Kraft des Bösen
damit Marcie, Sheila und Belinda um ihn weinen konnten.
Jackson, der durch das vierfache Signal vorgewarnt war, raste die Straße entlang, schwenkte nach links und schirmte Natalie ab, als er sie einsteigen ließ. Der Typ mit der Waffe stützte diese mit beiden Händen auf das Dach eines geparkten Volvo und zielte auf die Spiegelung einer Straßenlaterne auf der Windschutzscheibe direkt vor Jacksons Gesicht.
War heute nacht nicht Friede, Freude, Eierkuchen mit der Voodoo-Lady, dachte Catfish. Die alte Vettel muß echt stinkesauer sein. Er setzte sich in Bewegung, lief lautlos in seinen 50-Dollar-Adidas-Schuhen und trat dem weißen Typen die Füße weg. Das Kinn des Mannes prallte auf das Autodach, und Catfish schlug seinen Kopf noch ein paarmal gegen die Beifahrerseite, um ganz sicherzugehen, wobei er mit der Hand nach der Waffe griff und das Häutchen zwischen Daumen und Zeigefinger auf den Hahn hielt, für alle Fälle. In Filmen warfen sie Pistolen herum wie Spielzeuge, aber Catfish hatte schon gesehen, wie Brüder von Waffen erschossen worden waren, die man kaum fallen gelassen hatte. Nicht Menschen bringen Menschen um, dachte er, während er den Typ auf den Gehweg legte, sondern Waffen.
Jackson ließ den Rülpser zweimal ertönen, als er mit Natalie wegfuhr. Catfish sah sich um, vergewisserte sich, daß der weiße Typ weggetreten war, aber noch atmete, und drückte den Sendeknopf. »He, Bruder«, sagte er, »was ’n los?«
Jacksons Stimme wurde durch den billigen Lautsprecher und die geringe Lautstärke verzerrt. »Dem Mädchen ist nichts passiert, Mann. Und bei dir?«
»Typ mit ’ner großen Vierfünfer-Dienstwaffe, dem hat dein Gesicht nicht gefallen, Mann. Jetzt schläft er.«
»Wie tief?« krächzte Jacksons Stimme.
»Döst nur, Mann. Was soll ich mit ihm machen?« Catfish hatte ein Messer, aber sie waren übereingekommen, daß Leichen, die in dieser besseren weißen Wohngegend gefunden wurden, nicht unbedingt gut fürs Geschäft sein würden.
»Laß ihn irgendwo verschwinden«, sagte Jackson.
»Klar, prima«, sagte Catfish. Er zerrte das bewußtlose Käsegesicht ins Gebüsch unter einer Weide. Nachdem er seine Kleidung abgewischt hatte, drückte er wieder den Sendeknopf. »Kommt ihr beiden zurück oder macht ihr ’n Ausflug, oder was?«
Jacksons Stimme hörte sich durch die Entfernung undeutlich an. Catfish fragte sich, wohin um alles in der Welt sie fuhren. »Später, Mann«, sagte Jax. »Sei cool. Wir kommen wieder. Bleib in Deckung.«
»Scheiße«, sagte Catfish über CB, »du nimmst die Mieze auf ’ne Spazierfahrt mit, und ich kann hier auf der Straße rumhocken.«
»Privileg des Alters, Mann«, rief Jackson, dessen Stimme kaum noch zu hören war. »Ich war schon Mitglied von >Soul Brickyardc, da warst du nichts weiter als eine Beule in der Hose deines Dad. Bleib sauber, Bruder.«
»Leck mich doch«, sagte Catfish, bekam aber keine Antwort und vermutete, daß sie außer Reichweite waren. Er steckte das CB-Funkgerät in die Tasche und schlich schnell und leise in seine Gasse zurück, wobei er in jeden Schatten sah und sich vergewisserte, daß die Voodoo-Lady nicht noch andere Leute losgeschickt hatte.
Er saß noch keine zehn Minuten in seinem Versteck zwischen einer Mülltonne und einem Zaun, wo er einer seiner Lieblingserinnerungen an Belinda im Bett im Chelten Arms nachhing, die er in Großaufnahme und Zeitlupe holte, als er das leiseste Flüstern eines Geräuschs in der Gasse hinter sich hörte.
Catfish schnellte in die Höhe und klappte noch beim Aufspringen das Messer auf. Der Mann hinter ihm war so groß und kahl, daß er unmöglich real sein konnte.
Culley schlug Catfish mit einer raschen Bewegung seiner gewaltigen Pranke das Messer aus der Hand. Mit der Rechten ergriff er den mageren schwarzen Jungen und hob ihn vom Boden hoch.
Catfish spürte, wie ihm die Luft abgestellt wurde, und sein Blick verschwamm, aber noch während der massive Schraubstock aus Fleisch ihn vom Boden hochhob, trat er dem Berg von einem Mann zweimal in die Eier und schlug so fest auf die Ohren des kahlen Käsegesichts, daß die Trommelfelle platzten. Das Monster blinzelte nicht einmal. Catfishs Finger zielten gerade auf die Augen des Mannes, als die Hand um seinen Hals fester zudrückte, unvorstellbar fest, und ein lautes Knacksen ertönte, als Catfishs Kehlkopf brach.
Culley ließ den zuckenden, keuchenden jungen Mann auf den Schlackeboden der Gasse fallen und sah gleichgültig hin. Es dauerte fast
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