Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kraft des Bösen

Kraft des Bösen

Titel: Kraft des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
Vom Netzwerk:
Herrenhaus abgefeuert. Das Dach des riesigen Gebäudes brannte, der Ostflügel war völlig zerstört, Rauch stieg im Schein der verbliebenen Flutlichter nach oben, und es sah aus, als wäre ein Geschoß in der Nähe der Veranda auf der Südseite eingeschlagen, wo es die Fensterscheiben zerstört und die Seite zu der langen Rasenfläche bis hin zur Klippe durchlöchert hatte.
    Der Rasen selbst sah unbeschädigt aus, aber teilweise lag er im Dunkeln, wo Flutlichter ausgefallen waren. Das Feuer auf den Klippen zeigte Gestrüpp und verkrüppelte Bäume am Klippenrand, die ohne die Flammen in der Nähe unsichtbar gewesen wären. Die letzten zwanzig Meter Rasen, die beleuchtet wurden, sahen glatt genug aus, abgesehen von dem Krater und den Trümmern bei der zerstörten Veranda.
    »Es ist perfekt«, sagte Natalie.
    »Es ist Wahnsinn«, sagte Meeks. »Die Steigung muß beim Herrenhaus dreißig Grad betragen.«
    »Perfekt für eine Landung«, sagte Natalie. »Sie brauchen weniger Rollbahn. Haben britische Flugzeugträger nicht genau aus diesem Grund schräge Decks?«
    »Jetzt hat sie Sie kalt erwischt, Mann«, sagte Jackson.
    »Puuh«, sagte Meeks. »Dreißig Grad? Außerdem, selbst wenn wir halten könnten, bevor wir in dieses brennende Gebäude hineinrasen, könnten sich die dunklen Stellen im Rasen - der nebenbei überwiegend dunkel ist - Äste, Gruben und angelegte Steingärten verbergen. Es ist Wahnsinn.«
    »Ich stimme dafür«, sagte Natalie. »Wir müssen versuchen, Saul zu finden.«
    »Dafür«, sagte Jackson.
    »Was soll diese Abstimmungsscheiße?« fragte Meeks ungläubig. »Seit wann ist ein Flugzeug eine Demokratie?« Er zupfte an seiner Baseballmütze und sah zu dem Zerstörer, der nach Osten abbog. »Sagen Sie mir die Wahrheit«, sagte er. »Dies ist nur der Anfang der Revolution, richtig?«
    Natalie sah Jackson an und ging das Risiko ein. »Ja«, sagte sie. »So ist es.«
    »Hm-hmm«, sagte Meeks. »Ich habe es gewußt. Nun, Jungs und Mädels, ich muß euch sagen, ihr fliegt mit dem einzigen aktiven Sozialisten in Dorchester County.« Er holte die kalte Zigarre aus der Hemdentasche und kaute einen Augenblick darauf herum. »Ach, drauf geschissen«, sagte er schließlich, »wahrscheinlich würde uns der Treibstoff sowieso ausgehen, bevor wir wieder daheim sind.«
    Mit gedrosseltem Schub schien das Flugzeug zu stocken, als es auf die Klippe zuflog, die weiß im Sternenlicht schimmerte. Natalie war noch nie so aufgeregt gewesen. Sie hatte den Sicherheitsgurt so fest angezogen, daß sie kaum atmen konnte, beugte sich nach vorn und klammerte sich an der Konsole fest, während die Klippen mit halsbrecherischer Geschwindigkeit auf sie zu gerast kamen. Dreißig Meter entfernt wurde Natalie klar, daß sie zu tief waren - die Cessna würde an der Felswand zerschellen.
    »Der Seitenwind ist eine verdammt große Hilfe«, knurrte Meeks böse. Er gab etwas Schub zu und zog den Steuerknüppel behutsam zurück. Sie überquerten den Klippenrand und das Gestrüpp in einer Höhe von nur drei Metern und stießen in die Dunkelheit zwischen den Eichen vor. »Mr. Jackson, Sie lassen mich wissen, ob dieses Schiff zurückkommt.«
    Jackson gab auf dem Rücksitz ein Geräusch von sich.
    Es waren dreißig Meter bis zum ersten Rasenstreifen im Flutlicht, und Meeks setzte das Fahrgestell der Cessna präzise am Anfang des weißen, beleuchteten Streifens auf. Es war härter, als Natalie erwartet hatte. Sie schmeckte Blut und stellte fest, daß sie sich auf die Zunge gebissen hatte. Innerhalb von Sekunden waren sie in die Dunkelzone zwischen den Lich t streifen gerollt. Natalie mußte an herabgefallene Äste und angelegte Steingärten denken.
    »So weit, so gut«, sagte Meeks. Das Flugzeug holperte durch den vorletzten Lichtstreifen und wieder in die Dunkelheit hinein. Natalie hatte den Eindruck, als würden sie eine vertikale Mauer aus Kopfsteinpflaster hinaufkriechen. Etwas klopfte und zerrte am rechten Rad, die Cessna schlingerte und drohte bei fünfzig Stundenmeilen umzukippen, und Meeks bediente Schub, Bremsen und Ruder wie ein besessener Organist. Das Flugzeug fing sich wieder und rollte durch den letzten Streifen Flutlicht, wo der Schein die Windschutzscheibe zum Gleißen brachte und sie blendete. Die Südwand des brennenden Gebäudes kam viel zu schnell auf sie zu gerast.
    Sie rollten durch aufgerissene Erdbrocken und machten eine holprige Wendung, bei der die Steuerbordtragfläche über den Rand des Bombenkraters schwang. Die Veranda

Weitere Kostenlose Bücher