Krafttraining
können aber auch im Wirbelsäulentraining oder für die untere Extremität einsetzen, insbesondere wenn man sie mit instabilen Unterlagen kombiniert. Vor allem die so genannte »Tiefenmuskulatur«, d.h. die gelenknahen, vorwiegend stabilisierenden Muskeln, sollen von den oszillierenden Geräten profitieren. Den tatsächlichen Nutzen dieser viel gepriesenen und im Fitness- und Rehabilitationsbereich verbreiteten Geräte müssen Studien erst erbringen. Die Effekte des besser erforschten Trainings auf Vibrationsplatten dürfen nicht auf diese Geräte übertragen werden.
Aus der Physiotherapie und Rückenschule stammt der Sitzball, ein großer mit Luft gefüllter Gummiball von 55–75 cm Durchmesser, auf dem kräftigende Übungen mit erhöhter sensomotorischer Komponente durchgeführt werden. Er wird vor allem für Übungen zur Rumpf- und Hüftstabilisierung, u. a. im so genannten »CoreTraining« (Kap. 6.4.1 ), eingesetzt, weshalb dieses ehemals vorwiegend medizinisch genutzte Gerät mittlerweile auch im Leistungssport zu finden ist [ 219 ].
Interessante Hilfsmittel kommen in neuerer Zeit auch im Hanteltraining zum Einsatz: Um die Ausbelastung der Muskulatur im Freihanteltraining zu intensivieren, werden im leistungsorientierten Training starke Gummizüge und schwere Ketten (9–13 kg) benutzt, um die biomechanisch günstigen Bewegungsphasen bei einer Hantelübung zu erschweren und dadurch den Trainingseffekt zu erhöhen. Hängt man beispielsweise eine lange, schwere Kette beidseits an die Langhantel beim Bankdrücken, so liegt ein Teil von ihr auf dem Boden, der beim Hochdrücken zunehmend den Widerstand erhöht. Den gleichen Effekt erreicht man mit starken Gummizügen, die ihren Widerstand mit zunehmender Dehnung erhöhen und dadurch eine Steigerung der Trainingsbeanspruchung beim Kreuzheben und Bankdrücken bewirken. In der Kniebeuge werden Gummizüge häufig auch als »Widerstandsnehmer« in der tiefen Beugephase verwendet, indem sie als Schlingen von oben herabhängen. Die Hantel spannt beim Absinken die Gummizüge, die einen Teil der Last aufnehmen. Im Prinzip sind diese Hilfsmittel der Versuch, bei Freihantelübungen den Widerstand an die physiologische Kraftkurve der Muskeln bzw. Muskelketten anzupassen, wie es seit langem im Maschinentraining üblich ist.
11.7
Die Turnhallenausstattung
Die Klassiker der Turnhallenausstattung (Kasten, Medizinbälle, Turnbänke, Sprossenwand etc.) haben nach wie vor im Kinder- und Jugendbereich, im Seniorentraining, aber auch zum Teil im Leistungssport ihren Nutzen für ein effektives Kräftigungstraining. Sprünge auf, über und vom Turnkasten trainieren die Schnellkraft. In Bauchlagekann ein großer Turnkasten zum Rückentraining genutzt werden, wenn der Oberkörper frei überhängend angehoben und die Beine von einem Partner fixiert werden. Ein Überhängen der Beine in Bauchlage ermöglicht ein effektives Training der Hüftstrecker (= Gesäßmuskeln). Medizinbälle werden häufig für das Schnellkraft- oder Kraftausdauertraining der Arm- und Schultermuskulatur eingesetzt. Auch für das Rumpfkrafttraining sind sie als gehaltenes Zusatzgewicht effektiv. Mittlerweile gibt es Medizinbälle mit Griffen, damit ihre Vorteile (weiche Oberfläche, Körper- und Bodenkontakt unproblematisch) bei Verringerung ihrer Nachteile (Unhandlichkeit) genutzt werden können. Darüber hinaus bieten sich für das Krafttraining im Schulsport Turnbänke für Zug- oder Schiebeübungen in Bauchlage an. Die Kletterseile ermöglichen das intensive Training der Arm- und Rückenmuskulatur (insbesondere M. latissimus dorsi). Der »gute, alte« Barren kann durch Hangel-, Stütz- und Halteübungen ebenfalls als effektives Krafttrainingsgerät dienen. Die Sprossenwand ermöglicht Kletterübungen, Beinheben im Hang, Klimmzüge und das Einhängen von Turnbänken, an denen man sich hochziehen kann (Kindertraining) bzw. die aus der Kniebeuge gestemmt werden müssen (Erwachsenentraining).
Abb. 80: Der Bauch-Crunch auf einem Sitzball erhöht die sensomotorische Anforderung an den Trainierenden.
Abb. 81: Krafttraining in der Turnhalle: Eine eingehängte Turnbank dient als Zusatzlast für eine Stemmübung zur Entwicklung der Beinkraft.
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