Saul wurde klar, daß die Männer hinter ihm nur deshalb nicht schossen, weil ihr Kamerad hnen direkt gegenüb erstand und für seinen dritten Schuß langsam näher watete, ohne die Taschenlampe einmal abzuwenden.
    Saul packte den Plastikgurt mit beiden Händen, duckte sich und warf sich mit aller Kraft die er aufbringen konnte, nach hinten. Er rechnete damit, daß der Griff abreißen würde, und so kam es auch, aber erst nachdem die unförmige Tasche in einem Regen von Rinde und Wasser durch die Öffnung geschossen kam. Saul packte die nasse Tasche, hätte sie um ein Haar fallen gelassen, und drückte sie an die Brust, als er herumwirbelte und lief.
    Der Mann rechts von ihm gab einen Schuß ab und schaltete dann auf Automatik, als Saul aus dem Lichtstrahl seiner Taschenlampe hinauslief. Ein zweiter Lichtstrahl von links erfaßte ihn, kippte aber plötzlich weg, während der Mann vor Schmerzen aufschrie und Verwünschungen ausstieß. Eine zweite Waffe eröffnete fünfzehn Schritte von der ersten entfernt das Feuer. Saul lief weiter und wünschte sich, er hätte die Brille nicht verloren.
    Das Wasser war nur knietief, als er über einen umgestürzten Stamm stolperte und auf eine flache Insel aus Gestrüpp und Sumpftreibgut fiel. Er konnte mindestens zwei Männer hören, die plätschernd auf ihn zugelaufen kamen, während er die schwere Tasche herum drehte, den Reißverschluß fand, aufriß und die wasserdicht versiegelte Innentasche öffnete.
    »Er hat etwas!« rief einer der Männer dem anderen zu. »Beeilt euch!« Sie kamen schneller über den schmalen Streifen Sumpf näher.
    Saul zog den Gürtel mit dem C-4 heraus, warf ihn beiseite und holte die M-16, die er Haines abgenommen hatte. Sie war nicht geladen. Saul achtete sorgfältig darauf, daß er die Tasche nicht ins Wasser fallen ließ, tastete nach den sechs Magazinen, holte eines heraus, stellte durch Abtasten fest, daß es verkehrt herum war und rammte es in den Magazinschlitz. In den vielen Stunden, die er geübt hatte, das Gewehr auseinanderzunehmen, zusammenzusetzen und zu laden, hatte er nie den Grund hinter Colbes Rat vor Monaten eingesehen, daß jeder, der ein Gewehr benützte, wissen sollte, wie man es mit verbundenen Augen zusammensetzt.

Die Lichtstrahlen der Taschenlampen glitten über den Baumstamm, hinter dem Saul kauerte, und er erkannte am Plätschern des Wassers, daß der erste Mann kaum mehr als zehn Schritte entfernt sein konnte und rasch näher kam. Saul drehte sich um, kippte den Sicherungsschalter mit einer gewohnheitsmäßigen Bewegung von SAFE auf SEMI, drückte den Plastikgriff an die Schulter und jagte dem Mann aus einer Entfernung von nicht einmal sechs Schritten eine Salve kupferummantelte Kugeln in den Bauch. Der Mann klappte wie ein Taschenmesser zusammen und schien rückwärts in die Luft gerissen zu werden, während die Taschenlampe in den Sumpf fiel. Der zweite Mann blieb zwanzig Schritte rechts von Saul stehen und rief etwas Unverständliches. Saul feuerte genau am Strahl der Taschenlampe entlang. Glas und Stahl klirrten, ein kurzer Aufschrei ertönte, dann senkte sich Dunkelheit hernieder.
    Saul blinzelte, sah nur ein Stück von sich entfernt ein geisterhaftes grünes Leuchten und stellte fest, daß die Taschenlampe des ersten Mannes, den er getötet hatte, noch unter fünfzig Zentimetern Wasser leuchtete.
    »Barry?« rief eine leise Stimme etwa zwölf Meter von Saul entfernt zur Linken, wo die beiden ersten Männer versucht hatten, ihn einzukreisen. »Klip? Was ist denn da los, verdammt? Ich habe Schmerzen. Hört auf mit dem Scheiß.«
    Saul zog ein neues Magazin aus der Tasche, legte den Gürtel mit dem C-4 wieder hinein, ging rasch nach links und versuchte, im seichten Wasser zu bleiben.
    »Barry!« rief die Stimme wieder, jetzt noch sechs Meter entfernt. »Ich verschwinde von hier. Ich bin verletzt. Du Arschloch hast mir ins Bein geschossen.«
    Saul ging weiter, bewegte sich aber nur, wenn der Mann selbst Lärm

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