Kraft des Bösen
mich zu töten«, sagte er. »Kommen Sie. Entscheiden Sie sich. Ich möchte spielen.«
»Was ist mit der Frau?« sagte Barent.
»Sie war mein Damebauer«, sagte Willi. »Ich gebe sie Ihnen.«
»Ihr Damebauer«, wiederholte Barent. »Und wird sie immer noch von Ihrer Dame beherrscht?«
»Meine Dame wurde vom Spielbrett genommen«, sagte Willi. »Aber Sie können den Bauern ja selbst fragen, wenn das Mädchen eintrifft.«
Barent schnippte mit den Fingern, worauf ein halbes Dutzend Männer mit Waffen nach vorn traten. »Bringen Sie sie herein«, sagte er. »Wenn sie eine verdächtige Bewegung machen, töten Sie sie. Lassen Sie Donald wissen, daß wir möglicherweise früher als erwartet zur Antoinette zurückkehren. Rufen Sie die Patrouillen zurück, und verdoppeln Sie die Wachen südlich der Zone.«
Tony Harod hätte auf die jüngste Wendung der Ereignisse gern verzichten können. Soweit er sagen konnte, hatte er keine Möglichkeit, von dieser Scheißinsel wegzukommen. Barent ließ seinen Helikopter draußen vor der Verandatür warten, Willi hatte seinen Lear-Jet auf der Startbahn stehen, selbst Sutter hatte ein Flugzeug, das wartete; aber soweit Harod es übersah, waren er und Maria Chen gestrandet. Jetzt waren eine Phalanx von Wachmännern eingetreten und führten Jensen Luhar und die beiden Surrogate herein, die Harod in Savannah geholt hatte. Luhar war ganz nackt, nur Muskeln und schwarze Haut. Die Frau trug lediglich ein blutiges und zerrissenes Hemd, das aussah, als würde es von einem vom Wachpersonal stammen. Ihr Gesicht war mit Schmutz und Blut beschmiert, aber ihre Augen erschreckten Harod am meisten; diese waren fast komisch aufgerissen und starrten rund hinter wirren Haarsträhnen hervor, die Iris jeweils vollkommen von Weiß umgeben. Wenn die Frau schlecht aussah, dann sah der Mann namens Saul, den Harod auf die Insel gebracht hatte, hundeelend aus. Luhar schien den Juden aufrecht zu halten, als sie zehn Schritte von Barent entfernt standen, und Harods ehemaliges Surrogat war ein Jammerbild: Blut tropfte ihm vom Gesicht und durchnäßte das Hemd und das linke Hosenbein. Die linke Hand des Mannes sah aus, als wäre sie durch eine Mangel mit Metallzähnen gezogen worden. Blut tropfte von der hängenden Hand auf ein weißgefliestes Quadrat. Aber etwas am Blick des Mannes deutete auf Wachsamkeit und Trotz hin.
Harod verstand überhaupt nichts mehr. Es war nicht zu übersehen, daß Willi den Mann und die Frau kannte - und sogar zugab, daß der Jude einmal ein Surrogat von ihm gewesen war -, aber Barent schien davon auszugehen, daß die beiden aus eigenem Antrieb auf die Insel gelangt waren. Willi hatte vorhin gesagt, Barent wäre derjenige, der den Juden konditioniert hatte, aber der Milliardär hatte ihn nicht auf die Insel gebracht. Er schien ihn als freien Agenten zu betrachten. Der Dialog mit der Frau war noch bizarrer. Harod war sehr verwirrt.
»Guten Abend, Dr. Laski«, sagte Barent zu dem blutenden Mann. »Tut mir leid, daß ich Sie nicht gleich erkannt habe.«
Laski sagte nichts. Sein Blick fiel auf Willi, der auf einem der Stühle mit hoher Lehne saß, und änderte sich auch dann nicht, als Luhar ihm grob den Kopf herumriß, damit er Mr. Barent ansah.
»Es war Ihr Flugzeug, das vor einigen Wochen am nördlichen Strandabschnitt gelandet ist«, sagte Barent.
»Ja«, sagte Laski, der Willi nicht aus den Augen ließ.
»Ein kluger Plan«, sagte Barent. »Jammerschade, daß Sie keinen Erfolg hatten. Geben Sie zu, daß Sie hierhergekommen sind, um uns zu töten?«
»Nicht alle«, sagte Laski, »nur ihn.« Er deutete nicht auf Willi, aber das war auch nicht nötig.
»Ja«, sagte Barent. Er rieb sich die Wangen und sah Willi an. »Nun, Dr. Laski, haben Sie immer noch vor, unseren Gast zu töten?«
»Ja.«
»Sind Sie besorgt, Herr Borden?« fragte Barent.
Willi lächelte.
Dann machte Barent etwas Unglaubliches. Er stand von dem Stuhl auf, wo er kurz vor Ankunft der Surrogate Platz genommen hatte, ging zu der nackten Frau, hob ihre schmutzige rechte Hand und küßte sie sanft. »Herr Borden hat mich informiert daß ich die Ehre habe, mit Miz Fuller zu sprechen«, sagte er mit einer Stimme so glatt wie geschmolzene Margarine. »Ist das richtig?«
Die Frau mit dem irren Blick lächelte und wand sich. »So ist es«, sagte sie mit einem ausgeprägten Südstaatenakzent. Sie hatte getrocknetes Blut auf den Zähnen.
»Es ist mir wahrhaftig ein Vergnügen, Miz Fuller«, sagte Barent, der immer noch
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